Nördliche Gabelspitze 3076m - Bunte Hunde oder Der unbekannte Grat


Publiziert von georgb , 7. Juli 2022 um 18:27.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen
Tour Datum: 3 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m

Man liest allerlei haarsträubende Sachen über die Nördliche Gabelspitze, die Zustiege von Süden und Nordosten scheinen heikel und es wird davon abgeraten. Eine Richtung aber lassen sogar die Führer aus, über den Westgrat hört und liest man kaum etwas!? Dabei scheint er aus der Ferne betrachtet der einfachste Zustieg zu sein, Manuel und ich haben eine Mission.
Zwei bunte Hunde, in lustigem Mix aus Tiroler Tradition, Deutschem Biedermeier und modernem Hightech ziehen wir durchs Knuttental. Nach der Knuttenalm verlassen wir den belebten Weg Richtung Klammljoch und zweigen in die Einsamkeit in das Hochtal über der Brunner Hütte ab. Der Weg der Erstbesteiger zieht von hier in die Rinne zwischen Nord- und Südgipfel, das halten wir nicht mehr für vertretbar, wir steigen weiter auf die (von mir so genannte) "Alprechscharte".
Auf der Kammhöhe zeigt sich der gesamte Westgrat zur Nördlichen Gabelspitze und auf den ersten Blick sind keine unüberwindbaren Hindernisse zu erkennen. Manuel ist "angefixt" und kaum noch zu halten, doch ich mahne zur Ruhe und schon stellt sich ein Absatz in den Weg. Ein kurzes Wändchen mit stabilen Griffen und Tritten im 2. Grat ist schnell überwunden. Aber damit ist die Welt der stabilen Tritte auch schon zu Ende, wir betreten eine brüchige Wildnis und unter unseren Füßen bröselt es nur so vor sich hin.
Das landschaftliche Erlebnis ist dafür grandios, an scharfen Schneiden und wilden Türmen vorbei gewinnen wir zügig Höhe und Ausblicke. Bald stehen wir vor dem letzten Aufschwung und suchen nach Griffen in äußerst unzuverlässigem Fels, im Aufstieg ist diese Passage noch halbwegs gut machbar!? Erleichtert stehen wir am höchsten Punkt und sind beeindruckt, was für ein exklusives Ambiente, menschenverlassen und exponiert.
Allzulange halten wir uns trotzdem nicht auf, wir wollen den heiklen Abstieg hinter uns bringen, bevor wir zum entspannten Teil des Tages übergehen können. Die Schlüsselpassage ist direkt unter dem Gipfel, hier gilt es ein brüchiges Schrofenhängchen zu queren. Technisch kaum II, aber unheimliches Terrain, jeder Griff muss geprüft werden und ich setze so manchen Tritt mit Verzögerung an. Das ist nicht mehr mein Wohlfühlgelände und ich atme erleichtert durch, als wir den Abschnitt hinter uns haben.
Der Rest ist im Vergleich ein Spaziergang, auch wenn unter jedem Tritt der Schotter zu Tal rieselt, unheimlich. Erst an der Scharte auf 2792m ist Zeit und Muse für eine kleine Pause und Lagebesprechung. Während wir die Schuhe ausklopfen, planen wir den weiteren Tagesverlauf und Einkehrschwung. Für die Knuttenalm sind wir nicht mehr zu gewinnen, leider hat sie sich seit Jahren auf Touristenfang spezialisiert. Die Durraalm gefällt uns deutlich besser und dafür nehmen wir mehr als 200 Höhenmeter Gegenanstieg in Kauf, das will etwas heißen!?
Wir stöhnen in der schwülen Hitze und lassen uns leicht erschöpft im Schatten nieder. Doch nach der ersten Schneider Weißen und einem leckeren Kaiserschmarrn ( ja ich habe es trotzdem noch einmal getan), sind wir regeneriert, es hat sich gelohnt. Auch Manuel ist angetan von der Hütte und tauscht schon Adressen aus. Wir werden sicher wiederkommen, auf der Suche nach weiteren Unbekannten!?

Tourengänger: Manuel, georgb


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