Kurzbericht 

Hüttenwanderung in Macugnaga


Publiziert von lorenzo , 5. Juni 2022 um 21:48.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum: 4 Juni 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1680 m
Abstieg: 1680 m
Strecke:19,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto nach Pecetto (1358m), kostenlose und -pflichtige Parkplätze bei der Tatstation des Belvedere-Sessellifts
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Diverse Hotels in Macugnaga und Pecetto, u.a. Hotel Dufour; Rifugio CAI Saronno; Rifugio Zamboni-Zappa
Kartennummer:LK 1349 Monte Moro, 1348 Zermatt; M. Waeber, Walliser Alpen, Rother 1993

Die Verhältnisse für Hochtouren mit Ski und zu Fuss scheinen dieses Jahr wegen den ungenügend verschneiten Gletscher und der verfrühten Schneeschmelze infolge hoher Sommertemperaturen bereits im Mai eher ungünstig zu sein. Um trotzdem etwas Hochgebirgsluft schnuppern zu können, entschied ich mich, bei instabil prognostiziertem Pfingstwetter endlich einmal das legendäre Marinellibiwak in der Monte Rosa E-Flanke zu besuchen. So fuhr ich am Pfingstsamstag nach Kandersteg, mit dem Autoverlad direkt bis Iselle, weiter durch das Valle d'Ossola bis Piedimulera, und zuletzt auf der z.T. engen und holprigen Strasse durch das von malerischen Dörfern gesäumte Valle Anzasca nach Macugnaga und Pecetto. Während der Himmel im Oberland, im Wallis und auch noch in den Ossola-Tälern weitgehend klar gewesen war, hingen über dem Talabschluss von Macugnaga dichte Wolken, die die Gipfelkrone des Monte Rosa verhüllten.

Gerade als ich starten wollte, ging ein leichter Sprühregen nieder, so dass ich mit aufgespanntem Regenschirm loszog. Der nasse Spuk war zum Glück nur von kurzer Dauer, sollte sich aber noch zwei-,dreimal wiederholen. Den wenig lauschigen Weg entlang von Sesselbahn und Skipisten zum Belvedere brachte ich so rasch wie möglich hinter mich. Den avisierten Marinellirücken hatte ich bis dahin zwar bereits mehrmals erblickt, aber erst bei der N-Moräne des geröllbedeckten südlichen Arms des Belvederegletschers wurde die Route dorthin einigermassen überblickbar. Nach dessen Querung gelangte ich auf dem eindrücklichen Weg entlang der E-Moräne zur Zamboni-Zappa-Hütte, die einen ansprechenden Winterraum aufweist und bereits bewartet war. Mit grossem Respekt überquerte ich das mit Blöcken und Geröll bedeckte Eis des Belvederegletschers, und ich atmete erst auf, als ich dessen W- bzw. die S-Moräne des Nordendgletschers erreichte. Zu meiner Erleichterung war der Weg ab hier und über den Marinellirücken rot und mit Steinmännern markiert, so dass ich nur noch etwa Ausdauer aufzubieten brauchte. Nach dem Sattel wurde das atemberaubende Marinellicouloir sichtbar, und schon bald rechts daneben das rotgestreifte Biwak, zu dem es nun nicht mehr weit war. Oben angekommen, warf ich einen Blick hinein, schloss die offenen Fenster und genehmigte mir an der Sonne eine Pause inmitten dieser grossartigen Hochgebirgslandschaft.

Beim Abstieg machte ich einen Abstecher zu P. 2672, der einen eindrücklichen Tiefblick zum Belvederegletscher gewährt. Unter dem Sattel 
 benutzte ich das aufgeweichte Firnfeld, das deutlich bequemer war als die verwitterten und brüchigen östlichen Randfelsen, wo der markierte Weg hinaufführt. Um mir eine erneute Gletscherquerung und den unschönen Pistenabstieg zu ersparen, wählte ich den im Führer erwähnten Weg zur Alpe Fillar entlang der W Moräne des Belvederegletschers, der erfreulicherweise auch rot und zudem mit Stangen markiert ist. Das Grosse Fillarhorn hatte ich einmal vor Jahren mit Ski noch von der alten Bétempshütte aus bestiegen. Durch vielfältige Moränenfauna und entlang eines Bachs gelangte ich zum Sellahüttenweg und zum Sentiero Naturalistico, dem ich folgte. Da es inzwischen heiss geworden war, kühlte ich mich im Bach unter der Alpe Jazzi ab, und beim Trocknen an der Sonne erhaschte ich in hinter Wolkenfetzen Ausschnitte des Grats zwischen Nordend und Signalkuppe. Beim Abstieg von der einzigartig gelegenen Alpe Roffelstafel gab ein Wolkenfenster schiesslich sogar den Ostsporn des Grenzgipfels und den Silbersattel frei. Befriedigt, der Traumkulisse ansatzweise zuletzt doch noch ansichtig geworden zu sein, erreichte ich Pecetto, wo sich die Leute in ausgelassener Pfingststimmung befanden, von der anderen Dorfseite. Und schon wartete wieder eine lange, dafür aber abwechslungsreiche Rückfahrt, diesmal ab Iselle über den Sempione, und erst ab Goppenstein unten durch den Tunnel...

Capanna Damiano Marinelli
Aufstieg: von der Talstation des Belvedere-Sessellifts (1358m) auf dem weiss-rot markierten Bergweg vorbei an der Alpe Burky (1581m) und dem Rifugio Saronno (1827m) zum Belvedere (1904m), Querung des südlichen Arms des Ghiacciaio del Belvedere und entlang der E-Moräne zum Rifugion Zamboni-Zappa (2065m). Nach W zu einer Senke in der E-Moräne und Querung des mit Geröll bedeckten Ghiacciaio del Belvedere zur Vereinigungsstelle von dessen W- mit der S-Moräne des Ghiacciaio del Nordend. Auf einem rot markierten Pfad (Steinmänner) über letztere  zum Crestone Marinelli, dessen unterer Teil über die NW-Seite zum Sattel SW P. 2672, und der obere Teil über die SE-Seite erstiegen wird. Zuletzt über die Krete und nach SW querend zur Hütte (3036m), 4h 30min, T4.

Abstieg: über die Aufstiegsroute zurück zur S-Moräne des Ghiacciaio del Nordend, wobei vom erwähnten Sattel ggf. direkt über das Firnfeld zwischen dem oberen und unteren Teil des Crestone Marinelli abgestiegen werden kann. Dann auf dem rot markierten Pfad von der S- zur N-Moräne des Ghiacciaio del Nordend und entlang der W-Moräne des Ghiacciaio del Belvedere zur Alpe Fillar (1974m). Weiter über den weiss-rot markierten Sentiero Naturalistico über die Alpe Roffelstafel (1905m) zurück, 3h 30min, T4.

Verhältnisse: bei milden Temperaturen bewölkt mit Regenschauern und Aufhellungen. Bis auf das erwähnte Firnfeld und Schneereste  unter der Hütte (aufgeweicht) aper.

Material: ev. Leichtpickel und Steigeisen für alle Fälle (nicht gebraucht) und Regenschirm (gebraucht) zusätzlich zu üblicher Alpinwanderausrüstung .

Fahrplan: 7.45 Start, 8.45 Belvedere, 9.30 Rifugio Zamboni Zappa, 10.15 S-Moräne des Ghicacciaio del Nordend, 12 Uhr Capanna Marinelli, 30min Pause, 14 Uhr N- Moräne des Ghiacciao del Nordend,  15.15 Alpe Roffelstafel, 16.15 retour.

Tourengänger: lorenzo


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen