Bretterwandspitze (2884 m): Schaurig schöne Landmarke über Matrei


Publiziert von morphine , 11. November 2012 um 17:48.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Granatspitzgruppe
Tour Datum:20 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Parkplatz Glanz-Glanzer Berg-Bunzkögele-Bretterwandspitze
Kartennummer:Kompass Wanderkarte Nr. 48 Kals am Großglockner 1:50000

Gefährliche Bretterwände

Bretterwände gibt es in der Gegend direkt mehrere. Z.B. östlich vom Gipfel des Ochensbugs oder unterhalb der Bretterspitze im Talschluss von Kals. Über Matrei ragt nun noch eine Bretterwand auf. Diese gibt ihrem Berg den treffenden Namen Bretterwandspitze. All diese Bretterwände sehen sich sehr ähnlich. Der steil aufgestellte Glimmerschiefer erinnert tatsächlich an glatte Bretter. Unterhalb der Wände beginnen Gräben, die mehr oder weniger direkt in bewohnten Talgrund führen. So auch bei der Bretterwandspitze. Von ihrem Fuß weg führt der Bretterwandgraben direkt in Richtung Matrei. 1346 zerstörte der Bretterwandbach den Ort vollständig und verwüstete ihn später noch mehrmals. Er galt daher lange Zeit als einer der gefährlichsten Wildbäche Österreichs. Durch massive Verbauungen wurde er jedoch mittlerweile entschärft.

Die Bretterwand verleiht dem Berg dafür aber auch aus dem Matreier Becken die unverwechselbare ebenmäßige Kegelform. Dazu noch etwas Neuschnee und das blinkende Gipfelkreuz und schon ist bei mir der Wunsch geboren, diese Spitze einmal zu besteigen, zumal sie als hervorragender Aussichtspunkt gilt.


Der Aufstieg

Nördlich von Matrei biegt die Straße zum Ortsteil Glanz ab. Ich befuhr die Straße immer den Schildern zum Parkplatz folgend und stellte dort meinen Wagen schließlich oberhalb von Glanz am Waldrand ab.

Jetzt ging es -den Schildern zur Äußeren Steiner Alm bzw. Edelweißwiese folgend- durch Bergwald steil hinauf. Bei dem Weg handelt es sich um Abkürzer zwischen den Schleifen der breiten unbefestigten Forststraße. Weiter oben musste ich an einem abgeholzten Teil des Waldes vorbei und erreichte bald darauf das von lockeren Baumgruppen bestandene Gelände des Glanzer Bergs.

Zunächst auf breitem Weg weiter bog ich schon bald nach rechts ab und folgte einer Pfadspur in Richtung Bunzkögele bzw. Bretterwandspitze (Hinweisschild). Nach anfänglichem Anstieg querte der Weg bald horizontal nach links hinüber bis er den Fuß des sanft nach Südwesten abstreichenden Bergrücken des Bunzkögele erreicht.

Hier verließ ich die Spur und stieg steil über Gras direkt zur Höhe des Bergrückens auf. Von dort führen erneut Pfadspuren über den Rücken zum Bunzkögele, welches kurz vor dem Gipfel über die rechte Flanke ausweichend umgangen und schließlich von Nordosten erreicht wird.

Von hier hatte ich einen eindrucksvollen Blick auf die pyramidenförmige Bretterwandspitze, welche frisch verschneit mit ihrem einrucksvollen Grat über der Bretterwand vor mir aufragte.

Nach einer kurzen Pause nahm ich die Sache in Angriff. Die Wegtrasse war unter dem Schnee noch so gerade zu erkennen und führte mehrheitlich links in der Flanke hinauf. Nur ab und zu erreichte der Weg die Gratkante der Bretterwand. Der Schnee wurde weiter oben aber immer mehr und so hielt ich mich im steilsten Stück lieber an die schneefreie Gratkante mit schaurig schönen Tiefblicken in den Bretterwandgraben.

Der Aufstieg zog sich insgesamt doch länger hin als ich vermutet hatte. Aber dann erblickte ich das nahe Gipfelkreuz, welches zwischenzeitlich aus dem Blickfeld verschwunden war. Kurze Zeit später erreichte ich den verschneiten Gipfel.


Lange Gipfelrast

Die ungeschickten Kraxelversuche am Nordostgrat Richtung Dürrenfeldscharte stellte ich schon bald ein und kehrte zum Gipfelkreuz  zurück. Dieses ist recht ansehnlich und wurde von der Matreier Feuerwehr aufgestellt. Außerdem besitzt es einen Gipfelbuchkasten de Luxe aus Edelstahl. Der ansehnliche schwerere Behälter muss aufgeklappt werden um das darin befindliche schöne Gipfelbuch -in wasserdichter transparenter Schutzhülle verpackt- entnehmen zu können.

Die Innschrift am Kreuz und die Tatsache, dass am Gipfel bis heute jährlich eine Bergmesse abgehalten wird,  sind untrügliche Hinweise auf die Gefährlichkeit der Muren, die am Fuße der Bretterwand entstehen und die Marktgemeinde Matrei trotz aller Verbauungen bedrohen.


Abstieg bei Sonnenuntergang

Erst zur fortgeschrittenen Nachmittagsstunde breche ich wieder auf. Die tiefstehende Sonne leuchtet die umliegenden Berge der Granatspitzgruppe schön aus. Unten, bei der Steiner Alm, glühen die herbstlichen Lärchenwälder nochmal im Abendlicht auf.

Bevor ich die Gegend des Glanzer Berges wieder erreiche, ist der Sonnenuntergang längst über die Bühne. Noch ein paar schöne rote Abendwolken mit Mond und dann spute ich mich, damit ich nicht allzu lange durch den dunklen Bergwald bis zum Parkplatz laufen muss, den ich letztlich um 19.15 Uhr wieder erreiche.


Anmerkungen/Fazit:

Wahrlich eine toller Aussichtspunkt. Einzige Einschränkung hier ist die Tatsache, dass der Blick auf  den eigentlich nahen Großglockner von der benachbarten höheren Kendlspitze zugestellt ist. Aber sonst kann man nicht meckern. Dolomiten, Großvendediger, Tauernhauptkamm im Norden. Alles ist von dem schönen Bergkegel der Bretterwandspitze einschließlich der Tieflblicke nach Matrei zu bewundern.

Wegen der Schneebedeckung in der steilen Bergflanke zwischen Bunzkögele und Bretterwandspitze packte ich vorsichtshalber noch Steigeisen mit ein. Die Pfadspuren führten dann aber doch nicht wie befürchtet über steile haltlose Grashalden, sondern mehrheitlich -vor allem im oberen Teil- über schottriges Gestein. Die Wegtrasse bot trotz Schnee ausreichend Halt, so dass ich die Steigeisen umsonst mitgenommen habe.

Im Aufstieg tauchte wenige Meter über mir vollkommen unerwarte ein Adler auf. Der riesige Vogel schwebte mit ausgebreiteten Schwingen lautlos in der Thermik über dem Grat der Bretterwandspitze und entschwand -genaus so schnell wie er aufgetaucht war- wieder meinem Blick. Mein kläglicher Versuch, mal eine Wildtier zu fotografieren, war somit zum Scheitern verurteilt. Kurze Zeit später entdeckte ich ihn wieder als winzigen Punkt am Himmel.

Tourengänger: morphine


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Kommentare (2)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 11. November 2012 um 20:52
wunderschöne Aussichtstour mit spitzenmäßigen Bildern!

Gratulation + Gruß!

ADI

morphine hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. November 2012 um 23:18
Danke ADI,

nachdem ich doch einige Tage warten musste, stellte sich Mitte Oktober dann doch noch stabiles Hochdruckwetter ein. Wegen der doch schon recht üppigen Schneebedeckung in den Zentralalpen hat es aber mit den geplanten 3000er-Touren leider nicht geklappt. Aber die Höhe des Gipfels sagt ja nichts über die Schönheit einer Tour. Erst recht nicht bei solchem Prachtswetter.

Gruß
morphine


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