Barbarahorn (2058m) und Gr. Marchenthorn (2375m) durch die Große Saugrube


Publiziert von Chiemgauer , 29. August 2021 um 21:37.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Loferer- und Leoganger Steinberge
Tour Datum: 9 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1950 m
Abstieg: 1950 m
Strecke:16,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über Lofer (Richtung Saalfelden) an St. Martin vorbei und kurz darauf rechts den Schildgraben hinter zur Vorderkaseralm.
Kartennummer:Kompass Nr. 30

Eine Tour die nur bedingt so geplant war, denn eigentlich hätte es über die Sauhörner gehen sollen, deren Überschreitung nach alten AV-Führer entspannt sein soll und der Zustieg über Nordgrat in einfacher Kletterei möglich. Beim ersten Blick darauf ging ich dann doch sofort auf Plan B über und dieser war in Summe mental auch mehr als fordernd, bei fast durchgehend weglosen Gelände mit so gut wie keiner Beschreibung. Etwas Zeitdruck durch Gewittergefahr am späten Nachmittag macht die Sache dann nicht viel besser.

 

Von der Vorderkaseralm geht es noch über angeschriebene Straße/Abkürzer zur Dalsenalm. Von dieser folge ich der „Haupt“straße bis zu dessen Ende auf ca. 1100m. Ab hier habe ich mich dann auf komplett weglos eingestellt und bin einer gut gangbaren Schuttreiße gefolgt, bis diese aufsteilte und ich weiter Richtung Große Saugrube weniger steiles Gelände aufstieg. Zu meiner Überraschung traf ich dann auf einen spärlichen Jagdsteig (mal sichtbar, mal dem Bauch folgend), dem ich bis aus dem Wald zu zwei Rinnen auf etwa 1500m folgen konnte. Hier nun die Qual der Wahl und ich entscheide mich für die östlichere (linke; im Winter wird wohl die andere genommen) Rinne. Bis auf eine kurze Unterbrechung (rechts durch steilen Schutt zu umgehen) geht es durch diese gut nach oben, bis unterhalb der Felsen nach Westen über Gamswechsel gequert wird. Zum Teil brüchig, luftig und am Ende noch etwas unangenehm (II) abzuklettern kommt man ans Ende der anderen Rinne. Nun ist es wieder eindeutig und es wird auf das Barbarhorn zugesteuert und damit eine Steilstufe unterhalb der Großen Saugrube in großem Bogen umgangen. Hier nun weiter Richtung Barbarscharte und kurz vor dieser rechts eine äußerst brüchige Rinne (II) zum latschendruchsetzten Schrofengelände. Rauf direkt durch dieses (sicher keine II mehr wie es im AV-Führer steht; mindestens mit Stelle III- und sicher auch nicht einfacher zu haben) zum Gipfel, der leider sein Kreuz „verloren“ hat.

Runter war mir das dann zu heiß, schaut doch alles gleich aus und wusste nicht mehr wo ich genau rauf bin, so dass ich etwas nördlicher suchte. Dort fand ich auch einen Absatz der weniger ausgesetzt war, allerdings mit das brüchigste, dass ich jemals geklettert bin. Womöglich nur II, allerdings konnte hier keinem Henkel oder sonstigem vertraut werden, so dass sich wieder wie III- anfühlte, allerdings mit nur wenigen Metern Luft unter dem Hintern. Nach dieser Steilstufe quere ich wieder rüber zum Ende der Rinne und steige durch diese ab. Wenn das eine II sein soll, dann schaue ich mir das Kleine Marchenthorn (AV Führer meint III) erst gar nicht an, sondern versuche gleich das mutmaßliche Kreuz des Großen Marchenthorn zu erreichen. Hier meint der AV-Führer Normalweg II durch die Ostflanke aus der Großen Saugrube (absoluter Blödsinn!!!!!) oder Nordgrat III mit Umgehungsmöglichkeiten der Schwierigkeiten in der Westflanke. Ein deutlich sichtbares Band zum Nordgrat, der vom Barbarhorn nicht wirklich anspruchsvoll wirkte, ist doch einen Versuch wert. Bis auf eine kurze, äußerst brüchige Engstelle, geht das Band (II) auch sehr gut und an dessen Ende ist man eh schon wenige Meter unter dem Nordgrat. Über diesen nun, einen Abbruch (vermutlich schwerer als III) auf der Ostseite umgehend, geht es zu den Platten unter dem Gipfelkreuz. Hier dann eher etwas westlich das gangbarste Gelände (II) nach oben zum Kreuz. Zu meiner Überraschung ist das aber nicht der höchste Punkt, sondern mitten am Grat. Nun weiter am Grat, wobei ein ordentlich luftiger Abbruch etwas tiefer in der Westflanke umgangen wird (habe es direkt am Grat probiert, aber sah dann beim Anklettern schwerer als III aus. Von unten dann gesehen, dass etwas vor der Gratkante auf der Westseite ein Riss nach unten geht, der vermutlich bis III sein müsste und der direkte Weg). Rest ist mit II zu schaffen, bis man endlich auf dem Großen Marchenthorn steht.
Hier sollte sich dann raus stellen, ob es es den selben Weg zurück geht oder in die ganz nahe Rotschartl über den Südgrat. Schlüsselstelle kommt eh gleich nach wenigen Meter, eine etwa 7m hohe Wand (III), die allerdings im Absturzgelände endet und somit äußerst luftig ist. Für fast senkrecht wirkt das Ganze von oben für eine III äußerst griff- und trittarm, so dass ich mir ein Reepschnürl einhänge und die Stelle eher schon klettersteigmäßig abklettere. Wenige Meter darauf folgt ein zweiter Abbruch direkt in die Scharte. Dieser scheint aber auch gleich problemlos in der Westflanke zu umgehen, so dass ich den erst gar nicht probiere, sondern lieber gleich in der Westflanke mit etwas Höhenverlust umgehe. Dabei genau an der nach unten ziehenden Wand schauen, da dessen Schwachstelle (wenige Meter II) kaum sichtbar und ohne diese extrem weit in die Flanke abgestiegen werden müsste. Aus dem Rotschartl nun über übles Schuttgelände (höchstens immer wenige Meter zum Absurfen) in die Große Saugrube und zurück zum Aufstiegsweg. Im Abstieg wähle ich dann die andere Rinne, die aber einen Abbruch hat, so dass ich zum Ende hin mit etwas Latschenkampf zu „meiner“ Aufstiegsrinne quere und dann den „bekannte“ Weg (im Abstieg war der Jagdsteig deutlich unscheinbarer und ohne GPS vom Aufstieg hätte ich den nie im Leben folgen können) zurück zur Forststraße.

 

Eine wirklich abenteuerliche Runde in so gut wie nie begangenen (wenigstens ohne Schnee) Gelände, die ich kein zweites Mal machen würde. Abstieg aus der Großen Saugrube würde ich eh keinem empfehlen, der es nicht vom Aufstieg her kennt, das kann sonst in unwegsamen Gelände enden.


Tourengänger: Chiemgauer


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Kommentare (7)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 29. August 2021 um 23:09
Klasse Tour! Das Marchenthorn hatte ich auch schon auf dem Zettel. Dort bleibt es aber wohl auch. :-)

VG Nico

Chiemgauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. August 2021 um 20:48
Danke Nico und du solltest nie nie sagen ;-)
VG Hans

Nyn hat gesagt:
Gesendet am 30. August 2021 um 05:35
Spannender Bericht aus einer mir fast unbekannten Berggruppe. Da scheint es jede Menge einsamstes Ödland zu geben

Chiemgauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. August 2021 um 20:49
Danke Nyn, ja die Leoganger sind bereits auf den markierten Wegen nicht besonders überlaufen und abseits davon so gut wie nicht begangen. Ein Traum wenn man es ruhig bis einsam mag!

Andi_mit_i hat gesagt:
Gesendet am 30. August 2021 um 15:55
Beeindruckende Tour, tolle Fotos einer sehr unbekannten Ecke. Bin nur mal im Süden auf dem Normalweg durch die Leoganger und das war schon ein tolles Erlebnis.

Was du machst übersteigt meinen können, umso dankbarer bin ich dass du uns hier bei hikr auf deine Touren in solch einsame Regionen mitnimmst!

Chiemgauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. August 2021 um 20:53
Dank dir Andi!
Habe etwas überlegt ob ich der erste sein möchte, der dazu was ins Netz stellt, aber die handvoll Masochisten die sich das antun werden die Einsamkeit sicher nicht zerstören

Andi_mit_i hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. August 2021 um 20:59
Bei Touren dieser Art wird es kaum die Gefahr geben dass die Masse anrücken. Allein die Höhenmeter reduzieren schon die Anzahl an Leidensbereiter auf ein Minimum. Und bei der Schwierigkeit hört es auch bei mir auf.

Ich begnüge mich da eher mit dem Hochbrett, selbst das wird kaum überlaufen sein. :-)


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