Ideal bei Sommerhitze: der Lettner Berg (1052 m) - ein schattiger Kreuzgipfel in der Jachenau


Publiziert von Vielhygler , 16. August 2020 um 23:57.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum: 1 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 350 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wenn man von Lenggries kommend in die Jachenau fährt, befindet sich etwa auf halbem Weg zwischen Leger und Letten linkerhand ein kleiner, kostenloser Parkplatz am Waldrand. An der Straße steht ein Fahrradschild nach: "Lenggries" und "Leger"; etwas versteckter am Baum noch ein Wanderschild zu "Rehgraben", "Jachenau", "Fall" und "Schronbachtal".
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Die Rehgrabenalm hat keine Gastbewirtschaftung
Kartennummer:DAV BY 11 Isarwinkel

Zur Etymologie: das umgangssprachliche Wort "Letten" hat die Bedeutung "unbrauchbares Gestein", sowie dialektal: "feucht-schlammiger Boden, lehmiger Matsch". Der preußische König Friedrich Wilhelm IV lehnte die ihm 1849 angebotene Erbkaiserwürde mit der Bemerkung ab, diese sei nur "aus Dreck und Letten“gebacken". Soweit Wikipedia.

Der Lettner Berg (1052 m) war heute nicht besonders matschig. Er hat seinen Namen natürlich auch nur vom Weiler Letten in der Jachenau gleich unterhalb. Inwieweit diverse Arrondierungen und Flurbereinigungsverfahren der Vergangenheit die im Gebiet des  Weilers Letten bestimmt vorhanden gewesenen feucht-schlammigen Böden durch Entwässerungsgräben trocken gelegt haben, habe ich heute nicht eruiert: die Gummistiefel blieben zuhause.  

Bei spätem Aufbruch und 35° Sommerhitze wollte ich eine kleine, schattige Wanderung auf ein neues, mir noch unbekanntes, Gipfelziel machen. Da kam mir der nahegelegene Lettner Berg, eines meiner unzähligen Kleinprojekte, gerade recht. 20 Minuten Anfahrt von Bad Tölz in die Jachenau zum Car-Depot; weitere 15 Minuten radeln bis zum Bike-Depot, anschließend gemütlich zu Rehgrabenalm und Lettner Berg hinaufspazieren und nach dem Rausschlendern- und -Radeln noch im Sylvensteinsee schwimmen: das war heute der Plan, der sich auch wunderbar ausging.

Wegbeschreibung und Tourentag:

Los ging es am kleinen P. (siehe Anfahrt). Ich halte mich an die Beschilderung: "Rehgraben", "Jachenau", "Fall" und "Schronbachtal" und radele gemütlich zum Jachen hinab.
Von der Brücke aus kann ich sehen, daß unzählige Fahrräder irgendwo verstreut im Gebüsch liegen und praktisch jede Sandbank des Jachens bis zum letzten Kiesel von Badegästen belegt ist. Urlaub 2020 im Zeichen der Corona-Krise: wenn es eng wird, bleiben die Menschen in der Heimat und rücken zusammen.
Nach der Brücke geht es durch eine kurze Waldpassage auf eine große, moorige Wiese, von der ich den Lettner Berg zum ersten Mal in Augenschein nehmen kann. Schöner Mischwald statt wie so manches Mal monotones Tannen-Einerlei - eine gute Wahl!
Wieder im Wald, an einer Straßenkreuzung (P. 723 m), sind erneut"Jachenau", "Fall" sowie der "Sylvensteinsee" beschildert. Als es steiler wird, deponiere ich mein Bike. In der heutigen Hitze möchte ich noch nicht einmal schieben!
Nun geht es auf der Straße nach einer kurzschenkeligen Links-Rechts-Serpentine in bequemer Steigung und stets in südwestlicher Richtung in das kleine Tal des Rehgrabens, das erst vor der Rehgrabenalm (865 m) ausflacht. Landschaftlich interessant sind im Rehgraben die aufwendig freigesprengten Böschungen der Straße.

Die Rehgrabenalm (865 m)

Die schön gelegene Rehgrabenalm befindet sich in einem weitläufigen, zwischen den Abflüssen des Röhrmoosbachs und denen des Rehgrabens gelegenen Almsattel. Sie ist im Sommer bewirtschaftet, hat aber keinen Gastbetrieb.
Ich halte mich direkt am Almgebäude nach rechts und folge einer abzweigenden Straße ohne Beschilderung, die nach Westen ansteigt (die u.a. mit "Jachenau" beschilderte Straße hinab in das Röhrmoostal lasse ich somit links liegen).

Aufstieg zum Lettner Berg:

Hinweis: die Wegeintragungen der AV-Karte (2018) sind am Lettner Berg unvollständig, wie sich heute herausgestellt hat. Dasselbe gilt für den Bayern-Atlas.

Richtig eingetragen ist in den Karten, daß westlich der Rehgrabenalm noch eine weitere, große Almfläche liegt, an deren Nordseite ein (gestrichelt verzeichneter) Karrenweg entlangführt, der nur wenige Meter westlich des Almgebäudes an einer Straßenkreuzung beginnt. Diesen Karrenweg habe ich genommen und ich fand die auf ihm folgende Passage mit dem schönen, ansteigenden Berg-Mischwald rechterhand und der freien, in der Sonne funkelnden Almfläche links unterhalb sehr reizvoll.
Laut Karte sollte nun etwa auf halbem Weg bis zum Ende der Almfläche ein weiterer Karrenweg als kurze Sackstraße nach Nordwesten ansteigen.
Dies hat sich mittlerweile geändert: jetzt mündet der besagte, nördlich der Wiese entlangführende, Karrenweg an einer engen Serpentine in eine von links kommende, unbefestigte, stellenweise erdige Forststraße ein, die in der Folge stets mäßig ansteigend in nordwestlicher Richtung zum flachen Westgrat des Lettner Bergs hinaufführt und somit die steilere Südseite des Lettner Bergs vermeidet. Doch damit nicht genug: die Straße führte nach einer letzten Kurve am Westgrat direkt nach Osten bis fast zum Gipfel weiter.

Der Gipfel des Lettner Bergs mit Kreuz und Buch (1052 m):

Die Tour war bisher landschaftlich abwechslungsreich, an vielen Stellen auch aussichtsreich und überdies, wie gewünscht, in schönen Mischwaldpassagen luftig, kühl und schattig. Nun, am Gipfel, sollte der überraschendste Abschnitt der Tour folgen.
Dort, wo die Straße endet, war der höchste Punkt des Lettner Bergs fast, aber noch nicht ganz erreicht. Es waren noch einige Schritte nach Osten zu tun, die sich aber lohnen, denn die Gipfelfläche ist wirklich schön. Schließlich erreiche ich eine kleine Kuppe und staune nicht schlecht, als diese mit einem Holzkreuz geschmückt ist. Ein Gipfelkreuz am Jachenauer Lettner Berg?  Davon hatte ich noch nie gehört!
Das Kreuz ist stabil im Boden verankert und wurde laut Aufschrift schon 1983 von der Familie Lettner aus Wolfratshausen aufgestellt. In dem 37 Jahre alten Gipfelbuch sind pro Jahr nur wenige Einträge verzeichnet, in manchen Jahren hatte das Kreuz am Lettner Berg auch gar keinen Besuch.
Das ehrwürdige, alte Buch ist bis zur letzten Seite gefüllt, aber in der erfreulicherweise nagelneuen Schatulle liegt schon ein neues bereit: ich habe es heute durch meinen Eintrag gewissermassen eingeweiht.

Was die Aussichten betrifft, so kann der Lettner Berg immerhin ein paar Durchblicke in' s Karwendel bieten, doch darauf kommt es bei diesem Seelenziel eigentlich gar nicht an!

Ich habe mich nach einer gemütlichen Pause äußerst zufrieden wieder auf den Weg gemacht. Schön ist es in unseren Bayerischen Voralpen: es gibt oberhalb von Mais und Gras immer wieder Neues zu entdecken! 

Tourengänger: Vielhygler


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