Gran Pizat 1941m - Das Haar in der Suppe

Die Tourenwahl gestaltet sich schwierig, vom Alpenhauptkamm ziehen dichte Wolken über und der starke Wind hat den schönen Pulver verblasen. Die klassischen Ziele sind überlaufen und abgefahren, darauf haben wir auch keine Lust. Spontan fällt mir der Gran Pizat ein, nicht zu weit, nicht zu steil und nicht zu bekannt, das sollte allen recht sein.
Wir sind die einzigen am Parkplatz, eine leichte Neuschneeauflage verspricht gute Abfahrtsbedingungen und gelegentlich leuchtet sogar ein dezentes Sonnenfenster. Ich bin begeistert von meiner Wahl, überall anders ist es heute wohl eher schlechter. Ein kurzes Steilstück lässt die Stimmung aber schon kippen. Die Spur ist zu steil angelegt, die Felle wollen nicht recht greifen und wie soll man hier später abfahren!?
Es hagelt Kritik, wo ist der versprochene Forstweg, kann man dem Georg nicht mehr vertrauen? Angesäuert ziehen wir durch die herrlichen Hänge und ich verstehe die Welt nicht mehr. Es werden plötzlich seltsame Varianten diskutiert, solange, bis uns erste Nachgänger einholen und meinen Traum von unberührtem Pulver zerstören.
Jetzt ist meine Stimmung endgültig im Keller und ich bin geneigt, meine Begleiterinnen nach Wengen zu schicken, wo ich sie später abholen könnte!? Letztendlich wollen sie es doch versuchen und wir stürzen uns in die Tiefe. Die Kritik flaut erstaunlicherweise ab, flauschiger Schnee auf perfekt geneigten Hängen, wir surfen unbeschwert abwärts. Ohne Diskussionen wären unsere Spuren die ersten gewesen.
Auch das so unheimliche Steilstück stellt sich als überwindbar heraus, mit ein paar Rutschphasen sind wir bald wieder in freundlichem Gelände und wer will, kann jetzt auch auf einen Forstweg ausweichen. Ich wedle eine letzte Wiese und finde zum Schluss auch noch mein Haar in der Suppe, die Cafés in St. Vigil sind geschlossen und den Kuchen gibt es erst zuhause im Wohnzimmer.