Erlsbacher Spitzen (3035m) - unbekannter Doppelgipfel nördlich der Seespitze


Publiziert von BigE17 , 3. Januar 2020 um 11:02.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:23 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:16 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Mittersill über den Felbertauern oder von Lienz kommend nach Huben. Hier führt eine Straße nach Westen ins Defereggental. Man fährt bis Erlsbach, dann zweigt rechts die Straße zum Alpengasthaus Oberhaus ab. Bei der Abzweigung befindet sich ein großer gebührenpflichtiger Parkplatz.
Unterkunftmöglichkeiten:Seespitzhütte

Am langen Grat zwischen der Kleinen Alplesspitze und der Seespitze im Panargenkamm befinden sich zahlreiche Erhebungen, einige von ihnen sind sogar recht deutlich. Lange Zeit waren sie alle unbenannt, vor weniger als 20 Jahren wurden dann die markantesten Erhebungen mit dem Namen "Erlsbacher Spitzen" benannt. Wegen der Nähe zur Seespitze und auch zur Großen Alplesspitze werden sie kaum beachtet und noch seltener bestiegen. Nebenbei ist der Aufstieg teilweise recht mühsam und der Verbindungsgrat zwischen beiden Gipfel nicht so einfach.

Ich und ein Tourenpartner wollten es trotzdem versuchen. Der Wetterbericht für diesen Tag war nicht besonders gut, daher kam uns eine kurze Tour wie diese entgegen. Weil ab 12:00 Regen gemeldet war, mussten wir natürlich sehr früh starten. So erreichten wir bereits um 5:00 im Dunkeln den Parkplatz. Wir folgten der Straße talauswärts bis Erlsbach, hier zweigte der markierte Weg Richtung Erlsbacher Alm bzw. Seespitzhütte ab. 

Nun merkten wir aber auch, dass es sehr lange in die Nacht hinein geregnet hatte. Der Boden am Steig sowie die Zweige der Bäume waren klitschnass. So ließ es sich nicht vermeiden, dass die Schuhe irgendwann total durchnässt waren. Erst als der Steig ein wenig taleinwärts führte, wurde es langsam hell, immerhin war der Himmel völlig wolkenlos. Dann dauerte es auch nicht mehr lange, bis wir zur Erlsbacher Alm gelangten. Hier verließen wir auch schon den Weg. Anfangs war das Vorwärtskommen im langen, nassen Gras recht unangenehm, schon bald wurde es aber besser.

Wir hielten uns stets rechts des Baches auf. So überwanden wir einige kleinere Geländestufen. Dabei mussten wir auch immer wieder kleine Blockhalden queren, was auf Grund der nassen Felsen eine ziemlich rutschige Angelegenheit war. Das mittlerweile sehr kurze Gras war auch schon wieder halbwegs trocken. Stellenweise wurde es auch kurz steil. Auf 2600m flachte es schließlich ab, dafür wurde es auch viel blockiger. Hier konnten wir auch zum ersten Mal an diesem Tag unsere Ziele, die Erlsbacher Spitzen, erkennen. Unser Plan war folgender: Über die Flanke so aufsteigen, dass wir südlich der Südöstlichen Erlsbacher Spitze den Grat erreichen würden. Dann über den Grat beide Spitzen überschreiten und von der Nordwestlichen Erlsbacher Spitze ziemlich direkt absteigen.

Wir hielten auf die angepeilte Flanke zu, dabei mussten wir abwechseld Blockgelände, Schutt und glatte Platten begehen. Als wir uns rechts des unteren Alplessees befanden, begann der Aufstieg durch die steile Flanke. Sie entpuppte sich als 40° steile Schuttflanke. Wir hatten das Glück, dass der Boden leicht gefroren war, deshalb war der Aufstieg nicht ganz so mühsam, wie solche Anstiege normalerweise sind. Nach 200 Hm gelangten wir schließlich südlich der Südöstlichen Erlsbacher Spitze auf den Grat. Nur noch ein paar Platten mussten wir überwinden (Stellen I), dann standen wir am Gipfel.

Vom unsicheren Wetter war weit und breit nichts zu sehen. Dafür konnten wir alle möglichen Gipfel in der Umgebung betrachten. Trotzdem begannen wir zeitig den Übergang zur Nordwestlichen Erlsbacher Spitze. Anfangs mussten wir über einen plattigen Grat absteigen. Während in der rechten Flanke der Fels vollkommen trocken war, war er in der linken noch feucht und rutschig. Daher war Vorsicht geboten, die Kletterei war auch nicht ganz leicht (I-II, eine Querung in der linken Flanke war bei diesen Bedingungen recht unangenehm!). Recht schnell war tiefste Punkt zwischen beiden Gipfeln erreicht. Der Aufstieg zum 2. Gipfel war dann schon komplett trocken, einige plattige Türme waren zu überklettern (I-II). Dazwischen fanden wir immer wieder auch Gehgelände im steilen Gras vor - erstaunlich, dass hier oben noch so viel Gras wächst. Nach recht kurzer Zeit standen wir also am Gipfel der Nordwestlichen Erlsbacher Spitze.

Hier machten wir endlich unsere wohlverdiente Gipfelrast. Auf einen Übergang zur Kleinen Alplesspitze verzichteten wir aber, da der Grat ziemlich abschreckend aussah und auch tatsächlich nicht ungefährlich sein soll. Außerdem mussten wir ja vor dem schlechten Wetter im Tal sein. So begannen wir mit dem Abstieg durch die blockige SW-Flanke. Hier erwartete uns großteils mühsames Gehgelände, vereinzelt tauchten problemlose Stellen I auf. So gelangten wir zum unteren der beiden größeren Alplesseen. Wir umgingen den schönen See nördlich.

Wir dachten nun fälschlicherweise, dass ein Abstieg in der Mitte des Tales angenehm wäre. Deshalb stiegen wir in der Nähe des Baches eine Zeit lang ab. Plötzlich erreichten wir noch eine Steilstufe. Wir fanden dann eine steile Rinne, durch die wir in brüchiger Kletterei (I) die lange Rinne überwinden konnten. Ganz ungefährlich war die Sache dann doch nicht. Umgehungen hätten ordentlich Zeit gekostet. Wir erreichten einen flachen Boden, nach einem weiteren, deutlich flacheren Hang kamen wir am nächsten Boden an, der uns nach einer Bachüberquerung wieder zurück zur Erlsbacher Alm führte. Der restliche Abstieg folgte dem Aufstiegsweg, zog sich aber noch ein wenig in die Länge. So gelangten wir um Punkt 12:00, lange bevor die Gewitter kamen, wieder zurück zum Auto.

Erwähnenswertes:

1. Die Schlüsselstelle der Tour ist sicherlich der Verbindungsgrat zwischen den beiden Gipfeln. Man kann ihn aber trotz der Ausgesetztheit seilfrei begehen, vorausgesetzt, man fühlt sich im 2. Schwierigkeitsgrad wohl.

2. Verzichtet man auf den Verbindungsgrat, sind beide Gipfel einfach zu erreichen. Die Aufstiege sind jedoch recht mühsam. In einem Wanderführern werden die beiden Gipfel sogar als leichte Wanderziele genannt. Das stimmt definitiv nicht!!!

3. Um zur Seespitze zu gelangen, sollte man nicht über den Grat klettern (II-III), sondern diese 200 Hm tiefer umgehen und am Normalweg zu dieser aufsteigen.

4. Der Verbindungsgrat zur Kleinen Alplesspitze ist ebenfalls schwierig (III-) und heikel. Auch für diesen Gipfel ist ein größerer Umweg notwendig.

5. Der Zustieg kann über unseren Weg oder von St. Jakob über die Seespitzhütte erfolgen. Dabei steigt man bis ca. 2900m am Normalweg zur Seespitze auf. Dann quert man unter Höhenverlust im Blockgelände (mühsam) zur Flanke, die auf die Südöstliche Erlsbacher Spitze emporführt. Der schnellste Zustieg führt vom Trojeralmtal durch die NO-Flanke zur Südöstlichen Erlsbacher Spitze. Dieser Weg ist aber auch deutlich gefährlicher, insbesondere wegen Steinschlag!

6. Die Tour kann locker an einem halben Tag gemacht werden, und daher auch für Tage mit Gewittern ab Mittag geeignet.

7. Nach der Erlsbacher Alm hält man sich am besten auf der im Aufstiegssinn rechten Talseite. Das gilt auch für eine Besteigung der Kleinen oder Großen Alplesspitze.

8. Die Erlsbacher Spitzen sind ein einsames Ziel und werden es auch noch lange bleiben, solange der Aufstieg nicht markiert wird.

9. Eine Besteigung dieser einfachen Gipfel ist für Gipfelsammler und Bergsteiger, die Einsamkeit suchen, sehr zu empfehlen.

Tourengänger: BigE17


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Kommentare (1)


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Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II hat gesagt: Erlsbacher Spitzen
Gesendet am 5. Dezember 2022 um 08:13
Interessante Tour! Ich blieb zwischen Seespitze und Alplesspitze immer am Grat, III-er-Stellen gab es eher nicht!


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