Albsteig HW1: Etappe 15 von Talheim nach Jungingen


Publiziert von basodino , 18. März 2020 um 23:31.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwäbische Alb
Tour Datum:18 März 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 380 m
Strecke:19 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Bus Linie 152 (sonntags Rufbus) von Mössingen nach Talheim Haltestelle Farrenbergstraße
Zufahrt zum Ankunftspunkt:mit dem Zug via Hechingen nach Mössingen (Hohenzollernsche Landesbahn), unter der Woche stündlich, am Sonntag nur alle zwei Stunden
Kartennummer:Albsteig HW1 Leporello Wanderkarte 1:35.000

Als ich im Herbst die bislang letzte Albsteig-Etappe unter die Füße nahm, war das in guter Hoffnung den Kilimanjaro zu besteigen, aber niemals in der Erwartung, dass die nächste Etappe durch ein Virus zu einer ganz eigenartigen Erfahrung werden würde. 

Ich möchte dazu sagen, dass ich diese Etappe in dem Wissen angegangen bin, dass "social distancing" notwendig ist und ich habe heute weniger menschliche Nähe gehabt, als gestern bei meinem Drei-Minuten-Besuch beim Bäcker. Leider haben es viele hier noch nicht verstanden, was "social distancing" meint. Ein Spaziergang oder eine Wanderung allein in der Natur birgt keine Ansteckungsgefahr, 5 Menschen auf 3 Metern in einer Warteschlange beim Bäcker schon. 

Meinen Wagen parkte ich in Jungingen am Bahnhof. Im ersten Zug nach Hechingen waren im gesamten Wagon 6 Menschen, den Zugführer mitgezählt, also gar kein Problem. Im zweiten Zug nach Mössingen sah es nicht viel anders aus und im Bus nach Talheim war ich der einzige Fahrgast. Eingestiegen wird nur noch hinten, der Busfahrer selbst ist durch rot-weißes Tape von den Steh- und Sitzplätzen getrennt. 

Zunächst begegnete ich auch auf dem Weg kaum jemanden. Von der Haltestelle Farrenbergstraße aus folgt man noch für 2 Minuten der Durchgangsstraße, um dann nach rechts abzubiegen und den vertrauten roten Dreiecken zu folgen. Ich wanderte bald aus Talheim hinaus auf die Felder und einem Bach entlang bis zum Sportplatz. Dort ging es zwei Mal rechts und einmal links auf eine Schotterstraße und über offene Wiesen bis in einen Sattel. T1, 40 min

Die gesamte Etappe führt sehr dicht an meiner Jugendheimat vorbei. Zwischen dem 4. und 24. Lebensjahr wohnte ich in Mössingen und viele Kindheitserinnerungen kamen heute wieder hoch. Ich habe davon das eine oder andere in die Bilderbeschreibungen eingefügt. 

Auf dem Sattel folgt man der Straße wenige Schritte bis man nach links auf einen Parkplatz kommt. Von hier aus kann man leicht in den Bereich des Bergsturzes von 1983 gelangen. Der Albsteig meidet den unteren Teil des Bergsturzes und führt in vielen Kehren bis in die Nähe des Hirschkopfes hinauf. Der Weg ist teilweise schmal, meist aber nicht sehr steil. Einmal kann man rechts bis an den Bergsturz herangehen (siehe Foto). Den Abstecher zum Hirschkopf kann man sich dann eigentlich sparen (+ 200 m Umweg), denn eine Aussicht gibt es nicht und es findet sich auch keine Bank. T2, 30 min

Die restliche Etappe (bis auf den Schlussabstieg) wandert man nun wieder treu dem Albtrauf entlang, wobei man nach wenigen Minuten an eine hübsche Aussichtsbank oberhalb der Steilwand des Bergsturzes kommt. In diesem Bereich kann man nicht nur die bröckelige Felsen gut sehen, die oben geblieben sind, sondern auch weitere tiefe Risse, die den vordersten Bereich des Berges einschneiden und für einen baldigen Abgang gut sein könnten. 
Die Bank war leider belegt und heutzutage setzt man sich ja nicht einfach dazu und so nahm ich mir ein Stück Baum als Sitz, der einen guten Kilometer weiter neben dem Weg lag. Am Dreifürstenstein, dem nächsten bemerkenswerten Ort, waren die Sitzmöglichkeiten auch belegt, was ich bereits erwartet hatte, nachdem hier oben doch mehr los war, als man meinen sollte. Nur ist das "sich aus dem Weg gehen" hier in der Natur eben weit einfacher, als in der Stadt oder beim Bäcker. T1, 20 min

Am Dreifürstenstein knickt der Weg nach links weg und man befindet sich nun am Rand des Killertals. Ja, das heißt wirklich so, nach dem Ort Killer in diesem Tal, was aber nichts mit dem Begriff im Englischen zu tun hat. Nur werden aufgrund dessen wohl immer wieder Ortsschilder entwendet. 
Der Wanderweg bleibt weiter oben an der Kante und man erreicht noch manch schönen Aussichtspunkt (meist mit entsprechender Bank), wie bspw. den Schild, den Weilerwaldkopf und den Köhlberg. Auch wird es jetzt etwas einsamer, so dass man keinen Mangel mehr an unbesetzten Bänken hat. Bis zum Schild hat man ca. 1 Stunde, bis zum Köhlberg nochmals 45 Minuten. Dabei gab es ein paar Stellen, an denen man Hindernisse aus dem Weg gehen musste (meist umgestürzte Bäume oder liegen gebliebene Fällarbeiten), was jeweils für sich genommen nicht ganz der T1-Einstufung entspricht. T1-2, 1 h 45 min

Der Köhlberg ist dann auch der letzte schöne Aussichtspunkt am Trauf. Man umwandert nochmals ein Seitental und erreicht den bewaldeten Seeheimer Berg, an dessem Ende sich mal eine Burg befunden hat, von der man heute aber kaum mehr etwas erahnt. Dort beginnt ein kurzer steilerer Abstieg hinab in einen kleinen Sattel. Von diesem aus steigt man nochmals kurz an und erreicht das Bürgle (auch hier stand mal eine Burg). Dort gibt es eine Bank und obwohl nicht mehr am Trauf auch eine schöne Aussicht etwas vorgelagert im Tal positioniert. T2, 35 min

Nun zwei weite Kehren hinab und nach rechts um die Erhebung herum zu einer Straße, der man bis in den Ort Jungingen folgt, wo man kurz vor der Wallfahrtskirche den Albsteig verlässt und nach rechts weitergeht, wenn man wie ich zum Bahnhof möchte, wo mein Auto stand. T1, 25 min

An einer der letzten Bänke oben am Trauf wurde ich von einer Dame gefragt, ob ich mich setzen wollte. Sie und ihr Partner würden dann auch weitergehen. Das fand ich nett und zeigt, dass sich die meisten Menschen der Gefahr und dem richtigen Verhalten bewusst sind. Eine Gruppe von 4 Studenten hingegen agierte und reagierte wie immer und wenn sie nicht sowieso in einer WG zusammen wohnen, dann fehlte hier womöglich etwas das Bewusstsein für richtiges Verhalten. Zumindest war das mein Eindruck. Irgendwie wanderte aber der Virus auf der ganzen Etappe mit und so werde ich wohl in nächster Zeit meine Wanderungen trotz des aufblühenden Frühlings eher reduzieren, allein um nicht den Anschein zu erwecken, ich würde die Situation nicht ernst nehmen. Obwohl ich weiterhin in vorsichtigen Wanderungen in der Natur keine Risikoerhöhung sehe und ich es für mich zumindest als wesentlich gesünder erachte, als in der Stube rum zu hocken und Trübsal zu blasen. Mal sehen, wie lange es dauern wird, bis ich den Albsteig vollenden kann. 

Tourengänger: basodino


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