Jakobspitze 2742m - Mauro und Maura

Seit letztem Jahr hat die Flaggerschartenhütte neue Pächter und lebt mit Maura und Mauro wieder auf. Die Hütte hat eine mehr als wechselvolle Geschichte hinter sich, dass sie überhaupt noch steht ist erstaunlich. Eröffnet als Marburger-Siegener-Hütte am 1. Juli 1914 wurde sie vier Wochen später wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs wieder geschlossen. Enteignet und dem Verfall preisgegeben ist es der Sektion Franzensfeste zu verdanken, dass sie erhalten wurde. 1970 hat man sie erneuert und erweitert und als Flaggerschartenhütte wieder bewirtschaftet.
Einige Jahre lief sie auch recht gut, dann allerdings beschloss einer der Pächter ohne Vorwarnung und Kündigung in der neuen Saison nicht mehr zu kommen und die Hütte stand ein Jahr lang leer. Der nächste Pächter führte die Hütte anfangs gut und wurde zur Legende. Legendär auch sein Abgang: Mitten in der Saison überließ er die Hütte ihrem Schicksal und verschwand spurlos! 
Die nächste Pächterin wird in den Internetbewertungen zerrissen, ihre Unfreundlichkeit und das mäßige Essen werden auch legendär und die Flaggerschartenhütte gerät ins Abseits. Natürlich trugen die Arbeitsbedingungen dazu bei, Material kann nur per Hubschrauber geliefert werden oder muss hochgetragen werden und erst seit Kurzem besitzt die Hütte überhaupt ein Kühlaggregat! Inzwischen hat man auch die Zimmereinteilung verbessert und es gibt ein paar Mehrbettzimmer neben dem Lager. Sogar eine warme Dusche ist möglich, es wird Zeit, dass wir Mauro und Maura unseren Besuch abstatten.
Wir teilen die Gruppe und steigen auf zwei Varianten an. Zunächst werde ich am Brückenwirt in Mittewald mit Kaffee gedopt und auf eigenen Wunsch in den Wipptaler Wäldern ausgesetzt. Während die anderen ins Sarntal schaukeln, trotte ich 2 Stunden lang auf dem teils betonierten steilen Forstweg durchs düstere Flaggertal. Erst an der Unteren Flaggeralm beginnt ein netter Steig und nach dem Wasserfall öffnet sich endlich das Tal und der Blick.
Ab hier wird es idyllisch, der Steig schlängelt sich durch das einsame Hochtal, vorbei an unbekannten Gipfeln und weitläufigen Almweiden. Kaum 4 Stunden nach Abmarsch kommt die Hütte in Sicht und nach knapp 5 Stunden bekomme ich mein wohlverdientes Bier auf der Terrasse, was für ein Schlauch.
Der Rest der Gruppe ist noch nicht eingetroffen und mich lockt ein erster Gipfel. Über der Hütte steht die Hörtlaner Spitze, ich sammle meine Kräfte und suche mir eine Linie von Süd nach Nord. Auf Schafspuren finde ich zum eindrucksvollen Kreuz und gemeinsam verleiben wir uns anschließend auf der Hütte eine ausgezeichntete Buchweizentorte ein. Von Mauro selbstgebacken, erster Test bestanden!
Wir beziehen unser Zimmer mit Namen "Jakobspitze", ein Zeichen? Natürlich muss es der gleichnamige nahegelegene Gipfel vor dem Abendessen noch sein und ich quäle mich in netter Begleitung hinauf. Ein paar anspruchsvolle Stellen (I) sind mit Seil versichert, der Rest ist eine Anhäufung von Steinen. Von hier haben wir einen ausgezeichneten Überblick auf die Sarntaler Berge und lernen dazu.
Das Tagwerk ist vollbracht, wir sehnen uns nach Abendessen. Mehr kann man nicht erwarten, es gibt drei Gänge, aus qualitativ hochwertigen Zutaten und schmackhaft zubereitet. Eine kurze Kartrunde geht sich gerade noch aus, dann befällt uns die Müdigkeit, wir strecken die Beine in den Schlafsack und warten auf die Hüttennacht.