Rosenhorn (3689m) - Überschreitung


Publiziert von Linard03 , 7. Juli 2022 um 06:51.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:26 Juni 2022
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 2250 m
Strecke:Rosenlaui - Dossenhütte - Rosenhorn - Glecksteinhütte - Grindelwald
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Rosenlaui, Gletscherschlucht
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Grindelwald, Abzweig. Gleckstein

Irgendwie fand ich es noch reizvoll, die Trilogie Rosenhorn, Mittelhorn & Wetterhorn zu beenden, nachdem ich ja das Wetterhorn & Mittelhorn bereits 2016 bestiegen hatte. Zudem ist das Rosenhorn ein Gipfel, welcher jetzt nicht sooo überlaufen ist, was auch lediglich 12 Hikr-Einträge bestätigen.
Das Rosenhorn stand also schon einige Jahre auf der Pendenzenliste, welche ich mittlerweile allerdings nicht mehr so akribisch verfolge wie auch schon und langsam aber sicher auch an Bedeutung verliert …

 
Das proppenvolle Postauto brachte mich an den Ausgangsort unserer Tour, die Gletscherschlucht Rosenlaui. Wir (3 Gäste + BF) begrüssten uns und machten uns auf den Weg. Da ich vor (mutmasslich) ca. 40 Jahren das letzte Mal in der Rosenlaui- Schlucht war und ich mich auch nicht mehr erinnern konnte, packte ich die Gelegenheit beim Schopf und nahm den kleinen Umweg durch die Schlucht. Und es hat sich gelohnt, denn die Schlucht ist wirklich imposant!
 
Am Ausgang traf ich die anderen wieder und gemeinsam starteten wir zur Hüttentour. Es war von Beginn weg warm; lange durften wir nicht von den Schatten spendenden Bäumen profitieren. Spätestens beim Erreichen der Moränen wurde es steil und teilweise etwas mühsam. Der Klettersteig-ähnliche Aufstieg (Eisenbügel, Drahtseile, Leitern) war sehr abwechslungsreich und hat Spass gemacht.

Insgesamt war der Aufstieg doch recht fordernd und ich war froh, als wir um 14 Uhr den Dossenhütte erreicht hatten. Unser aufmerksame BF brachte uns sofort die Hüttenschuhe (welch’ ein Service!) und wir wurden persönlich vom Hüttenwart Sven begrüsst.
Nach dem Zimmerbezug genossen wir auf der Aussichtskanzel (bzw. Terrasse) den leckeren Haslikuchen.

Die Hütte war am heutigen Samstag erwartungsgemäss gut besucht, nachdem bei der gestrigen Saisoneröffnung lediglich 6 Gäste anwesend waren. Das Nachtessen war ausgezeichnet und das Hütten-Team wirkte trotz Saisonstart bereits bestens organisiert; vielen Dank für die Gastfreundschaft!
 
02.45 Uhr klingelte der Wecker, Frühstück um 03.00 Uhr und Abmarsch um 03.30 Uhr. Wir sahen ja bereits am Vorabend den Tossengrat. Aber in der Dunkelheit fühlt sich trotzdem alles etwas anders an und da es gleich zur Sache ging, geriet ich bereits nach wenigen Minuten ausser Atem …
Obwohl mit neuen Batterien versehen, war der Lichtkegel meiner Stirnlampe ziemlich schwach. Das machte es gleich noch etwas schwieriger, als Hinterster im Dunkeln nachzusteigen; die Eisenstifte zu suchen, etc. …
 
So kam es, dass ich nach ca. 1 ½ Std. schon etwas ausgepumpt war. Aber spätestens bei Tagesanbruch lief es gleich besser und um ca. 5.30 Uhr war der Tossensattel (3009m) erreicht. Die anschliessende Traverse (sog. Bänderweg) fand ich nicht so trivial, da vielerorts bröslig und aufgrund der Feuchtigkeit speziell auf den Platten ziemlich rutschig. Auch der BF fand, dass diese Traverse eher heikel sei.
 
Schliesslich erreichten wir den Gletscher, wo wir bald an die Sonne gelangten. Inzwischen ging teilweise ein kalter, unangenehmer Wind. Hier zog eine Glarner Gruppe an uns vorbei, welche zügig unterwegs waren und offensichtlich den Bärglistock ansteuerten.
Nun ging es die mässig steilen Gletscherrampen empor, bis wir einen Sattel auf ca. 3300m erreichten (SW von P.3508). Es folgte ein kurzer, steiler und nicht ganz einfacher Einstieg in den Firnhang. Zunächst konnten wir noch von ein paar Trittspuren profitieren, danach folgte jedoch eine unangenehme Passage mit dünner Eisauflage; weshalb der BF zur Sicherheit eine Eisschraube setzte.
 
Danach wurde es wieder einfacher, wobei immer noch anhaltend steil. Firnfelder wechselten mit kurzen Felspassagen ab. Zum Dessert folgte ein einfacher Blockgrat (I-II), welcher sich dann aber doch noch etwas hinzog bis zum Gipfel. Das Rosenhorn (3689m) erreichten wir schliesslich nach 6 Std. Aufstieg um ca. 9.30 Uhr.
 
Nach ein paar Fotos machten wir uns bereits wieder bereit zum Abstieg, denn dieser soll ja noch ziemlich lang werden … Auf demselben Weg ging’s also zurück bis zum erwähnten Sattel auf ca. 3000m. Wobei in dieser kurzen Zeit der Schnee bereits ziemlich aufgeweicht wurde und deshalb die kurze Traverse am Einstieg nicht mehr vernünftig begehbar war, weshalb wir mittels Ankersicherung des BF direkt in der Falllinie abstiegen.
 
Danach wendeten wir uns nach Westen und stiegen über den oberen Grindelwaldgletscher ab. Die Erkundigungen am Vorabend hatten ergeben, dass die Verbindung zur Glecksteinhütte gut begehbar sei.
 
Wir gelangten dann zu einem grösseren Felsriegel (im Gebiet Beesibärgli), wo wir uns dann verfransten. Ja, ich war schon mal hier vor 6 Jahren; konnte mich jedoch nicht mehr an die Einzelheiten erinnern; nur, dass man auf relativ einfachem «Weg» auf Bändern absteigen konnte. Dass es auch eine Abseilstelle gab; daran konnte ich mich nicht mehr erinnern.
War aber auch nicht mein Job; dafür hatten wir ja den BF … - jedenfalls fanden wir nirgends eine Stelle, wo wir abklettern konnten. Und eine Stelle, um einen vernünftigen Stand zu bauen, wo wir abseilen konnten, war auch nicht vorhanden. Während mich der BF sicherte, stieg ich an zwei eher haarigen Stellen ab, nur um festzustellen, dass die mit Moss und Flechten bewachsenen Felsen eher rutschig waren und das Gelände unübersichtlich war. Jedenfalls konnte ich nicht einsehen, ob es weiter unten noch einen Überhang gab.
 
Wir "verbrateten" sicher eine Stunde in diesem Bereich, ohne zu einem Resultat zu gelangen. Die jeweiligen Wieder-Aufstiege waren kräfteraubend und mein Tank war eigentlich längst leer. Schliesslich schloss die 2er-Seilschaft wieder zu uns auf, welcher wir den ganzen Tag über immer wieder begegneten. Sie hatten die Abseilstelle gefunden, da sie einem GPS-Track auf dem Handy folgten … Sie waren sich jedoch nicht sicher, ob ihr Seil ausreichen würde, weshalb sie zu uns rüberkamen, als sie uns im unwegsamen Gelände erblickt hatten.
 
Gemeinsam gingen wir also zur Abseilstelle und der BF stellte sofort fest, dass ein 30m-Seil gut ausreichen wird. Er seilte jeden von uns ab, danach war’s wieder einfach und wir schauten zurück, wo wir uns verstiegen hatten. Die Stelle heisst sinnigerweise «die Augen» (am Schwabentor in Schaffhausen heisst es «Lappi tue d’Augen uf» …).
Schliesslich erreichten wir nach insgesamt ca. 12 Std. endlich die Glecksteinhütte (2317m).
 
Nach einem Getränkestopp folgte der Schluss-Abstieg nach Grindelwald (bzw. bis zur Strasse beim Abzweiger Glecksteinhütte). Der giftige Gegenanstieg zehrte an den letzten Reserven. Natürlich fuhr das letzte Postauto ca. 30 Min. zuvor weg, weshalb der BF ein Taxi organisierte. Den Bahnhof Grindelwald erreichten wir schliesslich um ca. 18.15 Uhr. Bis ich zu Hause ankam, war es dann bereits 23.15 Uhr; ein sehr langer Tag ging zu Ende …
 
Fazit:
eine grossartige Hochtour, welche alles beinhaltet. Die Tour ist streng und sehr lang.
Auf die zusätzlichen Auf- und Ab's beim Abstieg hätte ich deshalb gerne verzichtet, zumal mein Tank sowieso schon leer war. Dass sich ein Bergführer mal verfranst, hatte ich bislang noch nicht erlebt. Aber BF's sind nun mal auch nur Menschen; kann passieren ...
Wer weiss; gut möglich, dass dies für mich eine der letzten grossen Hochtouren war …

Bewertung:
der SAC bewertet diese Tour mit "WS", was ich persönlich etwas untertrieben finde. Die Gletscher-Abschnitte kann man sicher bei "L" einordnen, den Tossengrat fand ich allerdings anspruchsvoller als "WS"; zumindest im Dunkeln. Bei Tageslicht ist es womöglich ein genussvolles Kraxeln ...

Zahlen (inkl. Pausen):
Tag 1: 1327m auf, 4 Std.
Tag 2: ca. 1200m auf, ca. 2250m Abstieg, 14.5 Std.

Bemerkungen:
der GPS-Track ist wie so oft nicht zu gebrauchen und dient mir selber nur als grobe Übersicht (ist also nicht zum Nachlaufen geeignet!). Zudem (wie schon mehrmals festgestellt) reicht der Akku offensichtlich einfach nicht für eine Aufzeichnung über 2 Tage und ist im Bereich der "Augen" ausgestiegen ...

Für Nachahmer: Disclaimer auf meiner Homepage beachten

Tourengänger: Linard03


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