Aus dem Rellstal zum Saulakopf - Ein Rätikon Gustostückerl mit Heinrich-Hueter-Hütte


Publiziert von Grimbart , 25. November 2019 um 23:17.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum:24 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1090 m
Abstieg: 1070 m
Strecke:ca. 10,20 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der MBS von Bludenz, Bahnhof, nach Vandans, Bahnhof. Weiter mit dem Wanderbus Rellstal Link 2019
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Alpengasthof Rellstal (privat), Heinrich-Hueter-Hütte (ÖAV)
Kartennummer:ÖK-25V Nr. 1230-West (Bludenz); Kompass WK-Nr. 032 (Montafon)

Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen“ ist eine alte Binsenweisheit bei der man nur die Wörter Arbeit und Vergnügen gegen Nervenkitzel und Gaumenfreude auszutauschen braucht und voilá hat man schon eine treffliche Beschreibung für das „Duett“ von Saulakopf und Heinrich-Hueter-Hütte gefunden. Fernab vom Trubel des Lünersees sind die zwei Schmankerl vor allem aus dem Rellstal als Kombination sehr zu empfehlen. Mit dem Wanderbus von Vandans aus gut erreichbar, ist auch die Länge der Tour überschaubar, sodass auch genügend Zeit bleibt um sich auf der Sonnenterrasse der Heinrich-Hueter-Hütte in aller Ruhe dem Zimba Schmaus hinzugeben. Ein Augen- und Gaumenschmaus im doppelten Sinn. Wer's nicht so deftig mag, der kann sein lukullisches Verlangen auch mit dem Verzehr von hausgemachten Knödelspezialitäten stillen. Mehr will ich zu den Leckereien aber nicht verraten, denn im Vordergrund soll doch der „Nervenkitzel“ stehen. Und dieser kommt an der Saula nicht zu kurz. Vor allem die mächtige Ostwand hat da mit ihren Kletterrouten und dem Klettersteig einiges in petto. Für die „Schüchternen“ wie mich, die sich auch schon mit weniger Adrenalin zufrieden geben, gibt’s zum Glück ja auch noch den nicht ganz trivialen Normalanstieg durch die Südflanke.

 

Ins Rellstal gelangt man am Besten mit dem Wanderbus der Illwerke-VKW. Ein guter Magen ist dabei von Vorteil, denn die Fahrweise des Chauffeurs ist nichts für zarte Nerven. So kann es durchaus sein, dass man die Strecke zur – oder auch ab der – Rellskapelle auch einmal in weniger als 30 Minuten zurücklegt, dies gilt insbesondere für die Rückfahrt. Da können es schon auch mal nur 20 Minuten sein.

Für den Zustieg zum Saulajoch gibt es aus dem Rellstal zwei Möglichkeiten. Die Eine führt über die Alpe Lün und das Gipsköpfle, die andere über die Heinrich-Hueter-Hütte. Der Variante im Uhrzeigersinn – also über die Alpe Lün – ist mE aber der Vorzug zu geben. Die Vorteile mit der Einkehr nach getaner „Arbeit“ liegen auf der Hand, aber auch der Umstand, dass sich Saula und Zimba mit ihren Reizen besonders in Stellung zu bringen vermögen, ist ein Pluspunkt für den Zustieg über die Alpe Lün.

Gestartet wird bei der Rellskapelle. Hier folgt man für wenige Meter noch dem Fahrweg zur Heinrich-Hueter-Hütte bevor man sodann nach links auf einen Wiesenpfad wechselt und – den Güterweg zur Alpe Lün abkürzend – im Zick-Zack über einen Weiderücken emporsteigt, bis man auf etwa 1.700m wieder auf diesen Güterweg trifft. Mit schönen Blicken zu Saula und Zimba schlendert man nun gemütlich vor zu den Hütten der Alpe Lün.

Bei der Alpe Lün nun nicht geradeaus, sondern gleich nach den Gebäuden nach rechts auf einen Alpweg. Diesem gute 200m in südwestlicher Richtung folgend, wechselt man im hinteren Teil der Alpwanne nach links auf eine schwach ausgeprägte Wiesenspur. Vereinzelte Holzpfähle sowie bereits stark verblasste Markierungen weisen einen nun den Weg über einen Wiesenhang hinauf in ein Tälchen. Durch dieses zu einer Wegverzweigung hochsteigend, wendet man sich dort nach Norden (=rechts) und folgt dem Höhenweg hinüber bis zum Sattel beim Gipsköpfle. Beim Sattel angelangt lässt sich die Aufstiegsflanke auf die Saula bereits gut einsehen. Wer sich noch einen besseren Überblick verschaffen möchte, für den bietet sich ein Abstecher auf das nahe Gipsköpfle an.

Ob nun auf dem Köpfle oder daneben im Sattel, dem Charme der Saula kann man sich nicht entziehen. Um sich ihr nun ohne weiteren Umweg zu nähern, wählt man beim Sattel den linken Steig und folgt diesem durch die Steilflanke des Schafgafalls vor bis man bei einer Felsrunse ansteht. Es wartet ein erster „drahtseilversicherter“ Appetithappen, der bereits Lust auf Mehr macht. Über wohlgeformte Felstritte gelangt man zunächst auf die andere Seite des Einschnitts, danach im Zick-Zack und unter Zuhilfenahme von Eisenklammern über gut gestuften Fels aus der Runse heraus, hat man alsbald wieder einen breiten Weg unter seinen Füßen. Auf diesem zwischen Latschen hoch zum Saulajochsteig und nach Süden um einen Geländerücken herum, geht’s schließlich über sanfte Wellen bis kurz vor das Saulajoch.

Bei einem einsamen Wegweiser beginnt nun der eigentliche Gipfelanstieg. Verstreut herumliegende Felsblöcke bieten einem noch einmal die Gelegenheit sich auszuruhen und seinen Blick in aller Ruhe über die Südflanke nach oben schweifen zu lassen. Die erste Schlüsselstelle ist dabei schnell ausgemacht. Wie ist wohl die Wegführung durch die Felsen hinüber zur SW-Rippe? Man lasse sich überraschen, es wird sich alles in Wohlgefallen auflösen. Der erste Teil des Anstiegs ist ein wenig mühsam und führt über Schutt und Geröll recht direkt durch ein großes Latschenfeld. Hat man die Latschenzone hinter sich, geht’s in schier endlosen Kehren hoch bis unter die Felsen.

Der Nervenkitzel kann beginnen: Nach Westen abdrehend stellen sich die ersten Felsen in den Weg, die ausgesetzt aber mit Drahtseilen versichert auf einem Felsband gequert werden. Anschließend über eine Grasrippe hinauf zu einer Rinne und durch diese hoch, ist beim Ausstieg ein wenig Geschick und Trittsicherheit gefragt. Mentalen Rückhalt findet man neuerlich in Form von Drahtseilsicherungen. Hat man die Steilrinne gemeistert wird’s wieder einfacher. Über eine karge Grasmatte zum SW-Grat aufsteigend, breitet sich dahinter die Schutt- und Geröllflanke aus über die der Schlussanstieg erfolgt. Einen eindeutigen Steig lässt sich in dieser Ödnis nicht ausmachen. Man halte sich daher an die reichlich vorhandenen weiß-blau-weißen Markierungen.

Ein erster Felsabsatz wird in einem Linksbogen ohne große Hindernisse umgangen. Der nächste ist dann nicht mehr so trivial. In Kehren zu diesem hoch, leiten die Markierungen danach nach links an eine mit Drahtseilen versicherte Stufe. Über diese nun emporkletternd und sodann nach rechts hinaus zur Abbruchkante, wendet man sich von dieser auch gleich wieder ab und steigt schräg durch die Flanke dem Gipfelkreuz der Saula entgegen.

Der Abstieg ins Saulajoch erfolgt wieder auf gleichem Weg. Aufgrund des bröseligen Untergrunds ist dabei nochmals Vorsicht geboten. Sobald man aber die Felstraverse bzw. das Felsband hinter sich hat, gibt’s kein Halten mehr. Geschwind über die Grashänge und durch das Latschenfeld hinab ins Saulajoch, geht’s danach endlich zur langersehnten Einkehr an der Heinrich-Hueter-Hütte. Dazu folgt man dem Saulajochsteig um den Südrücken herum auf die Ostseite der Saula. Überragt von der mächtigen 450m hohen Ostwand geht’s zunächst noch ohne großen Höhenverlust zwischen Latschen hindurch bis zu einer Spitzkehre (Anmerkung: Bei dieser Kehre zweigt der Zustieg zum Klettersteig ab). Über eine Schneise abwärts, dreht der Wanderweg alsbald wieder nach Norden ab und führt durch Latschen und Buschwerk hinab zu einem Geröllstrom. Diesen querend geht’s im Anschluss über Wiesen hinunter zur Heinrich-Hueter-Hütte.

Der Abstieg ins Rellstal ist dann auch keine Schinderei mehr. Wer es gemütlich mag, der läuft die zahlreichen Kehren des Fahrwegs aus und wer es etwas eiliger hat, weil er sich nicht so richtig vom Charme der Hütte lösen konnte, der kann die Schleifen abkürzen, indem er sich nach einer S-Kurve einfach gerade aus hält und über Wiesen – den Güterweg mehrmals kreuzend – in den Talboden absteigt. Dort dann entlang des Bachs talaus bis zur Rellskapelle. Da es dort aber keine offizielle Haltestelle gibt, ist es ratsam, über die Weide zum nahen Alpengasthaus Rellstal aufzusteigen. Es sind ja nur 5 Minuten und bekanntermaßen – so finde ich es zumindest – lässt es sich in einem „Beizli“ auch besser auf den Wanderbus warten ;-)

 

Gehzeiten:

(Vandans, Bahnhof) – Rellskapelle – Alpe Lün (ca. 45'') – Gipsköpfle (ca. 35'') – Abzw. Saulakopf (ca. 30'') – Saulakopf (ca. 1' 10'') – Abzw. Saulakopf (ca. 50'') – Heinrich-Hueter-Hütte (ca. 40'') – Rellskapelle (ca. 35'') – Gasthof Rellstal (ca. 5'') – (Vandans, Bahnhof)


Tourengänger: Grimbart


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