Karlsgraben - ein mittelalterliches Mega-Projekt


Publiziert von 83_Stefan , 28. Februar 2021 um 23:11.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Fränkische Alb
Tour Datum:14 Februar 2021
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 100 m
Abstieg: 100 m
Strecke:8,9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Die B 2 an der Anschlussstelle Dettenheim in Richtung Treuchtlingen verlassen und nach knapp 1,5 Kilometern nach rechts in den Ort "Graben" abbiegen. An der Kirche nach rechts in die Karlsgrabenstraße abzweigen und auf ihr zum Ortsausgang fahren. Einige kostenfreie Parkmöglichkeiten neben der Straße am Karlsgraben.
Kartennummer:BayernAtlas

Um das Jahr 793 begann ein mittelalterliches Mega-Projekt zur Überwindung der Europäischen Hauptwasserscheide. Nahe Treuchtlingen, wo die Flusssysteme von Rhein und Donau sich auf nur etwa zwei Kilometer annähern, wurde mit dem Bau des Karlsgrabens begonnen. Dieser Kanal sollte die Schwäbische Rezat, die über den Main dem Rhein zufließt, mit der zur Donau entwässernden Altmühl verbinden. Mit den damaligen Möglichkeiten war dies ein ausgesprochen ambitioniertes Unterfangen. Ob der Karlsgraben vollendet und genutzt wurde oder die Arbeiten vor der Fertigstellung aufgegeben wurden, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Bei der Ortschaft mit dem passenden Namen "Graben" existiert allerdings ein fertiges Teilstück und erinnert an diese Pionierleistung.

Am Rand der Karlsgrabenstraße am Ortsausgang von Graben finden sich einige kostenfreie Parkgelegenheiten. Von hier führt eine Treppe hinauf zum Leinpfad, der entlang des Kanals mithilfe des Aushubs errichtet wurde, um die Schiffe mittels Pferden ziehen zu können. In mehreren Jahrhunderten hat sich die Natur das Gelände zurückerobert und so wandert man heute zwischen hohen Bäumen auf kurzweiligem Pfad entlang des Kanals nach Nordosten.  Der intakte Abschnitt des Kanals endet schließlich und man erreicht einen Fahrweg auf dem es nach rechts zum Brunnen an der Europäischen Hauptwasserscheide geht - auf der einen Seite fließt das Wasser über Altmühl und Donau ins Schwarze Meer, auf der anderen Seite über Main und Rhein in die Nordsee. Bald passiert man eine Industrieruine und einen Solarpark, dann mündet der Weg in eine schmale Straße.

Der wenig befahrenen Straße folgt man nach rechts über die Gleise und weiter durch landwirtschaftliche Flächen entlang der Schwäbischen Rezat nach Südosten, bis sie eine Auffahrt zur Bundesstraße 2 erreicht. Eine Unterführung leitet auf die andere Seite der Verbindungsstraße Dettenheim/Graben und auf einem asphaltierten Wirtschaftsweg wandert man auf den Sandbühl zu. An einer Verzweigung hält man sich rechts und folgt dem Fahrweg im Bogen durch Hecken bergauf, bis er endet - auf diesem Abschnitt hat man schöne Blicke hinunter nach Dettenheim. 

Wo der Fahrweg endet, erreicht man den Wanderweg Nummer 4, auf dem man nach rechts entlang des Waldrands zu einer Verzweigung wandert. Hier hält man sich links und steigt steil über eine Holztreppe durch den schmalen Waldgürtel hinauf auf die sonnige Fläche des Hexentanzplatzes - sogar ein Fußballfeld findet sich kurioserweise hier oben. Eine kleine Unterstandshütte bietet sich für eine ausgiebige Rast geradezu magisch an. 

An der Hütte folgt man dem Wanderweg nach rechts quer über die Fläche wieder in den Wald hinein und trifft bald auf eine Fahrwegkreuzung. Die Beschilderung von Wanderweg Nummer 4 weist auf den linken der beiden Wege, auf dem es im dichten Wald - vorbei am Nagelberg - zunächst schwach bergauf, schließlich aber wieder deutlich bergab geht, bis sich der Fahrweg nahe der Villa Rustica - den Überresten eines römischen Gutshofs - mit einem weiteren Fahrweg vereint. Hier verlässt man den Wald und hält sich rechts.

Mit besten Blicken über das Altmühltal und hinüber nach Treuchtlingen geht es am Südfuß um den Nagelberg herum: Man wandert vorbei an der Villa Rustica und folgt an der folgenden Kreuzung trotz den nach links weisenden Wanderschildern dem Weg geradeaus und erreicht schließlich im Bogen eine Kriegsgräberstätte. Hier heißt es aufpassen, denn direkt nach der Anlage man zweigt nach links ab.

Ein schöner Weg leitet zunächst am Rand der Kriegsgräberstätte und dann entlang einer Reihe Birken nach Westen zur Altmühl, die viel wasserreicher als die Schwäbische Rezat ist. Man folgt ihr flussaufwärts und unterquert eine Straße und eine Bahnlinie. Danach verlässt der Weg den Fluss wieder nach rechts und leitet durch Felder auf den Ort Graben zu. Man trifft auf eine schmale Asphaltstraße, die ins Ortszentrum führt. An der Kirche beginnt die Karlsgrabenstraße, die einen zurück zum Ausgangspunkt am Karlsgraben bringt. Kurz vor dem Ziel kann man an dem schönen Rastplatz an der Geotop-Schautafel die Wanderung Revue passieren lassen.

Schwierigkeiten:
Rundwanderung über die Wasserscheide: T1 (Wanderung auf Fahr- und harmlosen Wanderwegen).

Fazit:
Eine sehr lohnende, abwechslungsreiche 4*-Runde, an der Geschichtsinteressierte doppelt Gefallen finden. Quasi im Vorübergehen quert man die Europäische Hauptwasserscheide, deren Überwindung mit dem Schiff jahrhundertelang nicht möglich war. Die Wanderung punktet durch sonnige, aussichtsreiche Abschnitte sowie durch schattige Waldetappen.

Mit auf Tour: Francesca.

Anmerkung:
Der Karlsgraben ist Geotop Nummer 34 der Reihe "Die schönsten Geotope Bayerns" des Bayerischen Landesamts für Umwelt.

Kategorie: Fränkische Alb, 4*-Tour, Bayerns schönste Geotope, unter 1000, T1.

Tourengänger: 83_Stefan


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 51972.kml Tourenskizze (kein GPS)

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»