Tessiner Hüttentrek 5: Rif. Alpe Barone – Bocc. della Campala 2323m – Cap. Soveltra - Prato
|
||||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Tagwache und Frühstück. Wieder zu Dritt am Tisch. Wie gestern Abend in einer sympathischen Gesellschaft von lieb gewonnenen Freunden. Das Wetter spielt verrückt: Wie lange bleibt es schön? Die fünfte und letzte Etappe meines Tessiner Hüttentreks und ohne Regen? Das kann einfach nicht möglich sein. Klarer Tag mit Sonnenschein nach leichtem Regen im frühen Morgen. Meine Hüttenfreunde steigen ab und ich wag’s: Die Bocchetta della Campala.
Der blau/weiss markierte Weg beginnt westlich der Hütte in Richtung des klar erkennbaren Einschnittes im Grat. Zuerst steige ich etwas ab und quere einige Bächlein, um dann den Höhenverlust wieder auszugleichen. Bis hierher ist der Weg auf der LK eingezeichnet. Das ist absolut logisch. Denn hier beginnt eine strube Passage über einen Felsriegel, gut markiert und mit Eisenbügeln entschärft (T4). Es folgen vertikale Wege abwechselnd mit Kehren neueren Datums. Summa summarum steige ich in einem 45°- Winkel-Gelände, die Hände als Hilfe nehmend, Richtung Norden in die obere Mulde unterhalb der Felswände des Pizzo di Scinghin (Cinghiale=Wildschwein) und dieser entlang gegen die Bocchetta. Geröll und Felsblöcke sind einfach mühsam. Aber da muss ich hindurch. Einmal auf und einmal ab. So wie im Leben - eben.
Und dann die grosse Überraschung: Das wachsende Wir-Gefühl der Tessiner Bergfreunde brachte hier zu einem x-Jahr-Jubiläum ein PASS-BUCH. Eingeschlossen in einer Plastikröhre und dieselbige ordentlich versorgt in einem gemauerten Wandschrank. Jawohl. Dazu eine Gedenktafel. Zuerst ahnte ich Ungutes. Aber nein. Gedenkt wird des x-Jahr-Jubiläums, welches wahrscheinlich nur im Val Vegorness und Val Prato bekannt ist. Ich sehe die Gönner hier stehen. Mit nassen Augen und steifem Rücken vor Stolz und Gerührtheit…..
Von Ehrwürdigkeit geprägt trage ich mich ins Buch ein, welches ein Ringheft ist. Wie mag wohl die erste Ausgabe ausgesehen haben? Goldprägung auf bordeauxrotem Grund. So. Genug gezöselt (geneckt)! Der Abstieg ist angesagt.
Liebhaber des Geröllhüpfens nehmen die Muldenroute. Ich mag‘s gemütlicher den Hang rechts entlang. Immer scheen de Wende nach..und unschwierig auf die Alp Scinghino, 2112m, (Corte di Cima), wo eine Notunterkunft offen steht. Ampfernfelder sind Zeuge von ehemaliger Alpwirtschaft. In der Hütte sind Spuren der Käseherstellung sichtbar. Wie hat er wohl geschmeckt? Sicherlich wurde Kuh- und Ziegenmilch gemischt. Noch heute gibt es einen Valmaggia-Käse, der nach alter Tradition hergestellt wird. Der Ziegen-Geschmack ist hintergründig und so etwas wie die Würze in der Suppe.
In gleicher Richtung steige ich allmählich rechtshaltend gegen die Felsabbrüche – Ausläufer des über das ganze Tal hinziehenden Felsriegels von etwa 60 m Höhe. Hier gestaltet sich die Traverse insofern schwierig, als dass sie exponiert ist und die Felswand speziell grössere oder bepackte Leute abdrängt, da sie gegen oben herausragt. Es ist angezeigt, diese Vorgabe rechtzeitig zu erfassen (T4). Danach ist alles nur noch Zuckerschlecken. Eine Vielzahl von Blumen grüssen noch jetzt im Herbst den Berggänger von links und von rechts. Lawinenniedergänge sind durch herumliegendes Holz noch jetzt sichtbar. Dieser Kessel der oberen Alp Campala, vermutlich Corte di Mezzo, 1827m, muss einst ein wahres Bijou gewesen sein. Die letzte einfache Pulthütte wird in den nächsten Jahren ebenfalls zur Ruine. Achtung Einsturzgefahr!
Die nächsten 300 Höhenmeter folgen der orographisch linken Flanke des Ri di Campala durch schöne Lärchenwälder. Der Weg ist blitzsauber heraus gemäht. So erreiche ich den „Corte di Fondo“ der Alp Campala und an dem Bullenboss mit seinem Harem vorbei über die Brücke die Capanna Soveltra. Nach einem Zwischenhalt bei strahlender Sonne steige ich durch die imposante Schlucht über Monti di Predee nach Prato ab. Zwei Kilometer vor Prato höre ich Donnerrollen über dem Val Bavona. Die Strasse ist hier schon genetzt worden. Ein bunter Schmetterling versäumt mich mit seinem Getue. Er will und will nicht schön posieren. Und dann. Klick! (siehe unten). Zum Auto zurück. Schuhe wechseln, Rucksack und Stöcke versorgen. Einsteigen.
UND ES BEGINNT ZU REGNEN
Tourengänger:
Seeger

Communities: Ticino Selvaggio
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (14)