Breithorn | Solo | by fair means


Publiziert von Master , 20. September 2021 um 23:47.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:10 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 13:00
Aufstieg: 2953 m
Abstieg: 2953 m
Strecke:40 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto bis nach Täsch. Von dort aus mit der Bahn nach Zermatt.
Unterkunftmöglichkeiten:Theodülhütte

Als dritten Teil meiner großen Runde um Saas Fee und Zermatt hatte ich eine Tour geplant, die in dieser Form offenbar selten gegangen wird, bzw. noch nicht dokumentiert ist: Die Solo-Besteigung des Breithorns, by fair means von Zermatt aus, mit Übernachtung in der Theodülhütte.
(Der angegebene Zeitbedarf bezieht sich auf die reine Gehzeit)


Anfahrt
Es ist nicht ganz einfach in das autofreie Zermatt zu kommen. Mit dem Auto fahren kann man bis Täsch. Hier bekommt man im Idealfall einen Parkplatz in der Nähe des Bahnhofs. In meinem Fall war das Terminal bereits voll und man wurde auf eine Wiese außerhalb von Täsch geschickt. Der Parkplatz kostet umgerechnet etwa 15€. Mit einem kostenlosen Schuttle gelangt man zum Bahnhof, von wo aus man mit dem Zug nach Zermatt gelangt, was ebenfalls etwa 15€ kostet. Nachdem man sich anschließend durch die Menschenmassen in der Innenstadt gekämpft hat, kann der Zustieg beginnen...

Tag 1
Nach etwa einem Kilometer hat man den dicht besiedelten Bereich hinter sich gelassen und nun zum ersten Mal freie Sicht auf das Matterhorn. Der Weg führt nun Teilweise durch Wald, teilweise an Wiesen vorbei, die noch von Hand bewirtschaftet werden. Nachdem man den Zmuttbach überquert hat, kommt man am Restaurant zum See vorbei und passiert nach einmal den oberen Bereich von Zermatt mit der Talstation Furi, bevor man sich erstmal für längere Zeit von der Zivilisation verabschiedet. Beim Blick ins Tal sieht man, dass nun schon einiges an Strecke zurückgelegt wurde. Als nächstes passiert man einen Furggbach und die Skiabfahrt Furrg Furi.

Bis etwa 100 Höhenmeter unter dem trockenen Steg geht man über einen bequemen Wanderweg. Erst dann beginnt das Gelände etwas schroffer zu werden. Man befindet sich bereits kurz unter der Station. Der Weg mach aber nochmal einen großen Bogen, bevor man den trockenen Steg passiert. Kurz darauf gelangt man auf den Theodülgletscher, der auch im Sommer so weit präpariert ist, dass man ohne Steigeisen darauf laufen kann. Lediglich vor den Bächen aus Schmelzwasser, die sich durch das ewige Eis gegraben haben, sollte man Abstand halten. Ein ganzes Stück geht es nun über den Gletscher am Theodülhorn vorbei. Links ist bereits das Kleinmatterhorn und das Breithorn zu sehen. Etwas unterhalb der Theodülhütte beginnt in einer Senke ein Ankerlift. Ich mustere das Ticket-Häuschen. Die Tür ist nicht verschlossen. Ein guter Platz für ein Biwak. Auf den letzten Metern bis zum Theodülpass wird es noch mal etwas steiler und ich benutze den Pickel zur Unterstützung. Über den Pass geht es nun wieder leicht bergab entlang der Grenze zwischen der Schweiz und Italien bis zur Theodülhütte.

Die Theodülhütte
Ich habe nicht reserviert, da mich das italienische Anmeldeformular abgeschreckt hat. Die Wirtin spricht etwas Deutsch, Englisch und natürlich italienisch. Sie muss zunächst prüfen, ob noch Betten frei sind. Nach etwas 20 Minuten bekomme ich meinen Platz zugewiesen. Das Essen beginnt um 19 Uhr. Im Keller gibt es eine Unisex-Toilette und einen Schuhtrockner, der bereits belegt ist. Also stelle ich meine Schuhe an den Pellet-Ofen. Nachdem ich meine Sachen verstaut habe, sehe ich mich im Speisesaal um. Außer mir besteht die Hüttenbelegschaft ausschließlich aus Italienern, darunter zwei Familien mit Hund. Die Inneneinrichtung sieht gehoben aus. Es gibt einen Kamin und zwei Sofas mit Kunstfellen bedeckt.

Das Abendessen ist an sich gut, nur von der Menge her zu wenig wenn man von Zermatt aus aufgestiegen ist. Es gibt für jeden eine kleine Portion Makkaroni und eine Mini-Haxe mit etwas Gemüse. Ich möchte mir ein zweites Glas Wein bestellen, doch nachdem das Dessert gereicht wurde sind die Wirte verschwunden. Ich finde sie im Nachbarraum und frage. „Now we are eating. Wait 10 minutes“. Nach 20 Minuten gehe ich wieder in den Nachbarraum und bekomme mein letztes Glas an diesem Abend, danach wird abgerechnet. Die Übernachtung kostet 70€ inklusive Abendessen und Frühstück. Obwohl ich morgens eigentlich nichts esse, beschließe ich das ohnehin bezahlte Frühstück mitzunehmen, um mein Kaloriendefizit wieder auszugleichen. Es ist noch dunkel als ich morgens den Speisesaal betrete. Das Licht ist gedimmt. Einige Gäste frühstücken bereits. Auf einem Tisch wurden Zwieback, Baguette-Scheiben, abgepackte Marmelade und Nutella, Cornflakes, Saft, Kaffee und Tee bereit gestellt. Es gibt Plastikbecher, aber keine Tassen und keine Teller, sodass man sein Essen auf einer Serviette zubereiten muss. Das erinnert mich etwas an eine Freizeit, bei der sich niemand Gedanken über eine Packliste gemacht hat. Das Baguette scheint vom Vortag zu sein. Allgemein erweckt es den Eindruck, als wäre alles noch am Abend hingestellt worden, was mich wundert, da man extra noch gefragt wurde, wann man frühstücken möchte. Ich nehme mein Zwieback und meinen Kaffee ein und verlasse bei anbrechender Dämmerung die Hütte.

Tag 2
Mit der Stirnlampe geht es zunächst wieder über den Theodülpass, danach weiter auf der Skipiste. Der Schnee ist harsch geworden über Nacht. Ich halte an, um die Steigeisen anzulegen. Vor mir befindet sich noch eine deutsche Zweierseilschaft. Im Morgengrauen gehen wir die Steilabfahrt hoch zum Breithornplateau. Langsam wird es hell, aber die Sonne kommt noch nicht hinter dem Berg zum Vorschein. Das Kleinmatterhorn ist noch verschlossen und so sind wir die ersten am Berg. Über die Absperrung der Skipiste geht es nun auf das Breithornplateau. Hier ist ein Pfad ausgetreten. Der Untergrund macht einen soliden Eindruck. Am Fuße des Westgipfels befindet sich eine Spalte, die rechts umgangen wird. Danach geht es im Bogen, etwas steiler, aber immer noch bequem den überwechteten Westgipfel hinauf. Dort stehen wir nun zu fünft und betrachten die die Ameisenstraße, die sich vom Kleinmatterhorn über das Breithornplateau zieht. Als nächstes soll es über den Schneegrat zum Mittelgipfel gehen. Nachdem sich die Sonne kurz gezeigt hat, zieht es sich etwas zu und wird windig. Die deutsche Seilschaft traut sich wegen des Windes den Grat nicht zu und dreht um. Die andere Seilschaft geht weiter. Ich taste mich langsam heran, sehe jedoch keine Probleme. Der Wind ist nicht so stark das man umgeweht werden könnte und die rechte Flanke flach genug, dass man einen Sturz halten könnte. Nach dem Grat geht es noch etwas weiter runter in ein Joch und von da aus auf dem Zentralgipfel. Dieser wirkt wie eine Wanderdüne aus Eis. Im hinteren Bereich ist er stark überwechtet. Dahinter ist steiler Fels. Hier endet die Route für uns. Ich mache noch ein paar Fotos und trete den Rückweg an.

Dieser führt wieder zurück bis zum Joch und von dort aus direkt runter auf das Plateau. Hier herrscht mittlerweile ein Betrieb ähnlich wie auf der angrenzenden Skipiste. Nachdem ich diese erreicht habe, kehre ich kurz in das Glacier Paradise ein. Nachdem ich die Speisekarte gemustert habe (Hamburger 27 CHF, Lamm 42 CHF, ...), bleibt es bei einer Toblerone. Ich verlasse das Kleinmatterhorn wieder und beginne mit dem Abstieg. Dafür muss ich zunächst wieder über das Skigebiet, was vermutlich die Schlüsselstelle der Tour darstellt. Ich passiere die Hauptlifte auf möglichst kurzem Wege und begebe mich wieder auf die Verbindungspiste Richtung Testa Grigia. Dort wird gerade fleißig gebaut. Weiter geht es wieder auf dem Theodülgletscher. Hier begegnen mir noch ein paar Skifahrer und Mountainbiker. Am Ende des Gletschers rüste ich von Steigeisen wieder auf Trailrunningschuhe und kurze Hose um und gehe weiter zum trockenen Steg. Hier finde ich ein verloren gegangenes Iphone. Ich rufe die Nummer auf dem Display an und erreiche den Besitzer, der schon unten in Zermatt ist. Wir machen ein Treffen an der Kirche aus. Auf dem Weg dorthin mache ich noch kurz Halt für ein Bad in einer Gumpe. Gegen 15 Uhr erreiche ich Zermatt und übergebe das Telefon wieder seinem Besitzer, einem jungen Einhemischen.
Nun fahre ich mit der Bahn wieder nach Täsch und von da aus noch am selben Tag raus aus dem Wallis mit dem Ziel Brienzer See, Interlaken.


Tourengänger: Master


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Geodaten
 54163.gpx Zermatt - Theodülhütte - Breithorn

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Kommentare (1)


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Bertrand hat gesagt:
Gesendet am 23. September 2021 um 12:38
>die in dieser Form offenbar selten gegangen wird, bzw. noch nicht dokumentiert ist:

Stimmt ! Wir hatten es so anno 1994 gemacht (aber als Tagestour von Täsch, mit Velo bis Furi...da war ich noch jung und wild...) - damals gab es allerdings noch kein Internet um Berichte zu veröffentlichen !


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