Morgenkofel 3073m - Der weiße Fleck

Es gibt wenige Ecken im Mühlbacher Talele, in denen ich mich noch nicht herumgetrieben habe. Aber unter dem Morgenkofel versteckt sich ein einsames Hochtal, das ich noch nie betreten habe, also nichts wie hin. Im Sommer verliert sich dort kaum ein Mensch, nur im Winter wird der Morgenkofel gelegentlich von dieser Seite begangen. Es könnte so eine schöne, gemütliche Skitour sein, wäre da nicht eine haarsträubend steile Rinne, die den Morgenkofel so anspruchsvoll macht.
Die Verhältnisse sind gut, es liegt genug Schnee, die Rinne ist dadurch heuer breit und ich versuche sie mit Skiern zu meistern. Nach vielen kraft- und zeitraubenden Spitzkehren wird es mir aber doch zu bunt, für die letzten Höhenmeter montiere ich trotzdem die Steigeisen und stapfe den Rest der Rinne zu Fuß weiter. Damit ist es allerdings noch nicht getan, der Südwestrücken zieht sich und der Hartschnee ist (für mich) nur mit Harscheisen begehbar.
Erschöpft stehe ich am Gipfelkreuz und der Himmel zieht zur Begrüßung zu!? Die benachbarten Rieserferner sind gerade noch zu erkennen, ich schwinge desillusioniert ab. Der harte Untergrund lässt sich gut befahren, mit ein wenig Geschick und Intuition kann ich dem Bruch ausweichen und komme entspannt in tiefere Lagen. Auch dieser weiße Fleck auf meiner Landkarte ist jetzt entzaubert, trotzdem kein Hindernis, nochmal hinzugehen.