Weisshorn über den Schaligrat
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Eine grandiose Hochtour auf den Traumgipfel im Wallis – Kletterei und Bergerlebnis vom Feinsten!
Das Weisshorn, wer hat es nicht schon sehnsüchtig angeschaut? Beim Fernblick von praktisch allen Bergen der Schweiz strahlt es entgegen! Beherrschender als das Matterhorn, formschöner als der Monte Rosa… Die Besteigung dieses Berges nicht über die ebenfalls spannende Normalroute, sondern über den Schaligrat, wohl eine der schönsten Klettereien über der 4000 Meter Marke überhaupt in der Schweiz, war für uns ein unvergessliches Tourenhighlight!
Auch diese Tour ist von Mitstreiter Alpin_Rise schon in Text und Bild im Detail dokumentiert – vielen Dank! Mir bleiben wieder nur ein paar persönliche Eindrücke und Bilder hinzuzufügen.
Wer die Überschreitung des Schalihorns am Vortag auf die Reihe gekriegt hat, der schafft auch den Schaligrat. Allerdings ist man hier schon sehr stark den Verhältnissen ausgesetzt. Neuschnee und Vereisung ist auf diesen Höhen auch im Sommer regelmässig anzutreffen und kann die Tour zu einem sehr ernsthaften und langen Unterfangen machen. Im schlechtesten Fall kann ein zusätzliches Felsbiwak im Abstieg nötig werden. Vor unserer Begehung reichten zweieinhalb Schönwettertage, um den Schneefall vom Sonntag wegzuschmelzen. Die Restmenge an Neuschnee auf dem Grat war kaum störend und wir kamen, trotz einiger etwas akrobatischer Einlagen, ohne die Steigeisen auf den Gipfel. Der Schaligrat wurde auch am Vortag bei schlechteren Verhältnissen schon begangen.
Für die Routenfindung braucht es etwas Intuition, besonders gleich zu Beginn (Einstieg ca. 100 Hm über dem Biwak) und auf den letzten rund 150 Höhenmetern. Ansonsten ist die Route mehr oder weniger vorgegeben, wenn auch nicht durch fixes Sicherungsmaterial gekennzeichnet. Die Felsqualität ist durchgehend exzellent.
Die rein klettertechnischen Schwierigkeiten halten sich in Grenzen. Es gibt 20m im IV. Grad zu klettern (ziemlich zu Beginn), dann ist alles einfacher, auch wenn noch eine Handvoll Stellen im oberen dritten Grad folgen. Gegen Schluss zehrt auch die Höhe an der Ausdauer – wer klettert denn schon oft im dritten Grad mit Bergschuhen und Rucksack auf 4500m? Eigentliches Gehgelände trifft man selten an, Gehen am kurzen Seil scheint nur sinnvoll, wenn sich beide hundert Prozent sicher sind im IIer nicht zu stürzen. Am sichersten und effizientesten ist am Schaligrat bestimmt das lange Seil, mit jeweils einigen Sicherungspunkten zwischen den Kletterern. Rund 75% der Gratstrecke kann so bewältigt werden.
Der Führer gibt die Aufstiegszeit mit 5 Stunden vom Biwak aus an. Das ist für versierte Bergsteiger bei optimalen Verhältnissen zu schaffen, lag aber deutlich über unseren Möglichkeiten. Mit zügigem Klettern, ca. 20min Pausen und ohne Verhauer schafften wir den Gipfel in 7h15min. Da man im Schalibiwak nicht sehr früh starten kann (ohne Licht am Einstieg 15min über der Hütte macht keinen Sinn), ist die Chance gross, relativ spät auf dem Weisshorn einzutreffen. Der Abstieg über den Schneegrat (Normalroute E-Grat) kann schnell problematisch werden, falls der Schnee zu stark aufweicht. Für die 500 Höhenmeter bis zum Beginn des Felsgrates sind somit nochmals volle Konzentration angesagt, ich persönlich fand diesen Abschnitt, besonders wegen der teils dünnen Nassschneeauflage auf dem Blankeis, als heikelster Teil der Tour. Der anschliessende Felsgrat ist dann Zuckerschlecken, wenn man vorher den Schaligrat gemacht hat – Jogging am langen Seil mit gebohrten Fixpunkten an allen steilen Stellen. Die Ausgesetztheit ist dennoch beträchtlich und Konzentration ist auch nach 10 Stunden auf Achse hier Voraussetzung. Ich war erstaunt, wie lange sich die Schwierigkeiten der Normalroute hinziehen: In der Tat ist man nach dem Frühstücksplatz in T5-Gelände, trotzdem besteht auch hier bis zum Schaligletscher auf ca. 3000m fast durchgehend Absturzgefahr. Ein richtiger Berg also, das Weisshorn, das es dem Besteiger selbst auf der Normalroute nicht einfach macht!
Hike partners:
Delta
Communities: 4000er auf Abwegen
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