Ciampanì 2668m - Geteilte Rinnen

Eine Rinne zu fahren macht am meisten Spaß, wenn man der erste ist und sie mit niemandem teilen muss. Also starten wir früh und verlieren keine unnötige Zeit. Dafür verliere ich bald den Anschluss, denn Manuel zieht in seinem Wohlfühltempo voraus und ist schnell enteilt. Auch Martin und Stefan können oder wollen ihm nicht folgen, so ist die Gruppe schnell gesprengt und mir kommen abwegige Ideen in den Sinn.
Während die anderen mit weiteren Aspiranten der legendären Pueznordrinne entgegenlechzen, verabschiede ich mich Richtung Osten in die menschenleere Ödnis. Ich schiebe mich über die abgeblasene Hochebene am Muntejela vorbei und quere zum Ciampanì. Von Süden wabern die Wolken herum, sehr fotogen zwar, aber vor ihnen will ich in der Ciampanìrinne sein. Zügig quere ich ein Stück gegen Nordosten und halte Ausschau nach der richtigen Rinne. Die Einfahrt ist eng und steil, ich quetsche mich an einem Schneebuckel vorbei und teste die ersten Schwünge. Es ist gerade genug Platz, Bogen für Bogen gleite ich durch den unberührten Schnee, ein Genuss. Bald öffnet sich der Canalone, ich surfe unbeschwert zur Aufstiegsspur von heut morgen und zurück zu den wartenden Freunden am Parkplatz. Die Rinnen sind geteilt und die Gruppe ist wiedervereint.