Durch das Eisental auf die Westliche Eisentalerspitze (2710m)


Publiziert von sven86 , 28. Juni 2022 um 23:22.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum:18 Juni 2022
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:kleinen Wanderparkplatz direkt an der Arlbergstraße etwas westlich von Langen, den man genau zwischen den beiden Ausfahrten der Schnellstraße erreichen kann. Hier nämlich führt ein Fußgängertunnel unter den Bahngleisen und der Arlbergstraße hindurch
Unterkunftmöglichkeiten:Einfache Einkehrmöglichkeit an der Nenzinggastalpe (bis ungefähr 17 Uhr, je nach Stallzeit)

Sechs Jahre nach dem Ostgipfel war nun auch die Westliche Eisentalerspitze fällig, die doch eine ganze Stufe anspruchsvoller ist. Der lange Zustieg durch das abgeschiedene Eisental führt durch urwüchsiges Gelände und im Bereich des ehemaligen westlichen Eisentaler Gletschers halten sich Schneefelder regelmäßig bis weit in den Hochsommer hinein, weshalb ich hier zusätzlich auch eine Hochtouren-Bewertung anbiete. Die Begehung einer gletscherschliffartigen Steilstufe wird dann je nach Geschmack erleichtert oder erschwert. Am unübersichtlichen Gipfelaufbau muss dann zuletzt noch etwas hingelangt werden. Insgesamt also eine durchaus ernsthafte Bergfahrt.

Wiederum bietet sich für die Zufahrt ins Nenzinggasttal das Rad an - asphaltiert und zuletzt geschottert geht es insgesamt moderat, aber ungleichmäßig hinauf. Raddepot ein Stück vor der Nenzinggastalpe nach etwa einer halben Stunde. Ein Stück nach der Alpe ist auf der Westseite des Tales der Wanderweg in Richtung Thüringer Alpe ausgeschildert. Wo dieser rechts zu einer Hangquerung abbiegt, setzt links der nicht beschilderte und wohl auch nicht mehr unterhaltene Steig ins Eisental an. Dieser ist in recht gutem Zustand und nur teilweise etwas überwuchert. Alte Markierungen sind noch zu erkennen. Am Eisentalbach hört der Steig scheinbar auf. Eine Fortführung auf der anderen Bachseite - wie auf den Karten verzeichnet - ist nicht zu erkennen und hierfür würde es zumindest während der Schneeschmelze auch eine Brücke benötigen.

Hier also weglos weiterhin auf der nördlichen Bachseite hinein in das urwüchsige Eisental. Abgesehen von einem Einschnitt welchen ich (vermutlich bequemer) links umgehe, ist das Gelände recht übersichtlich. Die Bachquerung verlangt etwas Aufmerksamkeit. Bald nach Süden abbiegend geht es über Geländestufen schließlich an die erwähnte Steilstufe heran. Diese gewinne ich zunächst recht mittig über teils bröseliges Gelände (T4), wobei eine Route etwas rechts ausholend vermutlich günstiger wäre. Über eine zuletzt bis gut 35 Grad steile Firnrampe (L) wird schließlich das oberhalb gelegene Hochkar gewonnen, hier weiche ich aber teilweise wieder auf meist griffige Gletscherschliffschrofen (T4) aus.

Über das langgezogene und ziemlich flache Hochkar - hier öffnet sich bald auch endlich das Silvrettapanorama nach Süden hin - nun an den Gipfelaufbau heran. Diese Grasschrofenflanke ist zwar insgesamt recht gut - bandartig - gestuft, aber gerade von unten gesehen sehr unübersichtlich. Die "leichteste" Route (sicherlich dennoch kaum unter T4) ist damit im Aufstieg kaum zu finden und schnell muss hier mal das Einser-Händchen ausgepackt werden, wobei es durch die eingelagerten Absätze auch durchaus etwas ausgesetzt werden kann, auf jeden Fall aber durchweg abschüssig. Erstaunlich, dass hier im Winter (bzw. wohl eher im Frühjahr bei guten Firnverhältnissen) mit den Skischuhen aufgestiegen wird. Der Gipfel wird durch einen großen Steinmann, leider ohne Buch, geschmückt. Die Aussicht ist so umfassend wie man das von einem Verwaller Hauptgipfel erwarten darf, ähnlich wie am Ostgipfel.

Auch wenn man bei guter Routenwahl gehtechnisch durchaus noch mit T4 durchkommen kann, vergebe ich insgesamt dann doch einen oberen T4er, da man gerade am Gipfelaufbau schnell einmal in diesem Bereich landet und letztlich auch zur Würdigung der bergsteigerischen Gesamtanforderungen.


Tourengänger: sven86


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Kommentare (6)


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Kommunist hat gesagt:
Gesendet am 29. Juni 2022 um 08:57
Letzte Woche versuchten 99 Schüler und 8 Lehrer aus dem Flachland die Westliche Eisentalerspitze zu besteigen. Auf halber Höhe kamen sie vom Weg ab und verloren die Orientierung. Zum Glück hatten die Lehrer einen Landkarte des Lechquellengebirges eingepackt und erhofften sich so, den Weg wiederzufinden - jedoch stellten sie nach 5-stündiger Suche auf der Karte fest, dass dort nirgends eine Eisentalerspitze verzeichnet war. Zwischenzeitlich fingen ein paar Schüler an zu zittern und zu frieren. Es kam zu einem gigantischen Bergwachteinsatz und auch das Militär musste Hubschrauber senden. Der Hikr-Autor musste wegen Falschinformationen den Einsatz in 7-stelliger Millionenhöhe selber bezahlen.

sven86 hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juni 2022 um 13:35
Danke für Deinen humorvollen Hinweis; habe das korrigiert.
Dann bleibt ja in diesem Kontext nur noch zu hoffen, dass diesen 8 Lehrern nicht der AV-Führer des Verwall in die Hände fällt, denn dort sind ja gefühlt 80% der Gipfel unschwierig bzw. maximal im Einser-Bereich (u.a. Pflunspitze, Vollandspitze,...) zu haben...

gstuermer hat gesagt:
Gesendet am 16. August 2022 um 18:06
Vor ein paar Jahren kam ich auf die Idee die Überschreitung der Eisentalerspitzen von der Reutlinger Hütte anzugehen (also von der östlichen über die mittlere zur westlichen). Das habe ich an einem fiesen Gratturm dann aber ziemlich schnell abgebrochen und bin dann von der östlichen in das nördliche Hochkar abgestiegen, hab die mittlere Eisenspitze umgangen und bin zur westlichen wieder aufgestiegen. Wäre also auch eine Möglichkeit, wenn man nicht den langen weglosen Aufstieg durchs Eisental in Kauf nehmen möchte.
Hatte dann noch den Hochburtschakopf überschritten und bin weiter ins Silbertal, wo ich geparkt hatte.

War eine nette Zweitagestour: Tags zuvor bin ich über die Silbertaler Lobspitze und Gaflunaspitze zur Reutlinger Hütte.
Muss dieses Jahr unbedingt wieder ins Verwall, aber aktuell hat es mich und meine Familie nun auch mit Corona erwischt, hrgl. Hab ich aber wenigstens mal Zeit die aktuellen Berichte übers Verwall durchzugucken! ;-)

sven86 hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. August 2022 um 16:06
Danke für Deinen Kommentar und gute Besserung!. Das hört sich doch nach einer großzügigen Bergfahrt an! Ich meine, die Überschreitung ist im AVF als Zweier drin. Aber dessen Zuverlässigkeit ist ja mittlerweile schon legendär;) Mal schauen, ob ich es heuer nochmal ins Verwall schaffe. Der Augstenbergkopf bei St. Anton steht jedenfalls recht weit oben auf der Wunschliste.
VG Sven

gstuermer hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. August 2022 um 15:11
Ja, der AVF nötigt einen immer zu eigenen Recherchen - in dem Fall mit der Mittleren Eisenspitze war es dann leider nix.

Augstenbergkopf steht auch schon länger auf meiner Wunschliste, also bei Interesse könnte man sich das auch gemeinsam anschauen. Als Aufstieg kann ich übrigens die Route von der Salzhütte (Parkplatz Konstanzer Hütte) über die Faselfadalpe zu den -seen empfehlen. Bin das schon gegangen und auch wenn es nicht offiziell markiert ist, zieht sich da ein gut erkennbarer Weg hoch (vielleicht so max. im T3+ Bereich). Bei Openstreetmap hat das jemand entsprechend in die Karte eingetragen. Bin damals weiter über den Scheibler Nordgrat (Stelle II), war auch super, aber als Tagestour vom Bodensee hatte es für den Augstbergkopf leider nicht mehr gereicht. ;)

sven86 hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2022 um 11:35
Das klingt doch sehr interessant- ich hatte zwar im AVF zu diesem Zustieg etwas über Steinmänner gelesen, aber aufgrund meines starken Misstrauens und ohne sonstige Informationen hätte ich diesen Zustieg nicht gewählt sondern über die Ostseite vom Stausee her, was gerade dort unten sicher recht mühsam wäre. Die Variante von Westen über die Seen ist landschaftlich sicherlich attraktiver und dadurch rutscht der Berg auf meiner Liste nochmals weiter nach oben. Ich denke, oben raus dürfte das Gehgelände dann auch nicht allzuwild sein, zumindest bis zum Westgipfel.

Können wir natürlich gerne auch mal zusammen machen. Bin am Fr. dem 9.9 beruflich im Stanzertal und falls Samstag gutes, stabiles Wetter sein sollte wäre das eine gute Gelegenheit. Ansonsten an einem anderen Tag im September oder Anfang Oktober solange die Verhältnisse noch passen und es noch nicht zu schattig ist.

Ich muss aber immer dazu sagen dass ich - gerade im Vergleich zu anderen Weglosgehern und Kletterern - sehr langsam unterwegs bin. Je nach Tagesform ca. 300-400 HM/Std. am Weg, oben raus im Gelände auch eher Richtung 250. Bei den 1400 HM würde ich also mit kleineren Pausen vermutlich um 5 Std. zum Gipfel benötigen - mit dann vielleicht 3 Std. Abstieg und längeren (Gipfel-)pausen wären das schon 9-10 Std. und damit eine tagesfüllende Aktion bei mir.


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