Im märchenhaften Pfälzerwald, Teil 3: Durch den Nebel übers Mittelalter in die Keltenzeit


Publiziert von Schubi , 22. Dezember 2020 um 14:38. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum: 6 Dezember 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 415 m
Abstieg: 415 m
Strecke:12,3 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkmöglichkeiten und auch Gastro am Wanderparkplatz etwas unterhalb des Gipfelplateaus des Donnersbergs.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Nochmal Pfälzerwald-Romantik, diesmal wieder in geselliger Runde mit unsren Mädels. Kern der Tour in Form einer dreifachen Schleife war der Donnersberg. Er ist mit 686 m das höchste Bergmassiv des Nordpfälzer Berglands und der gesamten Pfalz. Auf dem Berg befinden sich der Keltenwall Donnersberg, zivile und militärische Fernmelde-Technik, ein gründerzeitliches Denkmal sowie Reste mittelalterlicher Burgen. Immer was los war hier also schon seit jeher. An seinen Flanken wird's stellenweise auch felsig, das dabei vorherrschende Gestein ist der Rhyolith (vulkanischen Ursprungs, genannt auch "Quarzporphyr"). Grabungsergebnisse machen die These wahrscheinlich, dass die Kelten hier Rhyolith in Öfen erhitzt haben, um so zu Rohglas zu gelangen, das zur Herstellung von Schmuck und Gebrauchswaren weiterverwendet wurde. Nik hat die Runde hier bei Hikr schon als *Tour veröffentlicht, deswegen versuche ich, mich hier aufs Wesentlichste zu beschränken.

Eigentlich hofften wir für die Wanderung ja auf eine dünne Schicht Neuschnee, aber dafür gab es nur Nebel, mal dichter, mal weniger. Passt für Romanzen wie uns aber ja auch. Als Soundtrack für Anfahrt, Rückfahrt, oder zum Betrachten der Bilder hier empfehlen wir daher den Foggy Mountain Breakdown von Lester Flatt und Earl Scruggs.


Wir starten an einem Parkplatz, der praktischerweise schon fast oben auf dem Berg liegt. Südostlich wandernd kommen wir bald an einem rekonstruierten Mauerstück des Keltenwalls vorbei, der die damals hier oben befindliche, recht große Keltensiedlung schützte. Etwas weiter, am Aussichtspunkt Hirtenfels, würden wir theoretisch östlich in die Ferne blicken, tun das heute aber nur in eine Nebelwand hinein. Dafür werden wir entschädigt mit einer anschliessend kurzen felsigen Weglosigkeit und einem herrlich felsigen Pfad, umgeben von knorrigen Bäumen. Nach einem waldigen Abschnitt sind wir kurz darauf an der nächsten Aussicht, und zwar am Moltkefelsen, der überspannt wird vom "Adlerbogen", einer Stahl-Konstruktion aus der Gründerzeit. Zusammen mit zwei Standbildern ist dies ein Denkmal, das 1880 zu Ehren des Generalfeldmarschalls von Moltke errichtet wurde. Eingerahmt wird mit dem Bogen ein schöner Blick in die Landschaft unterhalb, schon damals hat man also ein Händchen für Blickführung gehabt, und für die Romantik ja sowieso. Wie gut also, dass sich der Nebel für einen Talblick gerade in dem Moment etwas lichtet, als wir vier Romanzen auf dem Moltkefelsen ankommen. Wir steigen nun den Pfad in der linken Flanke des Felsens nördlich hinab, und gehen dann südlich waldig zum Dampfnudelfels (herrlich absurde Orts-Bezeichnung ...).

Über den Herkulesberg kommen wir nun in das Tal des Wildensteiner Bachs, und weil diese Ecke ein Bannwald ist, geht's hier tatsächlich recht wild zu, denn wir über- und untersteigen zahlreiche umgestürzte Bäume. Aus dem Tal sieht man auch die eindrucksvolle Wand des Reißenden Fels', den wir später von oben bequem begehen werden. Vorher geht es aber noch steil pfadig rechts im Waldhang hoch zur Ruine Wildenstein (seltsamerweise ist dieser Pfad nicht beschildert, also Augen auf). An anderen Stellen des Donnersbergs gäbe es auch weitere Ruinen zu entdecken und wir bekommen einen Eindruck davon, wie strategisch wichtig solche Berge im Mittelalter waren. Viel von der ehemaligen Burg ist nicht mehr zu sehen. Auf dem Fels haben sich zwei Teile der Schildmauer erhalten, unterhalb sind Reste eine Zisterne zu entdecken. Wann und warum die Burg errichtet wurde, ist nicht bekannt. Ihre Lage spricht dafür, dass sie eine Wach-Funktion für den im Donnersberggebiet betriebenen Eisenerz-Bergbau hatte, Belege dafür gibt es aber nicht. Die Burg wurde 1276 erstmals urkundlich erwähnt. Nun in südöstlicher Richtung weiter. Wir passieren dabei zwei eindrucksvolle Felsgruppen, auf die wir jeweils easy von oben drauflaufen können: am Wagnerfels lässt's sichs auf der Sitzbank  mit prächtiger Aussicht gut veschpern. Viel Spaß macht auch das Erkunden der verzweigten, stufigen Felsnasen direkt unterhalb, hier gibt es eine paar Trampelpfade und je nach Geschmack kann man ein bissel in die Felsen steigen. So bekommen wir den Rhyolith nochmal hautnah präsentiert. Etwas weiter auf dem bereits erwähnten Reißenden Fels ist die Aussicht sogar noch prächtiger (hier eine weitere Bank zum Rasten). Aber seine zu drei Seiten steil abfallenden Wände sind nur etwas für Sportkletterer.

Von Süden kommend wenden wir uns nun langsam wieder dem Gipfel-Plateau des Donnersbergs zu. Dabei wandern wir über eine Nebenkuppe namens Signal: hier wurden im Mittelalter mittels einer riesigen, in mehreren Achsen beweglichen Konstruktion aus Baumstämmen ganze Texte zu anderen "Signalen" auf Bergen in südlicher Blickrichtung durchgegeben. Das muss ziemlich eindrucksvoll ausgesehen haben. Traditionsbewusst haben die Pfalzwerke fast an derselben Stelle heutzutage eine Richtfunkstation in Betrieb. Wir erreichen nun bald wieder das Areal der ehemaligen Keltensiedlung und wechseln dort westlich auf den Wanderpfad, der direkt auf dem Keltenwall entlangläuft (der Wall besteht aus Steinen einer verstürzten Pfostenschlitzmauer, die die keltische Siedlung damals umgab). Im Nebel etwas versteckt, aber noch in Sichtweite pasieren wir hier Infrastruktur, die auf hohen Bergen halt meist so verbaut ist: ein Aussichtsturm (Ludwigsturm), ein Funkturm des Südwestrundfunks im funkigen (;-) Seventies-Design, und schliesslich, an der höchsten Stelle des Donnersbergs, das Gelände einer ehemaligen US-Funkstation. Weil dies Areal aber nicht zugänglich ist, haben die Fremdenverkehrs-Verantwortlichen kurzerhand den etwas östlich davon gelegenen Fels namens Königsstuhl (686 m) zur höchsten Stelle des Donnersbergs erklärt. Was nicht ganz korrekt, aber nett gemeint ist. Auf ihm können wir nochmal Rhyolith pur erleben und feststellen, dass seine nebelnasse Oberfläche nur bedächtigst-behutsam erstiefelt werden sollte. Immerhin schimmert das nasse Gestein recht fotogen. Nun nur noch wenige hundert Meter ostwärts und wir sind zurück am Ausgangspunkt der Wanderung.

Mit auf Tour: Amelie, Waldelfe, Nik

Fazit: Auch mit dieser Runde haben uns Nik und die Waldelfe ein prächtiges Eckchen der Pfalz präsentiert, Nebel hin, Kälte her. Eine abwechslungsreiche Waldlandschaft durchwandernd war es spannend zu erfahren, was hier oben schon alles an Geschichte und Kultur passiert ist. Zum Glück war im Nebel kein Zeitloch versteckt, mit dem wir womöglich versehentlich in der Keltenzeit gelandet wären ...

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe, Schubi


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