Cheselenflue - Viadukt

Allgemein: Diese Route ist eher wenig beachtet, obwohl wir Sie als überaus lohnend empfanden. Dabei fragt man sich natürlich: was ist eine gute Route? Vielleicht ähnlich wie ein guter Wein? Grundvoraussetzungen sind: ordentlicher Fels, wenig Vegetation, harmonische Linie (wie: nicht zu sauer, interessante Geschmackskomponenten usw.). Aber irgendwas anderes muss ja zum Besonderen beitragen. Es gibt hunderte und tausende Routen und Weine, die man klettern und trinken kann, ohne es zu bereuen. Wodurch kommt etwas über das normal-gut raus. Irgendetwas, das seltener und exotischer ist, hilft. Originalität vs Massenware, auch wenn dadurch etwas Ecken und Kanten entstehen. Hier punktet die Viadukt (ich kenne eigentlich gar nichts vergleichbares). Die Minimalvoraussetzungen sind auch erfüllt: der Fels ist immer fest (und im Gegensatz zu den Berühmten Routen im Sektor, kein bischen abgespeckt); es gibt kaum Botanik; die Linie ist dynamisch, wenn auch ungewöhnlich. Die Absicherung ist gut+.
 
SL1 (30 m 6-): Einstieg in der großen Verschneidung, R vom Chäfer. Die Route startet ganz R an einem roten Bh. Achtung. L davon geht noch eine 6a und nochmal 2 m weiter links geht die Männer von Memmental. Immer den Bh (ca. 10) entlang nach oben auf ein Band mit Irningerplatte. Nicht in der Verschneidung, sondern gute Wandkletterei. Bh nicht gut zu erkennen (grau), aber im Zweifel einfach weiter hoch oder ganz leicht Links. Schöner erster Gang mit Gewöhnung an den waagrecht geschichteten Fels mit vielen Querschlitzen.
SL2 (35 m 5+): Leichte Orientierung – einfach dem Fixseil entlangklettern. Schwieriger Start, dann leichter nach L oben, dann um die scharfe Kante (Kreuzung mit Chäfer) und leicht abwärts, sehr ausgesetzt, zu Stand in Nische über den Dächern.
SL3 (40 m, 6, 10-12 Bh – alle eher lang einhängen): dramatisch gute Querung immer an der oberen Dachkante balancierend, ca. 10 m waagrecht nach L und dann schräg durch die Wand nach L oben auf ein Band. Dort dann die kleine, giftig-aussehende Verschneidung nach oben (schöne versteckte Griffe) und wieter auf großem Band nach L zu Stand an 2 Bh.
SL4 (20 m, 1) Waagrecht auf dem Band weiter Richtung Wasserfall zu Abseilstand.
Varianten: vom Stand 3 geht eine 6b (verlängerbar 6c) hoch, die ganz gut aussieht. Von Stand 4 geht auch 6b (verlängerbar 7a) nach oben. Von Stand 4 kann man 40 m abseilen und dan nwieder 6a hochklettern. Das ist eine Hammerlänge. Rauh (fast nie begangen), aber je nach Wetter/Jahreszeit leicht staubig. Exposition und Steilheit finden aber kaum ihresgleichen.
Abstieg (es gibt hier keine Alternative): 40 m abseilen. Am Schluss leicht nach O pendeln (Stand mit Kette und Fixseil); jetzt 20 m abseilen. Nicht vergessen, eine Exe am Fixseil mitlaufen zu lassen. Man hängt am Schluss 5 m von der Wand weg und muss sich mit dem Fixseil zum Stand ziehen (besser sicherstellen, dass die Prusik hält, denn man muss mit beiden Händen ans Fixseil; wer nicht sicher ist: Knoten  2 m weiter unten ins Seil machen. Letzte Abseile: ca. 43-45 m. Leute mit 60 m Seilen: ich bin nicht sicher, ob man direkt vom ersten Abseilzwischenstand runterkommt. Auch mit Dehnung könnte das knapp werden. Und unten hängt man mindestens 10-15 m von der Wand weg, wenn es nicht reicht…
Fazit: Man kriegt also mindestens so gute Abseil- und Luftigkeitsemotionen wie beim Chäfer, aber der Fels ist besser (rauh statt abgespeckt)