Lemosho - Teil 1 - Auf ins Big Tree Camp (2650m)


Publiziert von Kris , 15. September 2022 um 22:42.

Region: Welt » Tansania
Tour Datum:27 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: EAT 
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 550 m
Strecke:Lemosho Gate 2100m - Big Tree Camp (Mkumbwa) 2650m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Moshi

Bringt der Kilimanjaro noch Abenteuer-Feeling? Laut den Aussagen der hiesigen Guides war es natürlich früher echter, weniger touristisch, ehrlicher .. z.B. beim Campen in natürlichen Höhlen. Dennoch bringt das weiße Dach Afrikas ein leichtes Expeditionsfeeling, allerdings auf unerwartet hohem Komfortlevel. Das hängt natürlich auch vom Anbieter ab, die Grenzen sind dabei nach oben offen.. 2018 zieht es mich und 2 Freunde nach Tansania, um das Ganze selbst zu erleben..

Als vorangestellter "Disclaimer" ein paar Hinweise und Kommentare zur Ausrüstung
(unvollständiger Auszug!)

Das Schuhwerk

  • Scarpa Ribelle Lite - also leichte & bequeme Bergschuhe für den Gipfeltag > oben wird es zünftig kalt. Allerdings braucht man wohl eher nicht mit Expeditionsschuhen anmarschieren.. 
  • La Sportiva Ultra Raptor GTX - also etwas festere Trailrunner - für alle Tage außer dem Gipfeltag > hauptsache bequem & mit Grip
Bekleidung
  • 3Lagen-Goretex (bei mir die Beta SL von Arc'teryx) - als Regenschutz und Outer-Shell am Gipfeltag.
  • Daunenjacke , mit viel Cuin. Es wird wirklich kalt im nächtlichen Gipfelsturm!
  • unbedingt 2 paar Handschuhe, 1x Windbreaker, 1x dicke (Über)Handschuhe (umso wärmer umso besser). Müssen natürlich übereinander passen
  • 2x Paar Funktionsunterwäsche - 2 Paar damit man auch mal tauschen kann ;-) die hat man rund um die Uhr an
  • Berg-Shorts (oder zipbare Hose) aufgrund der großen Temperaturunterschiede
  • 1-2 Berghosen (lang), 1 Regenüberhose. Oder lange Berghose + eine Tourenhose. 1x Bequeme Hose fürs Camp einpacken, wenn man mal wieder stundenlang im Zelt liegt.
  • 3 paar Bergsocken, 1x davon dickere Wolle, sollte mit einem dünneren Paar übereinander passen für den Gipfeltag, wenn man wie ich einen leichteren Schuh tragen will
  • 1-2 Fleece/Windbreaker-Jacken
  • 2-3 Sport-Shirts, 1x langärmlig für den Gipfeltag
  • 1x Buff, Woll-Mütze
Ausrüstung
  • 1x Gletscher-Brille
  • optimal ein Schlafsack mit Extremtemperatur -35 Grad. Wir waren immerhin 8 Nächte im Zelt, bereits unten im Regenwald wurde es frisch. Da die Träger den Schlafsack tragen, spielt das Gewicht eine untergeordnete Rolle. Man kann also auf einen synthetischen zurückgreifen (bei mir ca. 2kg). Ausleihen vor Ort ist eine Option, ein eigener Schlafsack natürlich angenehmer + auch von besserer Qualität als die Ware vor Ort = weniger frieren! Wer mag, setzt noch auf ein Schlafsack-Inlet aus Seide für etwas extra Komfort. Was ich geliehen habe und auch vor Ort vorhanden war, war die obligatorische Thermo-Matratze.
  • ein 35L Rucksack war mehr als ausreichend, da ja eine zweite Tasche durch die Träger getragen wird.
  • Sporttasche 80+40L für Träger - muss nicht zwingend wasserdicht sein (Träger packen die Tasche in eine Plane ein)
  • Spiele und/oder Buch für die Abende 
  • kräftige Powerbank(s), damit man mindestens gute Fotos machen kann. Die Guides und Träger hatten schon 2018 meistens Stellen entdeckt an denen es auch Mobilfunk-Netz gab. Das soll jetzt - 2022 - am ganzen Kilimanjaro weiter ausgebaut werden.
Wie gesagt - ein unvollständiger Auszug.

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Nun zur eigentlichen Tour, die hier in den jeweiligen Etappen publiziert wird. Angekommen via Amsterdam und dann Moshi erreichen wir zu später Stunde unser Hotel nahe des Kilimanjaro. Es ist unerträglich schwül und schon im Bus zum Hotel stellt sich heraus, dass wir den Luxus haben, nur zu Dritt eine eigene Gruppe zu bilden, mit eigenen Trägern und Guides, einem Koch. Mit gerade mal zwei Zelten, wovon eins dann quasi in Ein-Mann-Belegung besetzt werden kann. Diese wechselten wir durch, damit jeder eine erholsamere Nacht hat. Nach einer Deet-Dusche beziehen wir das Hotel.

Der nächste Tag ist rein zum "Ankommen" und der Erholung vor dem Gipfelsturm da. Wir nutzen den Tag für ein Briefing, besuchen den hoteleigenen Pool mit sicherlich nicht europäischen Sicherheitsbedingungen und schlendern durch den Garten des Hotels. Draussen gibt es für uns nicht viel zu sehen. Während der Mahlzeiten kommen wir mit zwei schwedischen Mädels in Gespräch, die bereits auf dem Gipfel standen. Das "Wie" lässt allerdings wohl viele fraglos zurück. Mit präventiver Malaria-Medikation UND Diamox gegen Höhenkrankheit berichten Sie, sie wären von Halluzinationen geplant gewesen und können sich nicht an den Gipfel erinnern. Müssen dann sogar aufgrund ihres Zustandes in einem Rutsch zurück nach Moshi. Ein Vorspiel für die vielen Geschichten und Erlebnisse die sich bieten, bei einem berühmten Berg mit mehr als 25.000 Gipfelaspiranten pro Jahr.. 


Nachdem wir sichergestellt hatten, dass wir das ganze Equipment beisammen haben bzw. geliehen, geht es am Folgetag recht früh auf in den Jeep. Unsere Koffer mit dem Restgepäck (Stichwort: Safari & Sansibar) können wir im Hotel einschließen. Die folgende Strecke über 70-80km umrundet den Kilimanjaro einmal von Süd nach West. Unterbrochen durch einen Zwischenstopp, bei dem meine 2 Kumpels noch Trinkflaschen shoppen müssen. Plastikflaschen sind nämlich grundsätzlich verboten im Nationalpark Kilimanjaro und lösten schon 2018 Strafen um 100$ pro Flasche aus. Die Flaschen im hiesigen Supermarkt waren allerdings ein Glückspiel. Während einige dicht hielten und "genießbar" waren, ging von einer anderen ein Leck aus und von der nächsten ein trotz Abkochen nicht zu stoppender, beißender chemischer Geruch. Fun Fact: Letztere Flasche tauschten wir nach der Tour auf den Kili tatsächlich im Geschäft gegen einen Wertgutschein um. 

Eindrücklich ist auf jeden Fall die Überlandfahrt, die einem wohl die echten Verhältnisse im Land sehr nahe bringt. Eine extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit plagt die Region. Träger und Guide am Kilimanjaro sind hier Traumberufe, wenn auch harte. Viele unfertige Häuser, staubige Straßen und eine Polizeikontrolle mit "Backschisch" später biegen wir in einer fast leblos wirkenden Region nach rechts zum wolkenverhangenen Kilimanjaro ab. Erstes Ziel ist das Londorossi Gate, an dem wir uns im Nationalpark anmelden müssen. Während unser Guide dies übernimmt bekommen wir eine Lunchtüte. Was auf jeden Fall bereits ersichtlich ist, wie viele Vorschriften und Regeln der Park aufstellt um dem Ansturm Herr zu werden. Die Übersichtstafeln sind überall mehrfach aufgestellt - genauso wie die Nationalparkgebührenübersicht. 

Das letzte "normale" Klo genießen wir nochmal halbwegs, dann geht es zurück in den Jeep, noch etwas weiter bis zum eigentlichen Lemosho Gate. Auf dem Weg sichten wir bereits die ersten Affen. Das eigentliche Gate versprüht dann deutlich weniger Zivilisation als Londorossi. Standen dort noch Häuser der Parkverwaltung, befindet man sich nun schon im Regenwald. Das Gate ist bewacht, mit Maschinenpistolen. Ist die offizielle Kommunikation, dass hier v.a. wilde Tiere von den Touristen fern gehalten werden sollen, machen die Herren an den Maschinenpistolen nur einen halbwegs freundlichen Eindruck. Einer meiner Freunde lässt es sich dennoch nicht nehmen, damit auf einem Foto zu posieren gegen einen kleinen Obolus selbstverständlich.

Nach ein paar weiteren Fotos am Schild des Lemosho Gates (mit immer wieder anderen und abweichenden Stunden und Entfernungsangaben an den Folgetagen) wird es nun ernst. Wir packen die Sachen, geben dem Jeep Fahrer ein Trinkgeld und schreiten in den Wald hinein. Wir treffen dabei bis zum Big Tree Camp keine Menschenseele und die bewaffneten Ranger, die die wilden Tiere fern von uns halten sollen, sind genauso wenig aufzufinden, wie die wilden Tiere selbst. Der Weg zum Big Tree Camp ist super ausgebaut, mit Begrenzungen linker und rechterhand und top gepflegt - da bekommt man etwas für die Parkgebühren! So hat es fast etwas von Bundesgartenschau, wenn man die immer wieder andersartigen, aber v.a. grünen Pflanzendickichte bestaunt. Von Zeit zu Zeit lugen aber zumindest Kilimanjaro-Guerezas hervor, die endemisch-einheimischen Affen. Von Zeit zu Zeit ist auch das Stichwort für das Wettergeschehen. Im Viertelstunden-Takt wechselt es zwischen Sonne und Regen. Was mir nichts ausmacht, so kann ich doch die Goretex-Jacke einfach anbehalten oder aufmachen. Meine Kumpanos hingegen ziehen jedes Mal Regencapes aus den Rucksäcken hervor, was beim Guide eine Mischung aus anfangs Belustigung und später Ärgernis hevorruft - nachdem wir das sechste Mal für Kleidungswechsel stehen geblieben sind.

Insgesamt bleibt der Weg zum Big Tree Camp wirklich sehr einfach, nur flach ansteigend und ist nicht zu verfehlen. Daher auch meine T1-Bewertung für diesen ersten Tag. Das ändert sich ggf. nur durch erwähnte wilde Tiere, das ist dann aber eine andere "T" Skala ;-).Am Big Tree Camp angekommen, sind unsere Zelte - so wie in den folgenden Tagen darauf - bereits aufgebaut. So können wir uns es gleich im Aufenthaltszelt gemütlich machen, bekommen warmes Popcorn (Luxus pur!) und werden auch sonst ziemlich verwöhnt - und das obwohl wir bei weitem keinen der teuren Anbieter gewählt haben. Bekanntlich weniger Luxus bieten die immerhin (noch) fest gemauerten Toiletten. Diese werden wohl schon instandgehalten und teils geputzt. Viel merkt man davon aber nur bedingt. Nachts tummeln sich in den Toiletten von Riesenfaltern bis Riesenspinnen auch so ziemlich jegliches Getier - nichts für schwache Nerven.

Die erste Nacht ist dann trotz Regenwald und nur 2650m ÜNN kälter als erwartet. Trotz Schlafsack mit Extremtemperatur von -35 Grad friere ich, da der Schlafsack gegen die Zeltwand drückt und dort Tau-Feuchtigkeit herrscht. Mich plagen ordentliche Rückenschmerzen und so wache ich nachts auf und komme in den Genuss von unzähligem Tiergeschrei, welches teils eher vermuten lässt, das dort draussen Dinosaurier warten. Ich kann lange nicht mehr einschlafen und muss mir eine Ibu einwerfen, dann dämmere ich weg und am nächsten Tag wartet schon die nächste Etappe bei bestem Wetter..


KONDITION 1/5
ORIENTIERUNG 1/5
TECHNIK 1/5
EXPONIERTHEIT 1/5

Tourengänger: Kris


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