Rauhe Nadel

Die Fahrt zum oberen Wanderparkplatz in Hinterwössen gestaltete sich schon schwierig. Es hatte auf die Schneedecke ordentlich draufgeregnet, deshalb fuhr ich etwas ausserhalb des Strassenrands um den Berg hoch Grip zu haben. Ich erreichte den Parkplatz und parkte sicher an der untersten Stelle. Ich stieg aus und stand auf einer kompletten Eisplatte. Jetzt begann ich zu nachzudenken: Ich könnte prompt die Bergtour beginnen, aber - sollte auch nur ein einziges weiteres Auto über den Tag verteilt hier erscheinen wird es unweigerlich auf dieser Eisplatte in meinen Wagen rutschen. Eine wirklich dumme Situation! Alles Überlegen half nichts, ich musste wieder fahren. Ich habe schliesslich am unteren Parkplatz von Hinterwössen geparkt, was mir natürlich die zeitliche Tourenplanung versaut hat, weil ich eigentlich das komplette Hufeisen über die Stoibenmöseralm bis zum Steilenberg gehen wollte.

Also nochmal, aber zu Fuss wieder hoch zum oberen Parkplatz, ins Schlierbachtal hinein bis kurze Zeit später linkerhand ein Weg über die Ederwiese nord- und später ein Pfad nordostseitig hochzieht; hier erstmal praktisch kein Schnee. Dies änderte sich auf knapp 1100m und ich packte erwartungsvoll meine neu erworbenen Schneeschuhe zum Testen aus. Und schon nach 3 gelaufenen Metern stieg die Lernkurve steil nach oben: Lektion 1 – Man kann auch mit Schneeschuhen bis zur Brust einbrechen; Lektion 2 – Die Befreiung aus dieser misslichen Lage ist dann allerdings ungleich beschwerlicher. Ich muss dazuschreiben, dass das ganze Gebiet ein Naturwaldreservat ist und Baumstämme nicht verräumt werden, entsprechend viele Löcher warten da in den Zwischenräumen unterhalb der Schneedecke, optimales Terrain für einen Schneeschuhanfänger wie mich also. Nun folgte der Anstieg am Ostkamm über P.1259, ich erreichte die Freifläche an der Stoibenmöseralm und lief scheppernd über den Harsch bis mir der Kragen platzte und ich das Zeugs erstmal auszog. Dann nördlich rauf auf den Vorgipfel (1314m), ein paar Meter in die Senke runter und ich stand vor dem Gipfelaufbau der Rauhen Nadel; ich startete in den rechten der zwei sichtbaren Gräben, mühte mich über, und rucksackdurchschiebend unter Baumstämme hindurch nach oben, als Belohnung kam ich in Gipfelnähe raus. Alle anderen Seiten laufen flach zu, durch den Verhau wird aber jeder andere Anstieg ungefähr genauso nervig sein, ich habe mich runterzu jedenfalls ca. einen halben Kilometer am Kamm nach Westen durchgekämpft. Dann folgte mit dem Abstieg zum Taubensee der einzig sinnvolle Schneeschuheinsatz des Tages. Da nun die Eisdecke des Sees nicht mehr tragfähig war, spurte ich den Uferweg, ich machte den Gegenanstieg über den Kroatensteig um wieder ins Schlierbachtal zu gelangen und an der Holzschlagalm war endgültig klar, der Steilenberg wird warten müssen. Stattdessen brauchte ich das restliche Tageslicht mit den 5 Kilometern Rückmarsch nach Hinterwössen komplett auf.