Eine kurze Tour auf das Langeneck: Lohnende Heimatkunde zwischen Brauneck und Jachenau


Publiziert von Vielhygler , 1. September 2020 um 20:39.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:16 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 250 m
Abstieg: 250 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:P. in Langeneck. Direkt nördlich von der Brücke und der Bushaltestelle auf einem großen, freien Platz. Keine Gebühr, aber halblegal; zur Zeit unbenutzt. Legaler und ebenfalls kostenlos geht es auch etwas weiter südlich an der Landstraße in die Jachenau
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Urlaub am Langeneck? Diese Fewo kann bei airbnb gebucht werden.
Kartennummer:DAV BY 11 Isarwinkel Ausgabe 2018 (besser als 2011)

Eigentlich habe ich beim subalpinen Spazierwandern immer alles dabei, was ich unterwegs benötige. So war auch heute die Kamera samt Speicherkarte im Rucksack, doch am Wander-P. merkte ich, daß der Akku fehlt. Da mußte dann mein uraltes Smartphone, eine wahrer Quastenflosser der Handy-Evolution, als Notbehelf herhalten. Schade, aber speziell beim Langeneck (940 m) hielt sich das Malheur in Grenzen, weil man dort sowieso nicht allzuviel zu sehen bekommt.

Der über dem Weiler Langeneck gelegene, gleichnamige Waldbuckel (940 m)  ...

...ist ein touristisch wohl kaum je aufgesuchter Berg zwischen dem Brauneck und der Jachenau. Das Langeneck ist noch ein Geheimtip im ganz ursprünglichen Sinne: ein Tip, der sich schon deswegen nicht herumspricht, weil sich niemand für ihn interessiert!
Auch für mich war der heutige Besuch des Langenecks weniger in genußwanderischer bzw. wandergenüßlicher Hinsicht, sondern als Abrundung der Kenntnis meiner Heimat wertvoll.

Das Langeneck: eine Tour mit Schattenseiten

Am Langeneck habe ich heute, an einem Hochsommer-Nachmittag, zunächst einmal sehr viel Schatten gefunden, was mir einerseits beim Wandern sehr willkommen war, was aber andererseits unter all den Blättern und Nadeln die "Schattenseite" der heutigen Tour hervorhebt, nämlich daß das Langeneck mit Aussichten sehr sparsam umgeht!
Dafür wird man mit kontemplativen Einsichten am Langeneck reichlichst beschenkt. Mit seiner sensitiven Aura bietet das Langeneck und dort insbesonders dessen Östlicher Gipfelpunkt ein geradezu ideales Setting für ausgedehnte Waldbäder oder intensives Tree-Hugging. Es stehen auf dem Gipfelplateau viele, vorurteilslose Bäume zum Austausch von Zärtlichkeiten zur Verfügung (bitte jetzt bloß keine #Tree Too-Debatte!).

Die Wegbeschreibung:

Hinweis: die beiden Straßen (mit doppelt gezeichneter Linie), die das Langeneck erschließen, sind in der AV-Karte richtig verzeichnet. Auch daß die südliche Straße nach ihrem Ende noch als Karrenweg fast bis zum Östlichen Gipfelpunkt (924 m) weiterführt, stimmte. Ebenso war richtig, daß im weiteren Verlauf die nördliche Straße am Westlichen Gipfelpunkt (940 m) vorbeiführt.
Allerdings sind viele der vorhandenen Karrenwege, die vom Zustand her allesamt schlechter sind als die beiden "Highways", nur vereinzelt in der AV-Karte eingetragen.

Vom Weiler Langeneck zum Östlichen Gipfelpunkt (924 m)

Ich starte am Haus- und Stadelcluster Langeneck und gehe südlich des Schwarzenbachs auf einer Wirtschaftsstraße nach Westen. Gleich zu Beginn wird eine große, aussichtsreiche Wiese mit Bank und Marterl passiert. Am Wiesenende mit den letzten Stadeln gehe ich an dieser ersten Weggabelung "gleichwertiger" Straßen nicht auf der Straße am Schwarzenbach entlang geradeaus, sondern auf der Straße nach links, Süden im Wald zum Langeneck weiter.
Nun wird nach einem kurvigen Schlenker in wenigen Minuten am Wuhrholz eine weitere, die zweite, Weggabelung gleichrangiger Straßen am P. 758  erreicht (diese Höhenangabe steht nur im Bayernatlas). Ich kann hier zwischen einer nördlichen und einer südlichen Straße wählen. Beide Möglichkeiten sind sinnvoll, ich entscheide mich ganz willkürlich am Hinweg für den südlichen Straßenast und werde später auf der nördlichen Straße wieder hierher zurückkommen.
Nun geht es mit einigen Kurven und an abzweigenden Karrenwegen vorbei durch stets hübschen Berg-Mischwald auf der südlichen Straße weiter, bis diese an einem Holzlagerplatz endet. Hier nun folge ich nicht einem Karrenweg nach rechts (Norden), sondern gehe geradeaus nach Südwesten auf einem netten Gloaßenweg (mit Grünstreifen in der Straßenmitte) weiter.
Während sich der Gloaßenweg immer zugewachsener präsentiert, rückt der Östliche Gipfelpunkt des Langenecks immer näher. Es wird noch ein Wildschutzzaun, ein Holzlagerschuppen sowie ein Hochsitz passiert, bevor der grasige Karrrenweg kurz vor der stellenweise ausgelichteten Westseite dieses Gipfels ein neues Highlight des unendlichen Themas Jägersitz erreicht: einen aus Ästen gebauten Sessel auf einem zwei Meter hohen Felsblock, zu dem der Jäger sich quasi hinaufbouldern muß (II).
An der Lichtungsschneise nur wenig unterhalb des höchsten Punkts, komme ich anschließend in den Genuß der einzigen Aussichten, die das Langeneck überhaupt zu bieten hat: auf die östliche Breitseite der Benediktenwandkette vom Schrödel- bis zum Waxenstein, immerhin.
Den Östlichen Gipfelpunkt (924 m) des Langenecks erreiche ich in wenigen weglosen Schritten. Es ist sehr hübsch dort. Ich nehme ein ausgiebiges Waldbad (Shinrin Yoku) und linse tiefentspannt in die Baumkronen.
Anschließend verlasse ich das Gipfelchen zunächst weglos und dann noch ein paar Meter auf einer Karrenwegspur nach Nordwesten. Ich stoße sofort auf eine breite Straße: das ist laut Karte die nördliche der beiden Erschließungsstraßen des Langenecks

Der Westliche Gipfelpunkt des Langenecks:

Da ich vorhabe, auf der nun erreichten nördlichen Straße zur Weggabelung am Wuhrholz zurückzugehen, erreiche ich den spürbar höheren, Westlichen Gipfelpunkt des Langenecks nur noch quasi als Abstecher.

Ich folge zu diesem Zweck einfach der Straße weiter nach Südwesten. Nach einem am Straßenrand abgestellten und sehr gemütlich wirkenden Bauwagen mit Ofenrohr und viel Brennholz daneben ist es soweit und ich erklimme bequem in ein paar Minuten den Westlichen Gipfelpunkt des Langenecks, der viele Vermessungssteine und rote Hinweispfeile zu bieten hat, aber landschaftlich nicht besonders interessant ist.
Der Rückweg erfolgte nach diesem Abstecher wie geplant auf dem nördlichen Forstweg zurück zur Gabelung am Wuhrholz und von dort rasch zum P. zurück.

Abschlussbemerkungen:

Wie geht Tree-Hugging? Keine Angst, es ist ganz einfach! Hier geht es zur Kurzanleitung.
Wie geht Waldbaden? Keine Angst, es ist ganz einfach! Hier geht es zur Kurzanleitung.

In der Karte ist das Langeneck mit einer Höhe von 924 m verzeichnet. An Ort und Stelle befindet sich kein Vermessungspunkt. 
Nur wenig weiter westlich liegt allerdings noch ein etwas höherer Punkt, der in der Karte keine Höhenkote hat. Dafür sind dort gleich mehrere Grenzsteine zu finden.  Ich habe das Langeneck also gemäß Karte mit 924 m als Langeneck Östlicher Gipfelpunkt in unserer Map eingetragen und habe zur Vervollständigung den höheren Punkt als " Langeneck Westlicher Gipfelpunkt" mit der (defensiv) geschätzten Höhe von 940 m in unserer Map hinzugefügt.

Tourengänger: Vielhygler


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Kommentare (5)


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Anton hat gesagt:
Gesendet am 1. September 2020 um 23:25
Irgend wie, hat es die Gegend um die Jachenau in sich. Im Juli 2019 war ich auf Tour vom Brauneck über alle Köpfe zur Benewand, und mußte feststellen, ohne Speicherkarte im Foto .So etwas war mir noch nie passiert.
Ein Handy hatte ich nicht dabei. Null Bilder, aber diese Tour ist mir bestens noch in Erinnerung.
Beste Grüße Anton

Vielhygler hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. September 2020 um 13:29
Hallo Anton,

ich mache oft gar keine Bilder und habe die Touren dennoch sehr gut in Erinnerung; es ist halt etwas anderes...

Beste Grüße zurück Andreas

Nyn hat gesagt:
Gesendet am 2. September 2020 um 05:42
Dein Bericht hat schon fast twainsche Qualitäten. (vgl dessen "Rigireise")
Gefällt mir sehr!

VG, Nyn

Vielhygler hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. September 2020 um 13:39
Hallo Nyn,

Vielen Dank für dein nettes Feed-back. Der Vergleich ehrt mich, aber...wie gut, daß du geschrieben hast: "fast".

Die Rigireise kenne ich überhaupt nicht, das wird sich jetzt ändern!

VG Andreas

Nyn hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. September 2020 um 15:49
Hallo Andreas,

Die "Rigireise" von Marc Twain hast du (noch) nicht gelesen?
Oh...

Dieses möchte sagen fast einzigartige Stück alpiner Literatur gehört für mich zu den absoluten Leckerbissen. Es ist kein Roman, sondern ein Erlebniskurzbericht aus (s)einer leichten Feder, wie man ihn heute wohl nur noch als Glosse beschreiben könnte.
Wirkich ein absoluter Genuß und bestimmt lohnenswert!

Grüße und viel Spaß dabei
Markus


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