Gonzen (Follaplatten, Gletschergrube, Gämsweid)


Publiziert von dani_ , 6. September 2009 um 21:49.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 5 September 2009
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:Lauiwald - Follaplatten - Gletschergrube - Gonzen - Gämsweid - Lauiwald
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Auto bis Lauiwald (oberhalb Sargans), die Tour geht auch gut vom Bhf Sargans
Kartennummer:2598 Werdenberg - Alvier

Vom kleinen Autoabstellplatz am Waldesrand oberhalb von Prod Start der Bergtour mit den Tags zuvor gekauften Wanderschuhen. Durch den Gonzenwald auf dem Wanderweg im Zickzack hoch bis zu den Schildern (gelbes Schild "Zur Leiter" und weisses Schild "Am__iches _erbot"). Dort links abgebogen und auf einem Pfad zu den Follaplatten.

Den richtigen Einstieg in die Folllaplatten habe ich gleich gefunden, ich war ja nun auch schon zweimal dagewesen. In den Follaplatten sind die letzten Höhenmeter vor dem Biwakplatz die kritischsten. Diesmal habe ich mehr Arbeit investiert, um den optimalen Weg nach oben zu finden. Nach zweimal Umdrehen bin ich schliesslich westlich bis zu den vereinzelten Bäumen gequert und dort hoch. Dort gibt es Wegspuren und mir ist auch ein Jäger mit zwei Hunden entgegen gekommen, daher müsste dies ein guter Weg sein. Auf diesem Weg bewerte ich die Follaplatten mit Klettern I. Grad. Abweichend davon kommt man leicht in Grad II Klettergelände.

Nach dem Biwakplatz auf Pfadspuren rechts um die Ecke und teilweise auf Geröll hoch Richtung Scharte. Auf dem Weg habe ich noch einige Male rechts und links nach der Gletschergrube Ausschau gehalten, beim letzten Mal hatte ich sie ja nicht gefunden. Unter dem Klemmblock hindurch, und zwar bei den Fixseilen rechts hoch. Danach habe ich östlich, also rechterhand, die Gletschergrube gesucht. Nach einigem Suchen habe ich sie tatsächlich gefunden. Da war ich froh. Allerdings ging es von dem Einstieg ca 8m nach unten und ich habe keine guten Tritte oder Griffe gesehen. Ausserdem war der Fels feucht. Schweren Herzens beschloss ich, ohne Einstieg in die Gletschergrube weiterzugehen. Just als ich mich von der Gletschergrube abwenden wollte, habe ich noch rechterhand ein Licht gesehen. Dort musste ein tiefergelegener Einstieg sein. Bin mühsam in ausgesetzter Kletterrei (II) zu diesem Einstieg. Dort waren es nun nur noch 3m nach unten. Aber auch hier sah ich keine ordentlichen Griffe oder Tritte. Habe zunächst versucht, linkerhand überhängend den Einstieg zu überwinden. Dies erschien mir zu riskant. Als ich gerade wieder beschlossen hatte, ohne Gletschergrube weiterzugehen, habe ich rechterhand etwas versteckt einen Tritt gesehen, mit dem ich den Einstieg gut überklettern konnte (II. Grad).

In der Gletschergrube geht es zunächst schmal geradeaus, oberhalb sind einige Luken bzw Einstiegslöcher. Dann gehts rechts weiter und nach ein paar Metern beginnt der Schnee. Der Schnee ist leicht abfallend. Zuerst hatte ich Bedenken, dass ich im Schnee hinunterrutschen könnte und dann nicht mehr hochkommen würde. Der Schnee war aber recht weich und so konnte ich gut Tritte hineinbringen. Das Schneefeld geht ungefähr 40m abwärts. Es wird immer dunkler. Hinter dem Schneefeld geht es eben weiter, bevor ein leichter Anstieg kommt und die Gletschergrube endet. Auf dem Weg zurück habe ich das Gletschergrubenbuch gesucht. Als ich schon ohne Gletschergrubenbucheintrag wieder ins Tageslicht klettern wollte, hat mich meine Neugier noch in eine sich rechterhand befindliche Grotte getrieben. Sie ist recht gross und ca 3m hoch, Als ich mit meiner Stirnlampe die Wände untersucht habe, bin ich doch noch auf das von der Decke hängende Buch gestossen. Da habe ich mich gleich nochmal gefreut. Nach einem Eintrag bin ich wieder zurück zum Einstieg. Der Ausstieg ging ohne Probleme, von unten sieht die Stelle viel einfacher aus als von oben.

Nach der Querung zurück auf den Pfad bin ich hoch zu einer Scharte. Hinter der Scharte aus gibt es drei Möglichkeiten: rechts, geradeaus und links. Links habe ich gleich ausgeschlossen und dann zwischen rechts und geradeaus geschwankt. Da ich nach meiner Tour über den Südgrat Gonzen so etwas nicht nochmal erleben wollte, bin ich geradeaus leicht absteigend in den Follawald. Ich bin mir nicht sicher, ob dies die Normalroute ist, da ich einige Meter abgestiegen bin und einige Zeit damit verbracht habe, die Gonzen Westgrate zu umrunden. Eigentlich dachte ich, dass es einen Weg über den Westgrat hoch zum Gonzen gibt. Ich bin dann weglos zunächst in einem Steinkanal, dann Kuhspuren überquerend hoch zum Wanderweg auf den Gonzen gestiegen. Gerade habe ich nochmal den Bericht von Alpin_rise gelesen und da klingt es so, als ob die Normalroute tatsächlich so lang am Fusse des Gonzens durch den Follawald und nicht über den Westgrat auf den Gonzen führt. Ich bin ungefähr am P. 1772 auf den Wanderweg zum Gonzen gestossen.

Als ich auf dem Gonzen angekommen bin, war ich wiederum sehr froh, dass ich diesmal auf einer Route unterwegs gewesen war, die bei mir viel weniger Adrenalinausschüttung verursacht hatte als der Gonzen Südgrat. Diesmal war auch noch viel mehr Zeit bis zur Dunkelheit.

Absteigen wollte ich über die Gämsweid. Ich wusste nicht, wie ich von oben zur Gämsweid komme. Zunächst bin ich auf dem Wanderweg Richtung Norden und hab dann den ersten Pfad nach rechts genommen. Der Pfad war gut ausgebaut und führte in Serpentinen durch Lawinenverbauungen nach unten bis zu einer Weide. Dort mündete er in eine Strasse. Die Weide ist nach rechts durch ein Steinmäuerchen begrenzt. Hinter dem Mäuerchen beginnt die Gämsweid.

Sie beginnt mit einem Fixseil, das gerade nach unten verläuft. Danach folgt ein weiteres Fixseil nach rechts. Ich fand die Route beim zweiten Fixseil haarig, bin zurück und dann linkerhand ohne Fixseil über Gras abwärts. Im weiteren Verlauf bin ich ein-, zweimal von einer optimalen Routenführung abgekommen und da wurde es heikel. Einmal sind mir in steilem Gras beide Tritte gleichzeitig weggebrochen. Ich hing mit meinen Händen im Gras festgekrallt und unter mir wartete eine lange und steile Rutschpartie durch Gras und Fels auf mich. Mit Adrenalin im Blut bin ich wieder einige Meter aufgestiegen und habe nach einer besseren Route für den Abstieg gesucht. Schliesslich bin ich noch weiter links auf ein weiteres Fixseil gestossen. Da war ich erleichtert, hier musste eine gute Abstiegsroute sein. Nach dem Fixseil habe ich wieder nach einem guten Weg gesucht. Bei Bäumen bin ich auf eine recht leichte Route gestossen und schliesslich auf Pfadspuren gekommen. Den Pfadspuren bin ich bis zum Geröll am Ende der Gämsweid gefolgt. Ich empfehle jedem, die Gämsweid beim ersten Mal im Aufstieg zu gehen. Die gute Dokumentation, zB von Delta und Ossi, ist im Aufstieg viel hilfreicher, da die Fotos mit Route im Allgemeinen von unten fotografiert sind. Ausserdem sollte man die Gämsweid meiner Ansicht nach nur bei trockenem Wetter angehen. Als entgegen allen Wettervorhersagen eine Wolke ein paar Tropfen zu mir hinabschickte, bin ich etwas nervös geworden. Es ist aber glücklicherweise bei den paar Tropfen geblieben.

Vom Geröll aus am Fusse der Gämsweid bin ich geradeaus hinab in den Wald, also nicht schräg rechts zum Rand der Follaplatten zurück. Es gibt wenig ausgeprägte Pfadspuren. Sie führen an einem Hochsitz vorbei und dann auf den Weg Cholplatz-Follaplatten.

Beim Abstieg auf der Strasse durch den Gonzenwald wurde es dunkel. Als ich wieder zurück im Lauiwald war, habe ich mich noch eine Zeit auf eine Bank gesetzt und hinunter in die Lichter von Sargans und Mels gesehen. Mit Grillenzirpen und bei angenehmen Temperaturen war das ein schöner Tagesausklang. Einige geben mir den Tipp, dass ich früher losgehen sollte, um vor der Dunkelheit die Tour zu beenden. Da ist sicherlich etwas dran. Auf der anderen Seite war dieser Blick hinunter in die Lichter am späten Abend Balsam für meine Seele und ein sehr schönes Ende der Tour.

Vielen Dank an Alpin_Rise, Delta und Ossi für eure Gonzenberichte.

11:11 Start Lauiwald auf 700m
12:00 Einstieg Follaplatten
14:00 Gletschergrube gefunden
15:50 Ausstieg aus Gletschergrube
17:15 Gonzen Ankunft
18:00 Beginn Abstieg vom Gonzen
20:00 Hochsitz am Waldrand nach der Gämsweid
20:40 Ankunft Lauiwald auf 700m

Tourengänger: dani_


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T5+ II
T3
T4-
T2
29 Mai 11
Le Gonzen (1830m) · drixdrey
WT3
27 Dez 10
Gonzen (1829.7m) · Bergamotte
T5+ II
T6+
19 Apr 09
Gonzenband · perpetuum

Kommentar hinzufügen»