Kurzbericht 

Schönbichl 2452m - Pickelhart und butterweich


Publiziert von georgb , 25. März 2021 um 16:16.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:23 März 2021
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m

Ganz Gewiefte haben inzwischen die Gemeindegrenzen bis ins letzte Detail ausgekundschaftet und auch ich habe eine neue Variante innerhalb der Gemeinde Bruneck entdeckt. Der Weiler Amaten gehört noch zu Bruneck und erst kurz vor Tesselberg betritt man Gaisinger Gebiet, bis dahin darf man also ganz offiziell mit dem Auto. Nur bei der Anfahrt über Percha verlasse ich für einige Kilometer kurz das Gemeindegebiet Bruneck, dafür reicht meine kriminelle Energie gerade noch aus.
Normalerweise startet die Skitour zum Schönbichl in Tesselberg, durch die seltsamen
Coronaeinschränkungen inspiriert komme ich auf ganz neue Ideen und teste heute die Skitourentauglichkeit der Markierung 7B zum Hühnerspiel. Als Aufstiegsvariante ist der Haatscher vertretbar, aber als Abfahrt keinesfalls. Zunächst nähere ich mich immer auf der Markierung über kupiertes Gelände meinem Tourenziel. Von hier macht der Schönbichl seinem Namen Ehre, der markante hübsche Rücken kommt in Sicht und macht Lust auf Firn.
Noch ist der Gipfelhang jedoch pickelhart und schon brauche ich die Harscheisen zum Weiterkommen. Meine Hoffnung auf Sulz sinkt mit jedem Höhenmeter, der eisige Nordwind konserviert den Hartschnee, das verspricht kein Vergnügen zu werden!? Vergnügen bietet immerhin die Aussicht vom Schönbichl, bei dem heutigen Wetter ein Genuss, selbst der Wind hat ein Einsehen und beruhigt sich extra für mich.
Aber die Wärme genügt noch bei Weitem nicht, der gesamte Hang bleibt gefroren, keine Spur von Firn. Ich knattere über die pickelharten Windfahnen mit der Hoffnung, dass Bindung und Kniescheiben halten.
Bis zur Tesselberger Alm quäle ich mich und sinke enttäuscht auf die bereitgestellte Bank. Doch aus dem Augenwinkel habe ich eine Schneise über der Alm ausgespäht, nach Südosten ausgerichtet muss es dort Firnschnee geben, wäre doch gelacht. Die Felle fliegen fast von alleine auf die Ski und schon bin ich auf dem Weg in den Butterfirn. Tatsächlich, hier auf der Sonnenseite ist die Unterlage aufgeweicht und ich höre mich schon durch den Hang zischen.
Vorher brauche ich aber noch einen Gipfel und eine Anhöhe auf 2262m genügt heute dem Anforderungsprofil. Der abgeblasene Gupf ist perfekt zur Mittags- und Fotopause geeignet, bevor ich den Firn genießen werde. Hinab mit Gebrüll, aber ohne Hirn, denn ich biege zu früh ab und stehe plötzlich in der Parallelschneise. Hier geht es deutlich steiler zu und der Butterfirn wechselt zu Bruch, ich kann meine Dummheit kaum fassen, 250 Höhenmeter umsonst geschwitzt.
Eigentlich müsste ich zur Strafe nochmal auffellen, aber es gibt Selbstbestrafungsalternativen. Die finde ich knapp unter der Tesselberger Alm, wo ein ansteigender Forstweg zurück zu meiner Aufstiegsroute führt. Statt mit Fellen grätsche und trippel ich in Abfahrtsposition über 50 Höhenmeter aufwärts, diese Folter gönne ich mir zur Strafe für mein Unvermögen ;-)
Irgendwann geht der Weg wieder abwärts und ich surfe zurück zum im Gemeindegebiet Bruneck abgestellten Wagen. Im Wald wechselt der Schnee zwischen eisig gefroren und faul, ich muss wohl irgendwann wiederkommen zum butterweichen Firn!?

Tourengänger: georgb


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