Piz Timun / Pizzo d'Emet 3212m


Publiziert von Sputnik Pro , 22. November 2020 um 12:09.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Hinterrhein
Tour Datum:18 November 2020
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT5 - Alpine Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   I 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 2050 m
Abstieg: 2050 m
Strecke:28½ km (total)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Chur mit der Bahn nach Thusis. Von dort mit Umsteigen in Andeer mit dem Bus nach Innerferrera.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Analog Zufahrt zum Ausgangspunkt.
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Bertacchi (CAI): 24 Plätze, Winterraum 3 Plätze (kein Gas, Geschirr, Ofen). Homepage: https://www.rifugi.lombardia.it/sondrio/madesimo/rifugio-bertacchi.html ; Telefon +39 3347769683
Kartennummer:LKS 1:25000 Splügenpass (Nr.1255)

PIZ TIMUN ALS WINTERLICHE HOCHTOUR.

Nach den trüben Oktober ist es nun endlich seit einigen Tagen richtig schön und der Schnee sollte sich nun definitiv gesetzt haben in den Hochalpen. Zeit für einen höheren Berg zu besteigen der auch selbstständig da steht, als Solotour machbar ist und eine einigermassen gut mögliche Anreise mit dem öffentlichen Verkehr hat. Bei der Durchsicht meiner Liste von den selbstständigsten Bergen der Schweiz entschied ich mich als Tourenziel für dem Piz Timun, was schlussendlich ein Glückstreffer war!

Allgemeines zum Piz Timun

Der Piz Timun, auf Italienisch Pizzo d’Emet, ist eine 3212m hoher Berg auf der Grenze zwischen Graubünden in der Schweiz und der Lombardei in Italien. Er gehört zur Oberhalbsteinkette und ist eine sehr imposante Gipfelerhebung, seine Schartenhöhe zum Piz Platta (3392m) beträgt 826mH, die Isolation zum nächst höheren Berg Pizzo Tambo (3279m) ist 10,2km. Direkt unter der Gipfelwand im Norden hält sich das kleine Eisfeld Glatscher da Niemet. Im Osten liegt das Valle de Lei mit dem gleichnamigen Stausee Lago di Lei (1927m) auf italienischem Boden. Im Südwesten liegt das italienische Valle San Giacomo mit dem Wintersportort Madésimo (1538m), im Westen die Passregion Monte Spluga und auf Schweizer Seite im Nordwesten das Val Niemet. Der Gipfel wurde erstmals am 13.8.1884 von Francesco Lurani Cernuschi und Antonio Baroni aus dem Valle Sterla über den Südwestgrat bestiegen. Dies ist auch die heutige Normalroute die im Sommer oft begangen wird, die Schwierigkeiten sind leicht (L oder T4; Fels I+). Als Stützpunkt dient die Rifugio Bertacchi (2175m) am Lago di Emet. Im Winter kann der Berg vom Val Niemet mit Ski bestiegen werden, den obersten Ostgrat begeht man zu Fuss, Skischwierigkeiten S- mit 40° auf 200Hm.

Die Tour

TAG 1 (17.11.): Gegen halb 10 erreichte ich das malerische Dorf Innerferrera (1481m) im Avers. Bei der Sägerei ging es dann flott bergauf auf einem Fahrsträsschen durch den Wald hinauf ins Val Niemet. Beim Taleingang nach etwas 300 Höhenmeter wurde das Gelände flacher und ich spazierte, leider meist noch im Schatten, zur verlassenen Alp Niemet (1899m) wo ich erstmals rastete. Zunächst ging das Strässchen noch etwas taleinwärts zu einer Wasserfassung. Nun folgte ich dem Bergweg in Richtung Pass am Talabschluss. Bei der Hütte Alp Sura (2131m) war meistens schon eine geschlossene Schneedecke vorhanden. Allerdings zu wenig für die Schneeschuhe auszupacken, dennoch sank ich stellenweise im Schnee ein. Ich folgte so gut wie möglich den Wegmarkierungen und stand nach 3 Stunden auf der Grenze im Pass da Niemet / Passo di Emet (2294,6m). Nun ging es noch etwas bergab um den gefrorenen Lago di Emet zur italienischen Hütte Rifugio Bertacchi (2175m). Eigentlich wäre es im coronaparanoiden Italien verboten im Winterraum zu übernachten. Mir war es egal und ich begann mich gemütlich einzurichten, Schnee zu Schmelzen für Suppe und Tee und mein Nachtessen zu kochen. Ausser zwei Wandere bei der Alp Niemet hatte ich am ganzen Tag keine Menschen während der Wanderung gesehen.

TAG 2 (18.11.): Die Tage sind Mitte November kurz weshalb ich erst um 6:15 auf der Hütte aufbrach. Mit der Stirnlampe bewaffnet wanderte ich wieder bis fast zur Passhöhe zum italienischen Wegweiser hinauf. Dort versuchte ich so gut wie möglich dem eingeschneiten Bergweg hinauf zum Grenzstein Nummer 1 auf der Kuppe P.2493m zu folgen. Das Gelände wurde zunehmend steiler und der Schnee war hart gefroren. So zog ich irgendwann die Steigeisen und konnte bequem in der Morgendämmerung zur besagten Kuppe hochsteigen. Nach einer Trink- und Essenpause ging ich bald weiter. Es galt nun den Westgratarm des Piz Timun Südwestgrates anzupeilen, etwa in Richtung des Sommerweges. Schon nach wenigen Schritten war der Schnee tief weshalb ich die Steigeisen gegen die Schneeschuhe austauschte. Die ersten Sonnenstrahlen erreichten nun die höchsten Bergspitzen. Es war wunderschön dem Grat entgegenzulaufen. Zuletzt ging es ziemlich steil direkt auf eine Grateinsattelung die ich östlich des Gratpunktes P.2843m erreichte. Nun stand ich endlich an der Sonne und rastete nochmals. In mehreren Aufschwüngen galt es nun zum Gratvereinigungspunkt P.3024m zu erreichen. Ich ging mit Schneeschuhen weiter was meist gut ging bis auf einen Fels der etwas mühsam südseitig zum Umgehen war – Schneeschuhe sind halt nicht das optimale Gerät für kurze Kletterei! Für den letzten Aufschwung vom Westgratarm zum P.3024m wechselte ich wieder auf Steigeisen und erreichte so bequem den Gratvereinigungspunkt. Hier machte ich nochmals eine letzte Pause und deponierte die Schneeschuhe. Ich stand nun vor dem eindrücklichen Südwestgrat des Piz Timuns. Mit seinen Türmchen sah er zwar schwierig aus, was aber nicht stimmt. Die meisten Türme werden in der Flanke ostseitig umgangen und Steinmännchen weisen oft den Weg. Klettern musste ich kaum bis auf den obersten Gratabschnitt der etwas luftiger ist. Hier ging es direkt über die Gratkante und unmittelbar vor dem Gipfel gab es einen Felsspalt zu überwinden. Doch auch diese Stelle ist eigentlich auch im Winter harmlos. So legte ich meine Spur in den jungfräulichen Schnee bis auf den Gipfel von diesem phantastischen Aussichtsberg. Keine Wolke war zu sehen, doch es blies ein eisiger Wind dort oben. Die Sicht war ausserordentlich von den Walliser- über die Glarneralpen und zum Piz Bernina, einfach genial! Der Abstieg zur Hütte war nun wegen gutem Trittschnee und meinen Aufstiegsspuren eine rasche Angelegenheit und ich behielt die Steigeisen gleich bis hinunter in den Pass an. Bei der Hütte war wieder Kochen angesagt und ich bekam zwischenzeitlich Besuch eines österreichischen Wanderpärchens und einer italienischen Bergläuferin.

TAG 3 (19.11.): Wiederum verliess ich die Hütte um 6:15 um zurück über den Pass nach Innerferrera zurück zu gelangen. Es war nun etwas windiger, doch beim Aufstieg auf den Pass wurde mir schnell warm. Auf der Schweizer Seite im Val Niemet wurde es langsam Tag und im Norden leuchteten Zirren in pinken Farben. Sie kündigten die eintreffende Kaltfront an. Da es vom Pass abwärts ging war ich schon innert 2¾ Stunden wieder zurück in Innerferrera. Hie hätte ich über zwei Stunden aufs Postauto warten müssen. Ich wechselte die Kleidung und stoppte das erste Auto. Die nette Dame nahm mich sogleich mit nach Andeer, wo ich bald Anschluss nach Thusis und Chur hatte. Es war eine wunderschöne Bergtour, auf die hoffentlich bald die nächste folgt!

Tour im Alleingang.

Genaue Route: Siehe beigelegte Karte

Tourengänger: Sputnik
Communities: Schneeschuhtouren


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Kommentare (4)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 14. Dezember 2020 um 19:34
grandios - was für eine tolle Expedition!

lg Felix

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 17. Dezember 2020 um 18:25
Danke Felix :-)

Cubemaster hat gesagt: Gratulation!
Gesendet am 24. Januar 2021 um 11:42
Hey, gratuliere zum Piz Timun. Tolle Tour und superschöne Bilder. Bin immer wieder fasziniert, wie locker du im Winter auf solche Gipfel hinaufspazierst... Die Bedingungen waren aber auch sehr gut im November, habe ich auch noch für zwei tolle Herbsttouren genutzt.

Komm gut durch den (Corona-)Winter :-)
Cubemaster

Sputnik Pro hat gesagt: Wetterpech Winter 2020/2021
Gesendet am 2. Februar 2021 um 10:42
Danke Cubemaster,

Bis jetzt bin ich fustriert vom Winter, aber nicht wegen Corona. Das Wetter lässt mit den Niederschlägen und der damit verbundenen Lawinengefahr einfach (ausser wenigen Tagen anfangs 2021) seit anfangs Dezember 2020 keine 3000er-Touren zu. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt...

Gruss, Sputnik


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