Wildhorn Überschreitung


Publiziert von Basileus , 2. September 2020 um 01:47.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Saanenland
Tour Datum:27 August 2020
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2250 m
Abstieg: 2250 m
Strecke:27km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Parkplatz Lauenensee (ca. 16 Franken für 24h) oder Postauto
Unterkunftmöglichkeiten:Wildhornhütte, Geltenhütte

Hallo zusammen
 
Meine erste Tourbeschreibung! Vorneweg: Ich bin kein Experte was die Schwierigkeitseinstufung angeht. Ebenfalls bin ich kein sehr erfahrener Hochtourengänger (natürlich sind die Grundlagen vorhanden und ich bin stets sicher unterwegs), von daher kann man vielleicht vieles besser machen als wir es gemacht haben. Bitte beachtet auch dass die Beschreibung spezifisch zu den vorherrschenden Verhältnissen passt. Gerne möchte ich aber 1-2 Erfahrungen der Tour mit euch teilen. Ganz generell: Behaltet die Augen offen, es gibt auf dieser Tour sehr viel herumliegende Armeemunition. Keine Ahnung ob die noch gefährlich ist, ich bin da immer vorsichtig.
 
Gestartet sind wir beim Parkplatz beim Lauenensee. Von dort geht es einen gut ausgebauten Bergwanderweg hinauf zum Chüetungel. Das Gewicht des Materials und die Steilheit des Weges sorgen dafür dass der Hüttenzustieg nicht ganz so gemütlich wird wie gedacht. Auf der schönen Ebene angekommen wird der Weg aber gemütlicher und stiegt bis zum Tungelpass nur wenig an. Dann geht es aber in kurzer Zeit nochmals einige Meter hoch, teilweise auch ziemlich ausgesetzt und mit Ketten gesichert. Geht aber alles tiptop. Oben angekommen geht es wieder etwas hinunter und zum Schluss gibt es noch einen kurzer Schlussanstieg zur Wildhornhütte.
Die Hütte war für einen Donnerstag nicht schlecht besucht, wir waren allerdings die einzigen "Gipfelstürmer" und somit Frühschläfer und -aufsteher.
 
Am Freitag sind wir dann um 6 Uhr von der Hütte aus gestartet, dem Wanderweg hoch in Richtung Schnidejoch. Der schöne Sonnenaufgang im Rücken, das Gewicht des ganzen Materials ebenfalls im Rücken ging es steil hoch über Schutt und Geröll. Bald schon kamen wir auf dem Chilchligletscher an. Der Gletscher war aper und der Einstieg praktisch überall leicht möglich. Die Routenfindung ist ziemlich leicht, Erst ein bisschen rechts halten, dann in die Mitte übergehen und schon bald sieht man die steile "Eiswand" mit einem Steinmann darüber tronend.
Früher konnte man diese "Wand" wohl ziemlich einfach hochlaufen. Da der Gletscher jährlich 3m absinkt sieht sie aber eher ungemütlich aus. Steil, mit vielen Spalten durchzogen. Der SAC Tourenguide und der Hüttenwart empfehlen weiter rechts hochzugehen, rechts von diesem Felssporn. Da sah es auch tatsächlich besser aus. Wir sind sogar noch etwas weiter rechts, rechts von einem Steinhaufen, hochgegangen (siehe Fotos). Hier hatte der Gletscher dann erstmals Schneebedeckung, aber nur etwa für 10 Gehmeter die man traversieren muss.
 
Spätestens auf dem Felssporn würde ich anseilen und halblanges Seil empfehlen. Man quert nochmals ein steiles Schneefeld, teilweise mit Eisflächen und schmaler Wegspur weil es rechts den Bergschrund hat. Der Übergang vom Schnee/Eis in den Fels empfand ich als sehr unangenehm und ausgesetzt, auch wenn es da nicht weit heruntergeht. Hier könnte man mit halblangem Seil gut mit Zacken sichern. Wir haben das Anseilen leider verpasst und brauchte dieser Übergang in den Fels etwas Mut, war aber nicht wirklich gefährlich. Im Fels geht es dann noch 2 Stufen hoch, die man einfach erklettern kann (auch hier könnte gut mit halblangem Seil und Zacken gesichert werden). Danach geht es gemütlich über Fels und Geröll bis zum Wildhorngletscher. Auch dieser war aper und so konnten wir gut aufsteigen.
 
Der Hüttenwart hat uns empfohlen beim letzten Felssporn (einer nach dem Punkt 3111) wegen einigen Spalten in den Fels einzusteigen und über den Grat aufzusteigen. Uns sah das von weitem aber nicht so sympathisch aus, dafür sahen wir auf dem ab da schneebedeckten Gletscher Trittspuren bis hoch auf den Sattel zwischen Neben- und Hauptgipfel. Da wir auch die "grosse" Spaltenzone nicht sahen, entschieden wir uns für diesen Aufstieg und das lange Seil. Ein paar (kleine) Spalten hatte es, die aufgrund der dünnen Schneeschicht aber gut sichtbar waren. Würde man beim Felsspornn etwas weiter links rum gehen, könnte man diese Zone auch gut umgehen. Anyway, es geht gut und schnell auf den Sattel. Von dort hat man die Wahl auf den Gipfel mit Gipfelkreuz (3246) oder den höheren Gipfel ohne irgendwas (3250) zu gehen. Wir entschieden uns aufgrund des starken Windes und des sich anbahnenden Regens für den höheren Gipfel ohne Kreuz und machten uns dann rasch an den Abstieg Richtung Geltenhütte. Die Aussicht kann aber lobend erwähnt werden, sieht man doch einige 4'000er der Walliser Alpen.
 
Die Wegspur auf dem Grat ist gut ersichtlich, man muss nur aufpassen wenn es links in die Flanke geht. Bald kommt man auch schon bei einem Steinmann an, wo sich der Weg verliert. Hier muss man rechts runter, in Richtung eines Felsblocks mit Stahlseil zum Abseilen. Der Weg dorthin erfordert schon etwas Kraxelei. Beim Felsblock mit Stahlseil löste der Blick in das steile Couloir ein etwas mulmiges Gefühl aus. Aber eben, von oben kann man ja abseilen. Gesagt getan. Beim Abseilen wollte man aufpassen, dass man keine der vielen losen Steine lostritt (alles sehr brüchig, auch stabil aussehende grössere Steine). Ebenfalls sollte man nicht zu weit nach rechts (von oben gesehen) abseilen, auch wenn einem das die Optik und der Abseilstand nahelegt. Die Schwerkraft hat etwas dagegen. Sowieso befindet sich der Ausstieg aus diesem Couloir links (von oben gesehen), zu erkennen an einem Steinmann und einer Reepschnur die für Selbstsicherung und auch zum Ablassen des Partner verwenden werden könnte. Auch wenn ich finde dass die Position nicht optimal ist, das Seil müsste von da etwas gar viel der Felswand entlang gleiten. Andererseits ist man an diesem Punkte nicht in der Falllinie der Steine.
 
Weiter geht es dann indem man am Steinmann vorbei auf einem Felsband das Couloir verlässt und dann sieht man auch schon den oft erwähnten gelben Turm. Von oben geht es rechts an diesem vorbei, wenn ich mich richtig erinnere nochmals eine kurze Kraxelei über eine Stufe. Ab da dann gute Wegspuren in griffigem Schutt bis zum Col du Brotse. Von da gehts rechts runter dem Gletscher entlang. Eine deutliche Wegspur haben wir da nicht gesehen, wir haben uns durch die Schutthügel durchgekämpft. Die Swisstopo Karte passt auch nicht mehr ganz, da ist nicht mehr soviel Gletscher wie auf der Karte sondern eben Schutthügel an Schutthügel. Irgendwann fanden wir dann den Weg auf den Gletscher, querten ihn und nahmen unterhalb des Felsen wieder den Ausstieg. Ab da geht es einfach nur den Steinmännchen nach bis man den grösseren Bach überqueren muss und auf den blau-weissen Weg vom Arpelihore gelangt. Der blau-weisse Weg führt über eine schöne Ebene zur Geltenhütte (1-2 ausgesetzte Stellen und 1-2 Felsstufen die Kraxelei erfordern), von wo aus es einen schönen Hüttenweg hinunter zum Lauenensee gibt.
 
Eine schöne Tour auf das Wildhorn. Der Abstieg vie Geltenhütte zieht sich aufgrund des Weges über Fels, Schutt und Geröll ziemlich in die Länge. Wir würden die Route aber wieder genauso machen, da sich so eine sehr abwechslungsreiche Hochtour mit verschiedenem Gelände bietet. Viel Spass!

Tourengänger: Basileus


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