Der lange Grat vom Bockstein (2805 m) zum Regenstein (2891 m) bei suboptimalen Verhältnissen


Publiziert von LeiOaEisn , 21. Oktober 2022 um 20:28.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Villgratner Berge
Tour Datum:11 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:15
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 600 m
Strecke:10 km
Unterkunftmöglichkeiten:Gölbnerblickhütte, Arnsteiger Biwakschachtel, Geigenseehütte

Von der Gölbnerblickhütte könnte man gemütlich in einem Tag zur Volkzeiner Hütte wandern, dann würde einem aber die wohl zweitschönste Übernachtungsmöglichkeit entgehen, die Geigenseehütte, auch Glaurithütte genannt. (Die schönste Übernachtungsmöglichkeit sind meiner Meinung nach aber die Schwarzseebiwaks.)
Genau dazwischen liegt der Grat zwischen Bockstein und Regenstein, den wir uns für diesen Tag unserer zwölftägigen Wanderung Lienz - Brixen vorgenommen hatten.

Wir waren auf ihn durch eine Tourenbeschreibung aufmerksam geworden [1]. Darüber hinaus sind die Grate auch in Poleschinskis Gebietsführer der Villgratner Berge [2] beschrieben. Allerdings stimmen die beiden Beschreibungen weder bezüglich genauer Wegführung noch Schwierigkeit überein, so heißt es über den Grat zwischen Beim Kreuz und Regenstein einmal, "eine Scharte erzwingt den Abstieg zum Geigensee" [1], und andermal, man solle einfach dem Grat (I+) folgen [2].
Bei uns war die Hauptschwierigkeit der Schnee auf der ausgesetzten Route, denn wir hätten lieber berücksichtigen sollen, dass der "Grat ab [der] Bocksteinscharte nur bei besten Verhältnissen [zu] begehen" ist [1].

Wir starteten bei bestem Wetter und ohne Frühstücksschnapserl von der Gölbnerblickhütte, da wir doch einiges vorhatten. Der Weg führt sehr schön in die Bocksteinscharte hinauf (T3). Dabei kommt man an der Arnsteiger Biwakschachtel vorbei, die außer einem Dach über dem Kopf kaum etwas zu bieten hat.

Von der Scharte gingen wir den blockigen Doppelgrat zum Bockstein (T4). Der Weg folgt im unteren Teil dem rechten der beiden Grate, was etwas verwirrend ist.

Zurück an der Scharte gingen wir den breiten Grat zum (Kristeiner) Hochegg. Dessen nordwestseitiger Abstieg war für uns die Schlüsselstelle und wirklich grenzwertig. Eigentlich folgt man genau dem Grat (II). Doch das war uns mit dem Schnee zu ausgesetzt und rutschig. Stattdessen kraxelten wir auf der Nordseite durch sehr rutschige, verschneite Schrofen hinab (T6). Leichter wäre es sicherlich gewesen, das Hochegg von der Scharte nordseitig zu umgehen.


Der weitere Grat zur Kreuzkuppe (2806 m) und Beim Kreuz ist wieder leichter und teilweise gar nicht gratig.
Das letzte Stück Richtung Regenstein, hier waren die Wolken bei uns bereits zugezogen, ist wieder ziemlich ausgesetzt, aber halbwegs eben und meistens Ier-Kletterstellen.
An einer Stelle fanden wir es am ansprechendsten, einen IIIer-Aufschwung aufzuklettern, der zwar, überhängend, Armkraft erforderte, aber sehr gutgriffig und überhaupt nicht ausgesetzt war. Wahrscheinlich lässt sich diese Stelle aber auch umgehen.
Jedenfalls fanden wir nirgends unüberwindbare Stellen und auch die Rinnen nach Norden sahen nicht einladend aus. Daher trafen wir irgendwann auf den Wanderweg vom Geigensee zum Regenstein.
Diesem folgten wir in leichtem Nieselregen zur Hütte.

Die malerisch gelegene Hütte ist praktisch unverschlossen [1]. Sie hat ein Plumpsklo, einen Brunnen, einen Badesteg, vier Betten, wovon zwei aber sehr kurz sind, und einen Aufenthaltsraum. Dort gibt es Geschirr, einen großen Gaskocher, der war bei uns leer, man sollte sich also nicht darauf verlassen, aber keinen Ofen. Dank der Decken mussten wir nicht frieren.

Diese herrliche Gratüberschreitung mit Übernachtung in der Geigenseehütte kann ich also durchaus empfehlen, aber nur bei guten Verhältnissen. Ansonsten empfiehlt es sich, auf den Wanderwegen zu bleiben und die Geigenseehütte zum Beispiel über Bocksteinscharte, Mondsee und Scharte beim Hocheck (Schober) zu erreichen.

[1] Roos, Martin: Wilder Grat in einsamer Bergwelt. Bockstein (2805 m) und Regenstein (2891 m) in den Villgratner Bergen. In: alpinwelt 4/2017 Bergmagazin Alpenverein München Oberland. URL: https://www.alpenverein-muenchen-oberland.de/uploads/images/obEBp1TfPQfSILZI1Fsr5g/regenstein.pdf (abgerufen am 11.10.2022)

[2] Poleschinski, Manfred: Villgratner Berge (Deferegger Alpen). Gebietsführer für Bergsteiger, Kletterer und Wanderer. Stadtbücherei Lienz, 2016. URL: https://stadtbuecherei-lienz.at/osttirolbibliothek/emedien/poleschinski-deferegger-alpen-gesamt.pdf (abgerufen am 11.10.2022)

Tourengänger: LeiOaEisn


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