Paternkofel (2744m) – Überschreitung Nord-Ost


Publiziert von أجنبي , 17. November 2019 um 15:16.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 3 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   Monte Paterno   Paternkofel 
Aufstieg: 1320 m
Abstieg: 1320 m
Strecke:Fischleinboden – Talschlusshütte – Altensteintal – Alpe dei Piani – Drei-Zinnen-Hütte – Gamsscharte – Paternkofel – Gamsscharte – Bödenscharten – Alpe dei Piani – P. 2230 – P. 2186 – Altensteintal – Talschlusshütte – Fischleinboden
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis PP Fischleinboden
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Auto ab PP Fischleinboden
Kartennummer:LK 1:25.000: Dolomiti di Sesto

Den Paternkofel hatte ich vor vier Jahren schon einmal überschritten, doch entsprach die Witterung damals nicht ganz unserem Wunschszenario. Entsprechend hielt sich auch die Aussicht – insbesondere auf die Drei Zinnen – in Grenzen. Diesmal sollte es anders sein. Für unsere Besteigung hatten wir uns einen absoluten Prachtstag ausgesucht – und eine andere, anstrengendere Route.

 

Wir starteten um 8.00 Uhr beim Parkplatz Fischleinboden. Es war kühl und leider neblig, doch oben raus, das wussten wir, würde es perfekt sein. Ich entschied mich, bis zur Drei-Zinnen-Hütte mit Trekkingsandalen aufzusteigen, da meine Ferse jede Stunde weniger in den Bergschuhen begrüsste. Das ging denn auch problemlos, wobei ich später im Abstieg natürlich ordentliches Schuhwerk trug. Somit wäre auch illustriert, wie sich der Wanderweg vom Fischleinboden zur Drei-Zinnen-Hütte präsentiert: insgesamt einfach.

 

Wir erreichten die Drei-Zinnen-Hütte nach rund zweieinhalb Stunden. Da der Zustieg von der anderen Seite, also vom Rifugio Auronzo, deutlich kürzer ist, hatte es bereits entsprechend viel Volk in der Gegend. Leider entsprach auch der Ansturm auf den Paternkofel unseren Erwartungen: gerade die Einzigen waren wir nicht... Beim Frankfurter Würstel, einem kecken Felsturm, montierten wir Helm, Stirnlampe, Gschtältli und Sicherungsschlingen. Bald erreichten wir den Stolleneingang zum De-Luca-Innerkofler-Steig, einem geschichtsträchtigen Stollenrelikt aus dem Ersten Weltkrieg. Im Felsinneren geht es sehr steil voran und ja: Es ist dunkel. Ohne Stirnlampe hat man dort nichts verloren. Ab und zu vermitteln Seitenstollen Blicke in Richtung Drei Zinnen respektive Dreischuster-Massiv.

 

Bald hatten wir zu zwei geführten Gruppen aufgeschlossen und übten uns in Geduld. Mit dieser verhält es sich wie mit Kletterhelmen und den Stirnlampen: Wer sie nicht hat, sollte vom Paternkofel die Finger lassen. Rumzustressen nützt dort schlichtweg nichts. Entsprechend überholten wir denn auch erst kurz vor der Gamsscharte. Von dort kraxelten wir relativ flott zum bereits stark bevölkerten Gipfel hoch. Wie bereits im unteren Teil des Aufstiegs sind auch dort sämtliche heiklen Passagen bestens mit Drahtseilen versichert. Wie benötigten vom initialen Stollenloch zum Gipfel rund eine Stunde. Ohne Staus geht das wohl in einer guten halben Stunde.

 

Der Abstieg zur Gamsscharte wurde dann zur Geduldsprobe. Mittlerweile drängten noch mehr Leute auf den Berg. Immerhin drängelte niemand und alle waren darauf bedacht, keinen Steinschlag zu verursachen. Gebrösmel hat's an dem Berg nämlich in rauen Mengen, insbesondere wenn man von der Route abkommt. Von der Gamsscharte erschraken wir fast etwas beim Blick zurück: Inetwa so stellen wir uns nämlich den Hillary Step vor. Lustig wurde es dann auch noch, wie wir von Weitem sahen: Eine Gruppe hielt sich nicht an die für den Abstieg respektive Aufstieg markierten Routen, sondern musste partout über die Aufstiegsroute absteigen... Na gut, wir waren zum Glück bereits weg. Nach der Gamsscharte war schliesslich vorbei mit Dichtestress. Wir begegneten fortan nur noch wenigen Berggängern, was angesichts des Geländes von Vorteil war: Ausweichen ist dort an vielen Stellen nicht möglich.

 

Der Steig zu den Bödenscharten ist schlicht spektakulär. Schwierig ist er nirgends, Trittsicherheit ist jedoch von Vorteil. Bei der östlichen Bödenscharte entschieden wir uns, den Rückweg etwas abzukürzen und einem Pfad durch die riesige Geröllhalde nördlich der Bödenknoten zu folgen. Die Flanke ist steil und nichts für Anfänger. Solides Schuhwerk ist von Vorteil und ausrutschen sollte man dort nicht. Zuweilen ist das Geröll dennoch ziemlich gutmütig, so dass man gut vorankommt. Unten raus sollte man darauf achten, nicht allzu viele Steine loszutreten, da man sich über dem regulären Wanderweg befindet. Allerdings kullert das lose Material kaum je weiter als zwei, drei Meter.

 

Auf dem Wanderweg liefen wir kurz in Richtung Büllelejoch und zweigten dann zum lockenden See ab. Dieser hielt, was er versprach: ein kühles, erfrischendes Bad und etwas Erholung vor dem langen Abstieg zum Fischleinboden. Vom Seelein folgten wir weiter dem unmarkierten Weg, um bei P. 2186 auf den regulären Wanderweg zu gelangen. Diesem folgten wir schliesslich zurück zum Ausgangspunkt. Insgesamt benötigten wir für die ganze Tour – inklusive Pausen notabene – neun Stunden. Fazit: Wer den langen Aufstieg nicht scheut, findet hier eine äusserst lohnende Alternative zum überlaufenen, kostspieligen Zustieg von der Auronzohütte her.


Tourengänger: أجنبي


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Geodaten
 46810.kml Fischleinboden - Paternkofel - Fischleinboden

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