Großer Muntanitz (3232m), Kleiner Muntanitz, Muntanitzpalfen, Wellachköpfe - 8-mal 3000 Meter


Publiziert von BigE17 , 6. März 2020 um 12:47.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Granatspitzgruppe
Tour Datum: 9 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T6+ - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 11:15
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:24 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Lienz kommend durchs Iseltal bis Matrei, nördlich zweigt rechts eine Straße nach Glanz ab (hierher auch von Mittersill über den Felbertauern). Der Straße bis Glanz folgen und weiter in Richtung Glanzer Berg. Knapp oberhalb von Glanz befindet sich ein großer kostenloser Parkplatz.
Unterkunftmöglichkeiten:Sudetendeutsche Hütte (2650m)

Der Große Muntanitz ist der höchste Gipfel in der Granatspitzgruppe. Ein markierter Weg führt bis auf seinen Gipfel, dementsprechend viel ist dort oben los. Noch dazu liegt die Sudetendeutsche Hütte in der Nähe. So können auch weniger ausdauernde Wanderer diesen Gipfel erreichen. Was viele nicht wissen: Dabei nimmt man noch 3 Wellachköpfe und den Kleinen Muntanitz mit. Der 4. und niedrigste Wellachkopf liegt abseits des Weges und ist schwierig zu erreichen. Östlich vom Muntanitz befinden sich die 3 Muntanitzpalfen. Sie sind extrem einsam, der Anstieg ist mühsam und der Untere Muntanitzpalfen ist nur in schwieriger Kletterei zu erreichen. Dafür kann man dort oben in relativ kurzer Zeit 9 Dreitausender einkassieren. Deshalb entschieden ich und ein Tourenpartner uns für diese Tour. Wir würden an diesem Tag immerhin 8 von den 9 Gipfeln auch tatsächlich erreichen...

Weil am Nachmittag Gewitter gemeldet waren, starteten wir schon um 5:00 beim Parkplatz oberhalb von Glanz. Um diese Zeit war es noch dunkel, also folgten wir im Schein der Stirnlampen dem markierten Steig in Richtung Äußere Steiner Alm. Dabei ging es ordentlich bergauf, immer wieder kreuzten wir den Fahrweg. Schließlich erreichten wir die wunderschöne Edelweißwiese. Der Weg querte diese flach, dann ging es leicht absteigend zur Alm. Wir folgten nun dem Weg in Richtung Sudetendeutsche Hütte. Zuerst wanderten wir flach ins Tal hinein, dann erwartete uns eine 700 Hm hohe Steilstufe. Der angenehme Steig überwand diese in etlichen Kehren, irgendwann standen wir dann bei der Hütte.

Unser nächstes Ziel war der Gradötzsattel. Der markierte Steig dorthin führte flach in ein Kar hinein, dann gab es einen kurzen Anstieg, der teilweise mit Seilen versichert war, teilweise mussten wir auch klettern (I). Nun passierte uns ein großer Fehler: Wir glaubten, dass wir über den Gletscher gehen müssten, wenn wir hier direkt zu den Muntanitzpalfen - unserem ersten Ziel - gehen wollten. Deshalb hatten wir geplant, durch die schuttige Ostflanke aufzusteigen. Hierzu folgten wir dem Silesia-Höhenweg gut 200 Hm abwärts, und querten dann weglos leicht ansteigend auf die Ostflanke zu. Doch leider hatten wir den Steig zu früh verlassen. Eine Felswand versperrte uns den Weg. Wir wanderten über einen Rücken geradewegs bergauf und hielten dabei Ausschau, ob wir irgendwo absteigen hätten können. Aber keine Chance! Irgendwann standen wir dann am Fuß des plattigen Turmes vom Unteren Muntanitzpalfen. Ein Plattenschuss sah hier so aus, als könnten wir aufsteigen. Doch weit kamen wir nicht: Er war doch steiler als gedacht (45°), also wieder zurück. Wir guckten nun um die Ecke und erkannten: Wir hätten mit 50 Hm Verlust vom Gradötzsattel direkt hierher gehen können, beim Zustieg zu den Palfen war kein Gletscher mehr. Also 1 Stunde umsonst verschwendet!

Wir gingen also auf eine Schuttflanke zu. Dabei mussten wir dann doch ganz kurz das blanke Gletschereis betreten. Es war aber flach und spaltenfrei, also kein Problem. Dann begann der Aufstieg über die 45° steile Westflanke im Schutt. Sie würde direkt zur Scharte nördlich des Unteren Muntanitzpalfens führen. Also wühlen wir uns mühsamst hoch zur Scharte. Hier erkannten wir ein großes Problem: Der unterste Grataufschwung war steil und schwierig. Also stiegen wir ein wenig zurück, dann kletterten wir links über einen fast senkrechten Kamin (II) höher. Wir erreichten einen Plattenschuss, den wir jedoch über zahlreiche Schuttbänder halbwegs vernünftig überwinden konnten (I-II). Nun befanden wir uns oberhalb des steilen Grataufschwunges. Aber vor uns erwartete uns noch ein steiler, höllisch ausgesetzter Aufschwung, es war nicht möglich, diesen mit Bandschlingen zu sichern. Weil die Schwierigkeiten hier mindestens III wären, verzichteten wir darauf. Wir fanden allerdings auch keine Umgehungsmöglichkeit, also konnten wir diesen Gipfel leider nicht besteigen. Irgendwann, wenn ich besser und erfahrener bin, werde ich noch einmal versuchen, ihn zu erklimmen. Aber alle 8 anderen Gipfel sollten dafür an diesem Tag klappen.

Wir kehrten zur Scharte nördlich des Gipfels zurück. Den folgenden Gratteil umgingen wir östlich, bei einem kleinen Türmchen kehrten wir zurück zum Grat. Diesem folgten wir in leichter Kletterei (I) bis zum Mittleren Muntanitzpalfen. Kurze Zeit später gelangten wir auf ein großes Schuttfeld, das bis zum Gipfel des Oberen Muntanitzpalfen emporführt. Wir konnten so problemlos auch diesen Gipfel erreichen. Nach der Gipfelrast folgten wir dem Verbindungsgrat in Richtung Großer Muntanitz. Im Abstieg mussten wir leichte Kletterstellen an der nun wieder schärferen Gratschneide überwinden (I). Nun erwarteten uns einige Aufschwünge, einige erklommen wir direkt am Grat, andere konnten wir links des Grates überwinden (II). Der Fels war dabei überraschend gut. Irgendwann überwanden wir die letzte Stufe und fanden uns am ziemlich überfüllten Gipfel des Großen Muntanitz wieder.

Die Gipfelrast dauerte nun doch etwas länger. Leider war die Aussicht wegen des bewölkten Himmels nicht allzu gut. Weder der Großglockner noch der Großvenediger waren zu erkennen, nach Norden und Süden war es zumindest ein bisschen besser. Schließlich begannen wir mit dem unschwierigen Abstieg durch die Südflanke zum Kampl. Nun folgte der Gegenanstieg zum Kleinen Muntanitz, der mit einem Stahlseil versichert ist (kurz B). Doch mit der Gipfelsammlerei war es noch lange nicht vorbei. Nach kurzem, unschwierigen Abstieg entlang des markierten Steiges kamen wir am obersten der 4 Wellachköpfe vorbei. Wo dieser genau liegt, konnten wir nicht feststellen, deshalb bestiegen wir mehrere Erhebungen. Der 2. Wellachkopf lag dann direkt am Weg. Nun ging es am sandigen Rücken weiter bergab, bis zum schon deutlich niedrigeren 3. Wellachkopf, der wenige Meter abseits des Weges liegt.

Der niedrigste der Wellachköpfe lag dann aber doch abseits des Weges, südlich vom 3. Wir hatten beschlossen, in Scharte zwischen den beiden Gipfeln abzusteigen und dann über den kurzen, steilen Nordgrat den letzten Gipfel des Tages zu erreichen. Der Abstieg durch eine Rinne westlich des Verbindungsgrates und der plattige Quergang zur Scharte war einfach (I). Doch nun wurde es noch einmal spannend. Der schmale, steile Grat war brutal ausgesetzt. Von Anfang an mussten wir ordentlich klettern (II), in der Mitte gab es dann eine Stelle, wo es ganz besonders glatt wurde. Das war dann ohne Seil ein recht heikler Tanz (III). Wenige Meter darüber wurde es wieder besser (II) und wir erreichten den breiten Gipfel.

Sehr vorsichtig kletterten wir wieder über den Grat ab. Westseitig stiegen wir durch steilen Schutt ab und erreichten so wieder den markierten Weg. Über diesen kehrten wir zur Sudetendeutsche Hütte zurück. Wir kehrten nun noch in der sehr empfehlenswerten Hütte ein. Währenddessen erreichte uns ein Gewitter. Erst als dieses wieder vorbei war, stiegen wir dann in Richtung Parkplatz ab. Doch schon bald kehrte das Gewitter zurück. Daher gingen wir dann doch etwas schneller als normal. Nach einer Stunde besserte sich das Wetter dann wieder und es fiel kein Regentropfen mehr, bis wir beim Auto ankamen.

Erwähnenswertes:

1. Der Aufstieg auf den Unteren Muntanitzpalfen ist von keiner Seite aus einfach. Von Süden, Osten und Westen aus wirkt er wie eine steile, mit Platten gepanzerte Bastion. Auch der recht kurze Nordgrat beinhaltet 2 senkrechte Aufschwünge. Den unteren kann man zwar umgehen, der obere muss auf jeden Fall überwunden werden (vermutlich III, eventuell auch schwieriger). Der obere Aufschwung ist auch brutalst ausgesetzt, sichern ist schwierig.

2. Der niedrigste von den 4 Wellachköpfen ist ein breiter Riegel, der zu allen Seiten mit steilen Wänden abbricht. Der einzige Grat, der zum Gipfel führt, ist der Nordgrat, unsere Aufstiegsvariante. Auch hier ist sichern kaum möglich, das Gelände ist ausgesetzt. In der Mitte muss man außerdem eine sehr glatte Stelle III überwinden. Ob es einen einfacheren Anstieg gibt, kann ich nicht sagen.

3. Wenn man auf den Unteren Muntanitzpalfen verzichtet, ist der Anstieg über die anderen Muntanitzpalfen zum Großen Muntanitz eine interessante und schöne Alternative. Im Gegensatz zum überlaufenen Normalweg ist man hier eigentlich immer alleine unterwegs, die Kletterei am Ostgrat zum Großen Muntanitz macht so richtig Spaß. Der einzige Wermutstropfen ist die steile Schuttflanke hoch zum Grat. Eine Begehung der Runde in Gegenrichtung ist daher eher vorzuziehen.

4. Der Aufstieg über den Normalweg ist bis zum Kleinen Muntanitz vollkommen unschwierig und auch für Anfänger machbar. Auch die oberen 3 Wellachköpfe sind im Gehgelände zu erreichen und liegen nur wenige Meter abseits des Weges. Der Weiterweg zum Großen Muntanitz beinhaltet eine Klettersteigpassage B.

5. Wenn man sich bei dieser Tour nicht verläuft, muss man 200 Hm weniger überwinden und ist 1 Stunde schneller.

6. Ein Aufstieg von der Kalser Seite ist auch möglich, aber deutlich länger.

7. Eine Seilsicherung ist nicht notwendig, da man an den schwierigen Stellen nicht besonders gut sichern kann.

8. Wenn man den Schwierigkeiten gewachsen ist und das Wetter passt, erwartet einen eine Genusstour vom feinsten. 

Tourengänger: BigE17


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