Der Bumerang - 'Via del Boomerang' am Monte Brento


Publiziert von Nyn , 25. November 2019 um 18:36.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:18 März 1994
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: VI- (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 11:00
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Sarcatal - Bar Placche Zebrate
Unterkunftmöglichkeiten:Campingplätze und Ferienwohnungen in und um Arco

Jedem, der bei Arco schon einmal an den Sonnenplatten gewesen ist, sticht die stark überhängende Wand am Monte Brento weit oberhalb ins Auge ('Das gelbe Universum').
Btw.: Für Basejumper ist die "Nase" beim Gipfel angeblich einer der besten Sprünge in Europa.

Wenige 100 Meter weiter links zieht eine schöne, sehr wenig frequentierte, durchaus ansprechende und abwechslungsreiche alpine Route durch den etwa 700m hohen Plattenschuss - die 'Via del Boomerang'. Benannt nach der eingelagerten Struktur ähnlicher Form in Wandmitte, die die Richtung unten gut vorgibt.

Nachdem ich schon einige Male an den Placce Zebrata herumgeturnt war, mussten wir uns dieses Ding unbedingt mal näher anschauen!

Der Einstieg ist noch ein gutes Stück weg und um Etliches höher als die Ausstiege aus der 400m-Wand der Sonnenplatten. Das bedeutet zum Bumerang ab Straße nahe der Bar Placche Zebrate etwa 1.5h Zustieg, wobei man sich vorteilhaft solang es geht eines Fahrweges bedient, der schon unterhalb der Sonnenplatten zuerst waagrecht nach links hinüberzieht und dann in Kehren zum dort oben nahebei gelegenen Reservoir führt. Ende des Fahrwegs. Ab dem Reservoir dann querend und ansteigend (überwiegend weglos) unter die Plattenwand. Der Einstieg ist in etwa in Fallline des rechten Randes eines markanten Doppelbogens.

TIP: Insgesamt ist dieser Zustieg weder markiert noch besonders gut zu finden -  deshalb empfiehlt sich eine Exkursion zum Einstieg unbedingt vorher! (Man kann gut ein Route an den Sonnenplatten klettern, dann zum E der Bumerang wandern und dann den Abstiegweg über den Fahrweg erkunden)

Eine weitere Zustiegsmöglichkeit ist ab San Giovanni. Diese kenne ich allerdings nicht.
(s. externe Bild, nur italienisch)

Die Route selbst ist sehr abwechslungsreich, oft plattig und rissig, aber auch stellenweise brüchig und grasig. Viele Stände sind an Bäumen oder müssen durch mobile Sicherungsmittel ergänzt werden, wobei die Routenfindung das Interessanteste ist, aber das ist nicht immer leicht. Da kann es schnell auch mal 1 Grad mehr werden als in meinem Topo (s. Bild). Zu empfehlen sind unbedingt genügend, auch längere! Schlingen, zum Einen für die Bäume, als auch, weil der Seilzug sonst extrem werden kann. Daneben sind kleine und mittlere Stopper nützlich. Etliche Passagen sind expo, deshalb sollte man in der Lage sein, auch im IVten und ggf unteren Vten Grad noch zusätzlich selber abzusichern, was jedoch nicht immer möglich ist.
Der rein technische Maximalschwierigkeitsgrad ist bei V+/VI-. Die Länge (21 Sl), der Zustieg und auch der ggf. etwas komplizierte Abstieg machen die Bumerang zu einer der großen langen alpinen Freikletterrouten im Sarcatal.
Hinweis: Trotz der moderaten Gipfelhöhe sind viele der klassischen langen Wandklettertouren im Sarcatal jedem schweren Dolomitenklassiker ebenbürtig - also nichts für Anfänger oder reine Hallenkletterer! Das gilt auch für den Monte Brento mit dem "Bumerang". Doppelseil ist sowieso empfehlenswert. Helm selbstverständlich! Dazu genügend zu trinken, Notproviant, Stirnlampe!, 2tes Paar Schuhe für den Zu-und Abstieg. Nach 6-8 h Kletterei will man bestimmt nicht noch weitere 2 oder mehr h in den engen Kletterschuhen durch den rauhen Wald und im Geröll herumlaufen!!

Es gibt 2 Abstiegsvarianten, wobei ich den nach San Giovanni nicht kenne (benötigt 2tes Auto, wenn man nicht eh dort startet).
Wer das "Zoccolo" (eig: Gebüsch) um Arco und im Sarcatal kennt, der weiß, wie mühsam und schwierig die Orientierung dort sein kann. Deshalb: Eine ordentliche Zeitreserve unbedingt einplanen > Das ist keine Tour, bei der man vorher ausschlafen kann und am Ausstieg ist es noch beileibe nicht vorbei!

(ACHTUNG: Der Zustand des Zustiegs/Markierung des Einstieges/Absicherung heute ist mir unbekannt)

Upgrade: Laut einem neueren, sehr guten und schön bebilderten Bericht auf Rocksports.de gibt es inzwischen auch einige Bohrhaken an Ständen (teils von einer benachbarten Tour) und es kann bis etwa zur Hälfte auch notfalls abgeseilt werden.

FAZIT: Lange, grandiose, alpine Route mit Charakter. Insgesamt noch moderate Schwierigkeiten bei tw. nötiger bzw. empfehlenswerter zusätzlicher eigener Absicherung. Der Fels ist an den schweren Stellen überwiegend sehr gut, vor allem im oberen Teil erschwerte Orientierung. Zu- und Abstieg nicht unterschätzen.
Viel Spaß!


Tourengänger: Nyn


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