Lemosho-Route 5+6: vom Barranco Camp via Karanga zum Barafu Camp


Publiziert von basodino , 26. Januar 2020 um 20:35.

Region: Welt » Tansania
Tour Datum:15 Januar 2020
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: EAT 
Zeitbedarf: 2 Tage 6:45
Aufstieg: 1120 m
Abstieg: 420 m
Unterkunftmöglichkeiten:Barranco Camp (3950 m), Karanga Camp (4040 m), Barafu Camp (4650 m) organisiert durch Mboni Adventures
Kartennummer:https://opentopomap.org/

5. Tag: Barranco Camp (3950 m) - Karanga Camp (4040 m), 480 Hm rauf, 390 Hm runter, 3 h 45 min

Wie fast jeden Morgen begrüsste uns blauer Himmel und Sonne, wobei selbige hinter der Barranco Wall zunächst verborgen blieb. Das ist gut für die Stimmung, wenngleich ich mal wieder schlecht geschlafen hatte, was in dieser Nacht vor allem an der Schräglage hing. Wenn man immer wieder von der Matratze rutscht, werden die kurzen Wachphase, die man normalerweise am Morgen vergessen hat, erinnerungswürdig und hinterlassen den unguten Eindruck einer rastlosen Nacht. Den anderen ging es nicht viel besser. 

Wir brachen früh auf, damit wir an der Barranco Wall nicht allzu sehr in den Stau kamen. Dass diese Überlegung berechtigt war, stellten wir vor allem in dieser und der nächsten Etappe fest, denn auf dieser Route war jetzt absoluter Hochbetrieb. Ich habe ein einzelnes Wort wie "jambo" noch nie so oft gehört. Aber wenn man Pech hatte wurde man von 20 Trägern am Stück überholt, wobei das glücklicherweise für den zweiten Teil der Wanderung mehr zutraf, als für den Beginn. Und ein höfliches Grüßen gehört sich nun mal. 

Vom Camp steigt man zunächst ein wenig ab, überquert einen netten Bergbach und nähert sich der Barranco Wall. Diese Flanke, die durchsetzt ist von Felsstufen, muss man nun ersteigen, wobei erstmals auf der Tour damit kein normaler Gehrhythmus mehr möglich war. Ab und an braucht man mal eine Hand zum Abstützen und es gibt auch 2 oder 3 Stellen, wo man beide Hände ganz gut brauchen konnte, ohne dass es irgendwo schwierig würde. 
Zum Glück war jetzt die Akklimatisierung spürbar, so dass man in dem steilen Gelände nicht gleich außer Atem kam. Es geht immerhin gegen 4200 m hoch. 
Kurz vor dem Kissing Rock ist eine kleine Stufe die eigentliche Schlüsselstelle. Die Leiste, die man am Kissing Rock begehen muss, kann man auch mit einem leichten Streifen geradeaus begehen. Aber fürs Foto geht man seitwärts und huldigt dem Felsen mit einem zarten Küsschen. 
Eigentlich hat man nach dem Kissing Rock noch den längeren Abschnitt bis zum Höhepunkt der Tagesetappe vor sich, aber das Gelände wird im Schnitt wieder leichter. Kurz vor dem Ende des Anstieges trifft man aber nochmals auf eine Felsstufe, die man mit etwas Trittsicherheit auch mit Stöcken begehen kann. Dann ist man aber oben, hätte jetzt sicher eine prima Aussicht, wenn nicht schon wieder die Quellwolken Überhand gewonnen hätten. T4-, I, 1 h 45 min

Nach einer ausgiebigen Pause geht es jenseits wieder ein gutes Stück hinab, bevor man einen zweiten flacheren Anstieg beginnt, um auf die nächste Geländewölbung zu gelangen. In dieser Phase nahmen die Überholmanöver der Trägergruppen vehement zu. Den nächsten Rücken traversiert man und steigt dann ins Karanga-Tal ab. Der Abstieg ist etwas steiler und führt durch schöne Vegetation und bizarre Felsen hindurch, die aber bereits wieder mit dem Nebel konkurrierten. Im Talboden überquert man dann einen Bach, der letzten Wasserquelle vor dem Gipfel. Die Träger müssen auch vom 4650 m hoch gelegen Barafu-Camp zu diesem Bach absteigen, um für den nötigen Nachschub zu sorgen. Das Karanga Camp liegt nur ca. 100 m höher als der Bach, was ich zum Anlass nahm, mal ein normaleres Tempo anzuschlagen. Hier merkte ich, wie gut ich inzwischen akklimatisiert war und stieg in einer guten Viertelstunde zur Rangerstation im Camp auf. Dabei überholte ich sogar zwei Träger, was sonst eigentlich nie vorkam. T2, 2 h 00 min

Mein Zelt war auf eine noch schiefere Bahn gebaut, was ich aber dem Team kaum verübeln konnte, denn das Karanga Camp liegt auf einem abfallenden Rücken und es ist schon sehr schwer, hier dem Gelände etwas Horizontales abzugewinnen. Ich kann durchaus verstehen, warum einige Teams gleich weiter zum Barafu Camp gingen, wobei eine knapp 7-stündige Etappe wahrscheinlich nicht die ideale Vorbereitung auf den Gipfeltag ist. So blieben wir für eine Nacht in dem nicht ganz so überlaufenen, aber immer noch lebhaften Camp. 

6. Tag: Karanga Camp (4040 m) - Barafu Camp (4650 m), 640 Hm rauf, 30 Hm runter, 3 h 00 min

Die Nacht war wieder keine gute. Für mich war sie neben der Nacht im Moir Hut Camp die schlechteste der gesamten Tour. Und so ging es auch den anderen. Für unseren 3. Mann war es genug. Den Gipfel wollte er ohnehin nicht ansteuern und so entschied er für sich, dass er lieber absteigen würde. Das tat uns natürlich leid, aber wir respektierten den Entschluss. Insgesamt hat uns die Konstellation mit 3 Personen mit unterschiedlichen Charakteren in den ersten 5 Tagen sehr gut getan und ich bin mir sicher, dass ich allein unterwegs am Berg mehr Schwierigkeiten gehabt hätte. Aber irgendwie war es so auch okay, lag doch der Fokus von Lions Head und mir nun eindeutig auf dem Gipfel. 

Die Etappe zum Barafu Camp ist vielleicht die langweiligste der ganzen Tour. Man steigt wieder in den Bereich der alpinen Wüste auf und auch das Wetter war heute sehr früh mit vielen Wolken unterwegs. Der Weg selbst ist einfach und ohne große Abwechslung. Zunächst geht es einen Rücken hinauf, dann quert man nach rechts flacher weg und dann geht es schließlich auf einen nächsten Rücken, wo es wenigstens ein paar Felsen gibt. Wenn man diesen Rücken erstiegen hat, geht es auf selbigem nochmals so 60-80 Meter hinauf bis zur Rangerstation. T2, 3 h 00 min

Die ersten Zelte befanden sich schon am unteren Ende des Rückens, unsere hinter der Rangerstation rechts ein wenig tiefer als der Weg. Eigentlich war geplant, dass wir noch vor dem Mittagessen ca. 200 m aufsteigen wollten, um uns noch besser zu akklimatisieren, aber ein geradezu pünktlicher Regenschauer verdarb mir die Stimmung dazu und so verzichtete unser Guide darauf, uns da hinauf zu schleppen. So kamen wir in den Genuss eines gemütlichen Mittagessens und eines Nickerchen am Nachmittag. Und das ist dann auch das Beste, was man machen kann, denn das Barafu Camp im Halbnebel hat nichts zu bieten. Die wenigen freien Flächen zwischen dem Geröll sind alle mit Zelten besetzt und es ist soviel Trubel, dass man die Ruhe am Berg nicht finden kann. 

Nach einem frühen Abendessen ging es dann um 18.30 Uhr wieder auf die Matratze, die dieses Mal sogar etwas flacher lag und so konnte ich sogar 2,5 Stunden schlafen, bevor ich tatsächlich um 23 Uhr aus einem Traum geweckt wurde. Der große Tag und die dunkle Nacht standen bevor. 

Tourengänger: basodino, LionsHead


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Kommentare (2)


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mannvetter hat gesagt:
Gesendet am 26. Januar 2020 um 20:42
Unsere Berichte vom Kibo bzw. aus Guatemala wechseln sich wunderschön ab. Das erinnert mich daran, dass der Kibo auch noch auf meiner Liste steht...
Danke für die Anregungen und Fotos.

basodino hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. Januar 2020 um 20:45
Ich lese Deine Berichte immer wieder super gerne, entführen Sie mich doch an Orte, die ich auch gerne sehen würde (aber wahrscheinlich nicht werde).
Weiter so ...


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