Kleine Schwester - ein Abseilabenteuer


Publiziert von Plauscher , 22. Mai 2020 um 21:57.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum:21 Mai 2020
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: FL   A   A-V 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:ca. 10 Kilometer in eine Richtung
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Auto von Feldkirch nach Amerlügen. Dort mehrere kleine Parkmöglichkeiten.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem Auto von Amerlügen nach Feldkirch.

Der Normalweg auf die Kleine Schwester ist nicht besonders schwer, aber äußerst spektakulär. Die Mittlere Schwester (südlich) und die Kleine Schwester (nördlich) sind zwei knapp nebeneinander liegende Felstürme, die durch eine Schlucht getrennt sind. Rund 20 Meter oberhalb des Schluchtengrundes ist zwischen den Felstürmen ein Klemmblock eingekeilt, der den leichtesten Weg auf die Kleine Schwester vermittelt. Und zwar steigt man zunächst von Süden auf die Mittlere Schwester und seilt von der Mittleren Schwester auf den Klemmblock ab, um von dort weiter auf die Kleine Schwester steigen zu können. Um sodann wieder in die Schlucht zu gelangen, muss neuerlich abgeseilt werden, da vom Klemmblock weder über den Felsbau der Mittleren Schwester noch über den Felsbau der Kleinen Schwester in die Schlucht abgeklettert werden kann (außer besonders talentierte Kletterer, wozu wir nicht gehören). Ebenfalls können durchschnittliche Sonntagsbergsteiger wie wir nicht vom Klemmblock auf den Gipfel der Mittleren Schwester retourklettern. Kurzum: Die meisten Besteiger der Kleinen Schwester müssen zwingend abseilen, um den Gipfel zu erreichen und vom Gipfel wieder herunterzukommen.

Dabei wird regelmäßig empfohlen, von der Mittleren Schwester auf den Klemmblock abzuseilen, das Seil in weiterer Folge abzuziehen, und dann vom Klemmblock bzw. von der Kleinen Schwester in die Schlucht abzuseilen.

Hier möchte ich eine - verhältnismäßig weniger in Betracht gezogene, aber dennoch seriöse - Variante vorstellen, welche mit einem 60-Meter-Seil machbar ist: Wir seilten zunächst von der Mittleren Schwester auf den Klemmblock ab. Dort zogen wir das Seil nicht ein, sondern kletterten zunächst auf die Kleine Schwester und wieder zurück zum Klemmblock. Dort klinkten wir uns wieder ins Seil ein und seilten entlang der Wand der mittleren Schwester in die Schlucht ab (in der Hoffnung, dass das Seil lang genug ist, was wir für sehr wahrscheinlich hielten und letztlich auch so war). Diese Variante hat den Vorteil, dass man nur einen Abseilstand einrichten muss (und nicht zwei). Mit unserem 60-Meter-Seil hatten wir genug Spiel - ein 50-Meter-Seil dürfte bei dieser Variante aber wohl zu kurz sein.

Zur Tour bzw. zur Kletterei erlaube ich mir noch nachstehende Bemerkungen:

Wir sind von Amerlügen über die Feldkircher Hütte und das Hinter-Älpele über den eindrucksvollen "Nordsteig" bzw. "Drei-Schwestern-Steig" zunächst auf die Große - und südlichste - Schwester. Dann retour in die Scharte südlich unterhalb der Mittleren Schwester und rauf auf die Mittlere Schwester. Am besten geradeaus hoch im bombenfesten Fels. Ein satter - etwas luftiger - IIer, der im Vorstieg nur bedingt abgesichert werden kann. Von der Mittleren Schwester nördlich im schottrigen Gelände runter zur Abseilstelle an der Geländekante und auf den Klemmblock abseilen. Der Aufstieg vom (südlichen) Rand des Klemmblocks auf den Klemmblock ist ebenfalls ein IIer im nicht mehr ganz so festem Fels und mit einem eigenartigen Gefühl der Luftigkeit. Sodann einfach vom höchsten Punkt des Klemmblocks an den Felsbau der Kleinen Schwester heran und - ohne jegliche Orientierungsschwierigkeiten - den Riss mit dem Blitzableiter hoch. Die letzten drei Meter sind meines Erachtens - abweichend von manch anderer Beschreibung - nicht SG I, sondern SG II (gute Absicherungsmöglichkeiten). Auch hier zwar gute, aber nicht mehr beste Felsqualität (wie beim Anstieg zur Mittleren Schwester). Dann kurz am Grat rüber zum Gipfelkreuz, wo unsere Freude groß war. Retour bis zum südlichen Ende des Klemmblocks und abseilend in die Schlucht hinab. Dann gemütlich retour nach Amerlügen. 

Tourengänger: Plauscher


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