SST „Heuberg -Kleinmiesing“ – Schinderei bei Nassschnee und Pulver


Publiziert von algi , 7. Januar 2020 um 04:51.

Region: Welt » Deutschland » Alpenvorland
Tour Datum: 6 Januar 2020
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Geitau, am Ortsende großer Wanderparkplatz vor dem Gatter

Die 10 – 30 cm Neuschnee tun dem Winter mit Sicherheit gut, aber ob sie in den Voralpen auch für vernünftige Skitourenverhältnisse ausreichen, war für mich eher eine zweifelhafte Angelegenheit. Daher möchte ich nochmal eine Schneeschuhtour angehen. Vor 15 bis 20 Jahren bin ich gelegentlich mal zur Geitau-Alpe hochgelaufen um den schönen Osthang zwischen Aiplspitze und Heißenplatte zu befahren oder auch die steile Nordostwand der Aiplspitze auszuprobieren (spektakulär ist jedoch nicht unbedingt schön). Heuberg und Heißenplatte sind mir dagegen fremd, warum nicht mal eine Rundtour probieren. Der *Bericht von Nic hat mich zu dieser Tour inspiriert, auf eine detaillierte Wiederholung der Wegbeschreibung werde ich daher verzichten

 

Anfangs liegt nur sehr wenig Schnee, was es mit Sicherheit einfacher macht den Weg zu finden und weiterzuverfolgen (nur wenige Markierungen vorhanden). Nach ca. 45 Minuten Aufstieg können durch die durchgehende, mehrere Zentimeter dicke Schneeauflage, endlich die SS angelegt werden. Ca. 10 bis 15 Minuten unter der Angelalm wird es dann langsam anstrengend, eine alte Spur ist zwar noch erkennbar, aber nahezu komplett zugeweht, oberflächlich verharscht, jedoch nicht tragfähig.  Die letzten Meter hinauf zum Grateinschnitt zwischen Heuberg und dem Aufschwung in Richtung Kleinmiesing sind schon sehr mühsam.

 

Nun sehr steil linkshaltend weiter zum Gipfel des Heubergs. Sowohl für den Hin- und Rückweg ist eine geringfügige nordseitige Ausrichtung empfehlenswert, denn ein Ausrutscher in südlicher Richtung hätte aufgrund der felsdurchsetzten Abstürze fatale Folgen. Das gleiche gilt für den anfangs ebenfalls sehr steilen Anstieg in Richtung Kleinmiesing, bis man nach Durchquerung einer Rinne nach links, eine Schulter erreicht.

Ab hier ist der Weg nicht mehr markiert und nur noch anhand gelegentlich abgeschnittener Äste und Latschen zu erahnen. Anfangs noch in angenehmer Steigung, zuletzt immer steiler werdend, hinauf zum flachen Abschnitt des langen Grates.
 

Nun beginnt für mich die eigentliche Schinderei, die Gratschneide kann wegen der herausragenden Latschen meist nicht direkt begangen werden. Unterhalb auf der Südseite hat sich aufgrund der Sonneneinstrahlung und der generell viel zu hohen Temperaturen bereits oberflächlich Nassschnee gebildet, was die Stollenbildung an den Schneeschuhen zur Folge hat. Nordseitig ist die Schneedecke immer mal wieder zu dünn um tragfähig zu sein, plötzlich steht man fast bis zur Hüfte in einem Loch, aus dem man sich mühsam wieder befreien muss.

Ein ziemlich kraftraubendes Geschäft, und da der Grat relativ lang,  meine derzeitige konditionelle Konstitution jedoch bestenfalls als ausreichend einzustufen ist, geht mir langsam aber sicher der „Saft“ aus.

 

Obwohl es zum Gipfel nicht mehr allzu weit ist, entscheide ich mich beim Erreichen des Kleinmiesing den Weg nicht fortzusetzen. Der Spaß ist in der letzten halben Stunde auf der Strecke geblieben und kämpfen bis zur totalen Erschöpfung macht keinen Sinn, ich will ja schließlich wieder wohlbehalten in Geitau ankommen.

Der Rückweg war im Übrigen unproblematischer als ich mir das vorgestellt hatte. Kurz vorm Heuberg kommen mir noch 2 junge Bergsteiger ohne Schneeschuhe entgegen (das ist hart), sie wollen nach Erreichen der Schulter ins Alpbachtal absteigen. Hoffe, dass alles gut geklappt hat.

 

Fazit: bei etwas mehr Schnee, besserer Kondition und / oder mehreren Gehern, die sich beim Spuren abwechseln können, ist bestimmt eine eindrucksvolle Rundtour mit Schneeschuhen möglich. Für mich hat’s heute nur für die kleine „Lösung“ gereicht, und darüber hinaus bin ich um eine Erfahrung reicher geworden.

 

Viele Grüße

Albert


Tourengänger: algi


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Kommentare (4)


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Kireko hat gesagt: Wald-Wild-Schongebiet
Gesendet am 7. Januar 2020 um 13:38
Hallo algi,

darf ich dich und die Leser darauf hinweisen, dass deine Route quer durch ein Wald-Wild-Schongebiet läuft, das im Winter nicht betreten werden sollte? In den Alpen gibt es leider nur noch sehr wenige Rückzugsorte für z.B. Rauhfußhühner - solche störungsfreien Zonen werden für das Überleben dieser Tiere aber dringend benötigt! Ich verstehe, dass man nicht mit den Massen den Berg hinauflaufen möchte, aber zumindest im Winter sollte man meines Erachtens doch zumindest auf das Betreten der in den AV-Karten eingetragenen Schongebiete verzichten.

Viele Grüße

Rebecca

algi hat gesagt: RE:Wald-Wild-Schongebiet
Gesendet am 7. Januar 2020 um 14:13
Hallo Rebecca,

tut mir leid, das war mir bei der Tourenplanung nicht bewusst.

Habe nur auf die Kompass-Karte bzw. die OpenStreetMap zurückgegriffen, da ist mir diesbezüglich nichts aufgefallen.

Dein Hinweis trägt aber bestimmt zur Sensibilisierung bei diesem wichtigen Thema bei.

Viele Grüße
Albert

Kireko hat gesagt: RE:Wald-Wild-Schongebiet
Gesendet am 8. Januar 2020 um 16:02
Hi Albert,

aber zumindest siehst du es ein, das ist ja schon mal der erste Schritt und freut mich sehr!

Und wenn ich auf diesem Weg vielleicht auch noch den ein oder anderen weiteren hikr-User sensibilisieren kann, ist ja auch schon viel gewonnen.

Viele Grüße

Rebecca

algi hat gesagt: RE:Wald-Wild-Schongebiet
Gesendet am 9. Januar 2020 um 08:05
Hi Rebecca,

habe mich mal schlau gemacht. Eine Übersicht dieser Gebiete findet man auch online unter outdooractive.com oder laut Beschreibung in der Alpenvereins-App.

Habe zu den Bildern noch einen Screenshot aus der outdooractive-Karte hinzugefügt.

VG Albert


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