Karlstalschlucht, Trippstadter Schloss und Burg Wilenstein


Publiziert von Nik Brückner , 26. Oktober 2021 um 14:34. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:23 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 2:00
Aufstieg: 120 m
Abstieg: 120 m
Strecke:7 Kilometer
Unterkunftmöglichkeiten:In Trippstadt

Die Karlstalschlucht bei Kaiserslautern (oder, für die Fußballfans unter Euch: K'lautern) ist eines der landschaftlichen Highlights im Pfälzerwald. Das Kerbtal wurde von der Moosalbe tief in den Sandstein eingegraben. Der etwa einen Kilometer lange zentrale Teil bildet das Naturschutzgebiet Karlstalschlucht. Die von der Moosalbe durchflossene Felsenschlucht gehört wegen der großen Felsbrocken aus rotem Buntsandstein, wegen zahlreicher kleiner Wasserfälle und des alten Baumbestands zu den schönsten Tälern der Pfalz.


"Shiak Kasim" von Coping Mechanism verhallte gerade, als wir an der Klug'schen Mühle (301m) im Karlstal parkten. Wir wanderten von hier aus in die Karlstalschlucht hinein. Der Weg ist gut ausgeschildert, und nicht zu verfehlen. Man passiert den Mittelhammer (306m), dahinter wird's eng und düster...

Im Auftrag von Freiherr Karl Theodor von Hacke, Inhaber der Herrschaft Trippstadt, war der berühmte Friedrich Ludwig von Sckell, der viele Landschaftsgärten in Deutschland gestaltete, in den 1780er Jahren auch mit dem Um- und Ausbau des Trippstadter Schlossgartens befasst. Dabei entdeckte er das nahegelegene Karlstal, und war sofort begeistert. Er nannte es "eines der schönsten Thäler, die ich in dieser Art gesehen … habe". Sckell sprach mit dem Freiherrn über das Tal, und es wurde beschlossen, im gut einen Kilometer langen zentralen Abschnitt der Schlucht einen Weg mit kleinen Holzbrücken und einen hölzernen Pavillon anzulegen. Damit wurde das Karlstal gewissermaßen der wilde Annex des Trippstadter Schlossgartens.

Das Tal wurde in der Folge recht bekannt. Unter anderem besuchten es Ludwig I. von Bayern, Großherzog Ludwig III. von Hessen-Darmstadt sowie Erzherzogin Hildegard von Österreich.


Man kann einfach im Talgrund bleiben, oder die vielen Weglein vor allem rechts im Hang erkunden. Einer davon führt zu einer ehemaligen Einsiedelei (308m).

Am Hang befindet sich eine Felsenhöhle, die ehemals bewohnt war. Letzte Bewohnerin war "das Felsenweib von Trippstadt".

Hat man die Schlucht hinter sich gelassen, gelangt man an den Moosalber Weiher (332m). Hier, am Oberhammer (335m), wanderten wir ein kurzes Stück nach Westen, und dann im spitzen Winkel nach Nordosten, auf einem wunderbaren Weg, der den Hang südlich Trippstadts quert. Südlich des Ortskerns, am Meilerplatz steigt man zum Waldrand hinauf. Hier wanderten nach Trippstadt (401m) hinein, und auf der Hauptstraße nach links, zum Trippstadter Schloss (401m).

Das Trippstadter Schloss ist ein Barockschlösschen aus dem 18. Jahrhundert. Das Schloss wurde 1767 durch den Architekten Sigmund Jacob Haeckher unter dem Namen "Maison de la Campagne" errichtet. Das Gebäude ist 48 Meter lang und besteht nur aus einem einzigen Flügel. Der Giebel des Vordereingangs trägt die Jahreszahl 1766 sowie das Wappen des Erbauerpaars Franz Karl Joseph von Hacke und Amöna Marie Charlotte Juliane Sturmfeder von Oppenweiler. Was für ein wunderbarer Name.

Um 1780 entstand dann, wie schon berichtet, Sckells französischer Garten auf der anderen Seite des Schlosses, der heute frei zugänglich ist.


Wir durchwanderten den Garten und besahen uns die andere Seite des Schlösschens.

Am 17. April 1776 installierte der Physiker Johann Jakob Hemmer aus Mannheim auf dem Schloss den ersten Blitzableiter der Pfalz. Vor der Zerstörung durch französische Revolutionstruppen konnte er das Schloss jedoch nicht schützen. So kam es 1803 in elsässischen Besitz, bevor es 1833 vom Reichsrat Ludwig von Gienanth gekauft wurde.

1865 verkaufte Gienanth das Schloss an das Königreich Bayern. Dieses baute 1888 den ruinösen Schlossteil wieder auf und richtete ein staatliches Forstamt ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Wiedereröffnung als Forstschule. Heute ist es Dienstsitz der Forstlichen Versuchsanstalt des Landes Rheinland-Pfalz.


Hinter dem Schloss nahmen wir den Feldweg hinüber zum schmucken Ortsteil Wilensteiner Hof (350 m). Unterhalb befindet sich die Ruine der Burg Wilenstein (335m).

Die Burg, die auch Burg Wilenstein-Flörsheim genannt wird, weil sie aus zwei ursprünglich unabhängigen Anlagen zusammengewachsen ist, ist die teilweise restaurierte Ruine einer Höhenburg aus dem 12. Jahrhundert. Die Unterburg Flörsheim entstand dabei erst Mitte des 14. Jahrhunderts und wurde in der Folge in die Gesamtanlage integriert. Von der Doppelburg sind heute nur noch Mauerreste erhalten, die überwiegend zur Oberburg gehören.

Die ältere Burg Wilenstein wurde wahrscheinlich 1152 zum Schutz Kaiserslauterns durch Friedrich Barbarossa erbaut. 1169 ist ein Merbodo von Wartenberg (noch ein schöner Name!) auf der Burg nachweisbar, der als Ministeriale fungierte. 1247 werden dann die Grafen von Leiningen als Lehnsherren der Burg genannt.

1300 starb die Wilensteiner Linie der Wartenberger aus. 1334 wurde die Burg dann bei Erbstreitigkeiten zwischen Raugraf Konrad und Wildgraf Gottfried zerstört, anschließend aber wieder aufgebaut. Die Flersheimer und die leiningische Witwe von Falkenstein erhielten daraufhin die Burg je zur Hälfte von der Kurpfalz als Lehen zugesprochen. So entstanden ein östlicher, Falkensteiner Teil (die Oberburg), und ein westlicher, Flersheimer Teil (die Unterburg). Zwischen den Nachbarn gab es allerdings immer wieder Streitigkeiten, ehe nach einem Jahr ein Burgfrieden geschlossen wurde. 1481 fiel die Burg dann im Ganzen an die Kurpfalz zurück.

Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges wurde die Burg 1633/34 zerstört und war in der Folgezeit vermutlich unbewohnt. 1719 erwarb Freiherr Ludwig Anton von Hacke die Ruine samt dem umgebenden Forstbezirk, wohnte jedoch in Trippstadt. Während der Französischen Revolution fiel die Burg 1792 an Frankreich, 1865 wurde sie vom Königreich Bayern erworben. Anfang der 1960er Jahre wurde ein Teil restauriert und zu einem Schullandheim ausgebaut.


Von der Burg Wilenstein stiegen wir dann in wenigen Minuten hinunter zur Klug'sche Mühle (301m).


Fazit:

Wunderbare, kurze Runde gespickt mit landschaftlichen und kulturellen Highlights.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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Kommentare (2)


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klemi74 hat gesagt: Easy Listening...
Gesendet am 28. Oktober 2021 um 20:09
...ist die von Dir gewählte Musik ja nicht gerade! So zum konzentriert anhören echt interessant, aber als Hintergrundbeschallung beim Autofahren weniger geeignet.

Wo issn die Kapelle her?

Nik Brückner hat gesagt: RE:Easy Listening...
Gesendet am 29. Oktober 2021 um 10:20
Hi Klemi!

Ich höre sowas tatsächlich gern, und verbinde auch immer Musik, die ich gerade höre, mit den Wanderungen, die ich mache. Das geht anscheinend gar nicht so wenigen so, wie ich mittlerweile mitbekommen habe. Coping Mechanism ist eine Band aus Rhauderfehn in Norddeutschland.

Gruß,

Nik


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