Niesen West

Als Bergläufer ist mir der Niesen wohlbekannt. Bloss mit der Ski-Begehung aus dem Talboden wollte es bisher nicht klappen. Meist lag's am Schneemangel im tiefgelegenen Mülenen, dem Ausgangspunkt der Normalroute. Mit dem Auto bis Stutzweid hochfahren kam für mich nicht in Frage. Nach den üppigen Schneefällen bis in die Niederungen gab es deshalb kein Halten mehr. Entschieden habe ich mich kurzfristig jedoch für den Aufstieg von Westen ab Burgholz. In der Abfahrt ging's via Ober Geeri nach Oey und damit retour ins Simmental. 

Kurz vor acht Uhr geht's los unten in Burgholz (641m). Ich folge einer Spur über gut eingeschneite Weiden und kurz der Bergstrasse. Bei P. 807 hat das gemütliche Einlaufen ein abruptes Ende. Ab sofort führt der Wanderweg rau und recht steil aufwärts. Und es gilt einige umgestürzte Bäume zu überwinden. Die Schneelage ist eher knapp, aber für den Aufstieg ausreichend und es geht ohne Portagen. Für die Abfahrt wäre diese Route aber selbst bei perfekten Bedingungen gänzlich ungeeignet. Ab dem flachen Weg zum Bärgli (1289m) hat man die mühsamen Stellen hinter sich. Erst hier haben sich zwei der drei Vorgänger offenbar für die Umkehr entschieden. Se sind weite Teile zu Fuss zurückgestiegen... speziell. Immerhin profitiere ich weiterhin von der Spur eines Solisten. Das hat im zunehmend tiefen Pulverschnee echt geholfen. Der Typ hat's offenbar drauf, die Spur ist steil und intelligent angelegt. Oberhalb der Hiltbrandshütte hole ich ihn ein und übernehme die Ablösung. Wobei, da komme ich glimpflich davon. Denn auf dem Rücken, der vom Westgipfel runterzieht, konnte die Unterlage bereits verfirnen und trägt. Auch die Variante ab Mülenen wurde in den Vortagen (aber nicht heute) begangen. Zuletzt über den teils ausgeaperten Westgipfel (keine Portagen nötig) zum Berghaus rüber und hoch zum Niesen (2362m). Im Winter und in völliger Einsamkeit sind Panorama und Stimmung weit eindrücklicher als sonst. Obschon Mitte Dezember ist es ausgesprochen mild. Der sonnige Aufstieg ab Mülenen wäre eine schweisstreibende Angelegenheit geworden.

Zehn Minuten Pause genügen und noch mit den Fellen kehre ich zum Westgipfel zurück, unterwegs ein zweites Schwätzchen mit dem Solisten. Der SW-Rücken ist wie erwähnt bereits "knusprig", weiter unten und westwärts haltend dann schnell Übergang zu Pulver. Da werde ich schwach und lasse weiter laufen als empfohlen. Dank Stockeinsatz über den Wanderweg ab der Hütte P. 1704 schaffe ich es gerade noch zurück zur Originalroute im Staldegrabe. Hier heisst es anfellen und eine frische Spur durchs Chummli ziehen - vermutlich die erste in diesem Winter. Auf dem Kamm angekommen bleiben die Felle dran, denn ein letzter Abstecher führt mich hoch zum "Ober Geeri". Das ist übrigens ein lohnendes Erheblich-Ziel mit bereits einigen Spuren drin. Dessen Nordrücken ist recht steil und stellenweise verwachsen, seine SW-Seite (Geeri-Kessel) hingegen offen und sanft.

Letztere wähle ich für die Abfahrt, skifahrerisch der Höhepunkt am heutigen Tag. Obschon im SAC-Führer explizit als Abfahrtsvariante ausgeschieden, würde ich von der direkten Rückkehr nach Burgholz durch den Zünigwald dringend abraten (s. oben). Auch die Passage durch den Feisterwald dürfte selten fahrbar sein. Stattdessen, wie alle Vorgänger, über die Alpstrasse kurz westwärts haltend und dann über zahlreiche offene Weidehänge runter nach Oey (669m), heute mit Ski bis fast aufs Perron.


Zeiten (kum)
3:15  Niesen
4:45  Ober Geeri
5:30   Oey-Diemtigen