Lemosho-Route 1: Vorbereitung bis Big Tree Camp


Publiziert von basodino , 25. Januar 2020 um 16:23.

Region: Welt » Tansania
Tour Datum:11 Januar 2020
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: EAT 
Zeitbedarf: 2:45
Aufstieg: 450 m
Abstieg: 50 m
Strecke:MBoni Adventures Lemosho Route 8 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto zunächst zur Londrossi Gate, dort Registrierung und Wiegen der Rucksäcke bzw. des gesamten Materials des Teams, dann Fahrt zurück bis zu einer Weggabelung und dann wieder hinauf bis zur Lemosho Gate
Unterkunftmöglichkeiten:in Moshi: Selighotel 2*, einfaches Businesshotel mit schlechtem WLAN, ordentlicher Infrastruktur, sehr guten Matratzen und gutem Essen (mal vom Frühstück abgesehen), am Berg: Big Tree oder Mkubwa Camp auf 2750-2780 m
Kartennummer:https://opentopomap.org/

In jungen Jahren habe ich viele Bücher über hohe Berge in fernen Ländern verschlungen. Während die 8000er im Himalaya für mich ein Fantasieland unerreichbarer Helden waren, gab es so ein paar wenige Berge, die ich mir später einmal zutrauen würde. Und in erster Linie dachte ich da an den Kilimanjaro, der zwar sehr hoch ist, aber technisch keine Schwierigkeiten bietet. Und die Wanderung durch 5 Klimazonen von der Gate bis zum Gipfel trug zum Mythos des schneebedeckten Riesen direkt am Äquator bei. Nur das liebe Geld stand mir lange im Weg, denn eine Reise nach Tansania war während des Studiums so unerschwinglich wie viele Jahre lang danach auch.

Der Entschluss

Im Winter 2018/19, ein halbes Jahr nach dem alpinistisch wenig erfolgreichen Ausflug nach Ecuador, so ca. um meinen 50. Geburtstag herum, oder auch nahe einer milden Mildlife-Crisis fand ich dann die Energie mich für diesen Berg zu entscheiden. Ein Jahr Vorlauf sollte genug sein, wollte ich ja auch nicht allein unterwegs sein. Im ersten Schritt holte ich mir Angebote von Agenturen vor Ort ein, was per Web und Email ganz gut geht. Natürlich muss man sich auf die vielen Rezensionen verlassen, denn eine Überprüfung aus der Ferne ist sonst sehr schwierig, aber so langsam wurde einiges ein bißchen klarer.

In Moshi und Arusha gibt es eine Unzahl an Agenturen. Die teuersten sind locker mehr als doppelt so teuer wie die preiswerteren. Es gibt Agenturen, die bereits seit vielen Jahren im Geschäft sind, andere sind ganz neu. Fast alle lokalen Anbieter haben einen Chef, der selber mal als Träger angefangen hat, später Guide wurde und noch später ein eigenes Unternehmen gegründet hat. Das ist mir deshalb sympathisch, weil diese Leute das Geschäft genau kennen und viel Know-how mitbringen, was man in unseren Breiten nicht von allen Anbietern von Dienstleistungen behaupten kann.

Nach der Einholung der ersten Preise war mir klar, dass mein Budget kein Unternehmen erlauben würde, dass mit einer fairen Bezahlung von Trägern und Guides wirbt. Diese Unternehmen scheinen einen eigenen Kreis zu bilden und die meist Euro 1.000 und mehr pro Person Preisdifferenz wird wohl kaum den Trägern allein zu Gute kommen. Von daher musste ich mich von einem ersten Kriterium verabschieden. Es blieb, auf einige andere Faktoren zu achten: Hoher Sicherheitsstandard (= Sauerstoffgerät mit dabei, permanente Sauerstoffsättigungsüberprüfung), hohe Erfahrung (= Guides mit mehrjähriger Erfahrung), feste Crews (= Träger werden nicht erst an der Gate angeheuert) und hohe Zuverlässigkeit (= gute Rezensionen im Netz). Und so fiel meine Wahl auf Mboni Adventures, was ich später auch nicht bereut habe.

Jetzt blieb noch die Auswahl der Route. Die kürzeren Routen waren bei mir gleich gestrichen, da ich auf jeden Fall eine gute Höhenanpassung anstreben wollte. Der Northern Circuit war dann am Ende einen Tick zu teuer, der Western Breach zu unsicher, so blieb die Lemosho Route. Ich habe sie leicht abgewandelt, wie in der Folge nachzulesen ist.

Schnell waren noch zwei Mitstreiter gefunden, so dass ich im Frühjahr 2019 für 3 Personen buchen konnte.

Die Vorbereitung

Das ganze Jahr über habe ich schon sukzessive meine Ausrüstung vervollständigt. Vor allem habe ich noch ein paar Merino-Teile gekauft, die sich sowohl im hiesigen Winter wie am großen Berg sehr bewährt haben. Viel Unsicherheit bestand bei mir bei der Auswahl eines Schlafsacks. Mein bisheriger hatte ein Limit (Komfortbereich für Männer) von irgendwo bis -3 oder -5 Grad, der neue (Mountain Hardware Phantom Flame) dann bis -9 Grad, was sehr gut gepasst hat. Die paar Grad mehr waren wertvoll in manch kühler Nacht und überraschenderweise habe ich in dem Schlafsack auch schon im ersten Camp sehr gut geschlafen. Meine Befürchtung, er könnte zu warm sein, traf letztlich nicht zu.

Ab Ende Oktober hatte ich dann ein selbst ausgearbeitetes Fitnessprogramm begonnen, welches vorsah, dass ich 6 x die Woche Sport mache, wobei das im Detail meinte: 3x Walkingrunden (5-10 km), 2x Knieübungen zu Hause und 1x Wanderung am Albsteig von 15-20 km. Nach 8 Wochen fühlte ich mich richtig fit und auf dem besten Weg. Dann kam eine sehr hartnäckige Erkältung drei Tage vor Weihnachten, die mehr oder weniger alle Vorbereitung komplett zerstörte, bis es dann eine Woche vor der eigentlichen Reise noch nach Südtirol ging. Mit den letzten Ausläufern selbiger Erkältung habe ich dort (vgl. meine anderen Berichte) Kraft und Höhe getankt, was vor den 8 Tagen in Tansania sicherlich kein Fehler war.

Die Anreise

Von uns aus hat derzeit die KLM das beste Angebot. Mit Zwischenstop in Amsterdam geht es direkt bis Kilimanjaro International Airport zwischen Arusha und Moshi. Ein Mitstreiter stieg in Amsterdam zu, ein anderer war schon vor Ort nach einer Anreise von Kapstadt aus. 
Unsere Agentur gab uns den Tipp, das Visum vorher zu besorgen und das spart bei der Einreise schon vielleicht eine Stunde. Der kleine Flughafen ist mit einem größeren Flieger leicht überfordert, was dann zu einigen Wartezeiten führt. Auch sind nicht alle Zollbeamte eben freundlich gestimmt. Wir hatten Glück und waren nach einer guten 3/4 Stunde durch alle Kontrollen durch. Die ohne Visum mussten zweimal anstehen und haben entsprechend länger gebraucht. 

Das Team von Mboni stand sofort bereit und fuhr uns nach Moshi. Übrigens habe ich bereits im Flieger das Antimoskito-Spray aufgesprüht, um den Mistviecher erst gar keinen Anreiz zu geben, mir den Urlaub oder die Zeit danach zu versauen. Scheint Stand jetzt funktioniert zu haben. 

In Moshi waren wir in einem wenig ansehnlichen, aber sehr ordentlichen Hotel untergebracht, welches aus den niedrigeren Gebäuden deutlich herausragt. Das hatte den Vorteil, dass wir die Dachterrasse für Fotos nutzen konnten. Denn erfreulicherweise ließ sich das Ziel unserer Träume noch vor Beginn der Wanderung sehen. 

Vor der eigentlichen Tour hatten wir einen weiteren Tag eingeplant, damit wir das Finanzielle vor Ort klären konnten, das Team inklusive Guides kennenlernen durften und unsere Ausrüstung checken bzw. umpacken konnten, denn nicht all unser Gepäck ging an den Berg. Übrigens wenn man nicht bar bezahlt, wird bei Kartenzahlung ein 5%-iger Aufschlag erhoben. 

Die Tour beginnt:

1. Tag: Lemosho Gate (2380 m) - Big Tree Camp (2780 m), 450 Hm rauf, 50 Hm runter, 2 h 45 min

Am 11. Januar wurden wir dann vom Team morgens um 8 Uhr abgeholt und wir fuhren zur Londrossi-Gate zum registrieren. Dorthin fuhren wir ca. 2 Stunden mit einem Zwischenstop unterwegs, wo noch einige Lebensmittel ergänzt wurden. An der Gate dauerte es dann etwas länger, weil es zu Unstimmigkeiten bei dem Gewicht der einzelnen Pakete kam. Dort nimmt man das sehr genau, was auch in Ordnung ist, damit der ohnehin schwere Job der Träger nicht über die Maßen ausgereizt wird. So ein wenig Arbeiterschutz finde ich eher gut und wenn dadurch eine Wartezeit entsteht, dann ist das nun mal so. 
Das Team gab uns eine Lunchbox, damit die Zeit nicht so lange wurde und etwas später als gedacht ging es dann aber weiter. Wir fuhren ein gutes Stück die holprige Straße zurück und bogen dann ab, um zur Lemosho Gate zu gelangen. Übrigens findet sich an der Londrossi-Gate das letzte halbwegs ordentliche Stehklo, danach wird es in dieser Hinsicht sehr überschaubar. Solange man über einen normalen Geruchssinn verfügt, sollte man die lokalen Klos eher meiden. 

Während wir bisher meist durch Kulturlandschaft (Felder und Baumplantagen) gefahren waren, ist man an der Lemosho Gate im Regenwald, was schon mal sehr hübsch kommt. Von Beginn an führt ein gut angelegter, breiter Wanderweg den Berg hinauf. Es gibt ein paar Gegenabstiege kürzerer Natur, aber meist geht es spürbar bergauf. Der Untergrund ist erdig-lehmig und häufig durch Holzstufen definiert. Immer wieder hörten wir das jetzt zu unserem Sprachschatz gehörende "Jambo", was ein Gruß ist, den man bereitwillig den Trägern zuruft, auch um diese zu motivieren.
Die Wege liegen eigentlich einem T1 näher als einem T2, aber mitten in der Strecke führte der Weg durch ein verschlammtes Tälchen. Der eigentliche Weg war quasi unbenutzbar (wenn man nicht Gummistiefel hatte), so dass man auf ca. 100-150 m am Rande bzw. auf abweichenden Spuren gehen musste, was nicht nur rutschig, sondern auch viel Balancegefühl erforderte. Diese Passage ist mit T3 definitiv nicht unterbewertet. 

Unterwegs sahen wir die beiden hier heimischen Affenarten, die sich aber unseren Kameras nicht so recht präsentieren wollten. Außerdem habe ich einen sehr schönen rot-grünen Vogel im Flug gesehen und ein paar erste Blüten. Sonst dominiert das Grün des sehr üppigen Waldes und das Braun des Bodens. 

Das Big Tree Camp erreichten wir dann kurz vor Sonnenuntergang trockenen Fusses, was schon Glück ist, denn nachmittäglicher Regen gehört zu den hier normalen Erscheinungen. Wir wurden mit einem Tanz und Gesang empfangen und lernten die Struktur unseres kleinen Zeltdorfes kennen. Drei größere Zelte (Drei-Mann-Zelte) für jeden von uns, ein höheres Zelt zum Aufenthalt (Mahlzeiten), ein Klozelt schmal und hoch und meist ein wenig schief, und für die Crew ein Küchenzelt und weitere drei Übernachtungszelte. 

Es wurde langsam dunkel. Wir bekamen Popcorn und anschließend ein 3-Gänge-Menu, bei dem man sich immer wieder fragte, wie man das in einer Campingküche überhaupt herstellen kann. 

Müde aber nicht erschöpft, kroch ich dann in mein Zelt und freute mich auf meine erste Zeltnacht, seitdem ich als 10-Jähriger in einem Zeltlager war; auch ein wenig gespannt, ob ich wohl gut schlafen würde, was dann im nächsten Teil aufgelöst wird ...


Tourengänger: basodino, LionsHead


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