Lunae Montes - Teil 3 - Auld Lang Syne


Publiziert von detlefpalm , 1. Juni 2019 um 20:05.

Region: Welt » Tansania
Tour Datum:31 Dezember 1980
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: EAT 
Zeitbedarf: 2 Tage

Eis am Äquator, Viertausender in Afrika. Die von Ptolemäus erwähnten Lunae Montes als große Attraktion. Die Schneemassen der Mondberge speisen die sagenumwobenen Quellläufe des Nil. Die Legenden um Burton, Speke, Emin Pascha, Stanley und Livingstone beflügeln die Phantasie. Entlang des Weges: Kilimanjaro, Mount Meru, die Virunga Vulkane und Mount Elgon. Und alles was dazwischen liegt. Terra incognita, 1980 - 1981

Auld Lang Syne

Es handelt sich eindeutig um einen Kult, oder eine Verschwörung.

Wildfremde Engländer laden mich ein, um Mitternacht singend und mit gekreuzten Armen mit ihnen eine Ringeltanz zu veranstalten. Hartmut, Karl, und die 50 Japaner im Kibo Hotel schlafen schon; ich bin der Engländer einziges Opfer. Ich hatte schon immer etwas gegen Pantomime.

Auld Lang Syne.

Der Mann neben mir greift mit seinem Piraten-Haken nach mir. Der Stahl ist kalt, das Ende gefährlich spitz gebogen. Selbst mein Konfirmations-Pfarrer hatte schon eine behandschuhte Holzhand. Wie fest darf man an dem Haken ziehen, nach drei Bieren und inmitten dieser Scharade? Ich bin überzeugt, nur eingeladen worden zu sein, um den Platz neben dem Piraten auszufüllen, auf der richtigen Seite.

Dann rufen die Engländer ihre Silvestergrüße in den pechschwarzen Dschungel.
 
Moshi

Abends in Moshi. Kein Bier, keine Cola, keine Limonade. Die Banken werden mit Pfeil und Bogen bewacht.

Sozialistische Finsternis, keine Lichtverschmutzung, die Dunkelheit ist absolut. Wir tappen langsam am Straßenrand zurück zu unserer Unterkunft. Karl meint, man muss aufpassen, dass man nicht gegen einen Schwarzen rennt. Hartmut flippt aus. Ich sehne mich danach allein zu sein.

Am nächsten Tag geht alles ganz schnell. Wir wollen noch einen kleinen Krater ansehen, fahren mit dem Bus nach Usa River. Überall Kaffeesträucher und Tee. Wir schlagen uns den Bauch voll mit auf dem Boden verstreuten Mangos.

An der Kreuzung hält ein VW Bus, Richtung Meru. Der unerwartete Abschied dauert keine Minute. Später höre ich, dass Hartmut und Karl tatsächlich im Indischen Ozean gebadet haben.
 
Allein

Auf Reise. Allein. Im eigenen Zelt. Der Kilimanjaro war nur Vorspiel. Jetzt geht es richtig los. Keine Rückversicherung.

Ich fühle mich unbefangen. Ich kann mich benehmen wie ich will, wie ich es für angemessen halte, ohne den Spiegel und die kulturelle Beobachtung anderer Mitreisenden. Die Hemmschwelle für Kontakte sinkt, bei mir als auch bei meinem Gegenüber.

Der einzelne Ranger am Momella Gate des Meru National Park verspricht, mich und mein Zelt gegen Büffel und Löwen zu verteidigen.

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Tourengänger: detlefpalm


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