Grintovec (2558m) & Co. - Überschreitung der Steiner Alpen


Publiziert von AIi , 17. Oktober 2019 um 20:56.

Region: Welt » Slowenien » Steiner Alpen
Tour Datum:13 Oktober 2019
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: SLO   Steiner Alpen   A 
Zeitbedarf: 17:00
Aufstieg: 4690 m
Abstieg: 4690 m
Strecke:32km

Im Norden Sloweniens an der Grenze zu Kärnten erhebt sich eine überschaubare aber dennoch vielseitige Gebirgsgruppe - die Kamniško-Savinjske Alpe oder zu deutsch die Steiner Alpen. In ihrem Zentrum befindet sich ein markanter Bergkamm von knapp neun Kilometern Luftlinie, der mit dem 2558m hohen Grintovec unter anderem den höchsten Gipfel der Region trägt. Die Überschreitung dieser alpinen Bergkette darf als Königstour der Steiner Alpen bezeichnet werden, vereint sie doch die Besteigung einiger nennenswerter Gipfel mit konditionellem und technischen Anspruch. Das fast nur Einheimische in den Steiner Alpen unterwegs sind bestätigt den Verdacht, dass Ausländer mit Bergen und Slowenien nach wie vor hauptsächlich den Triglav verbinden - zu Unrecht!
Normalerweise wird die im Anschluss beschriebene Überschreitung der Steiner Alpen in drei Tagen gemacht, wie hier von den Kollegen von Bergfex beschrieben. Dies wird den über 4000 Höhenmetern, 32 Kilometern und viel  technisch anspruchsvollen Wegen und Klettersteigen auch gerecht. Zumal die Hütten an der Route gut und günstig sind. Wer vor allem die konditionelle Herausforderung sucht, kann die Überschreitung auch an einem Tag probieren. Hierbei müssen von Wetter bis Kondition natürlich diverse Faktoren stimmen - eine ausgedehnte Unternehmung wirds allerweil.


Nach zweieinhalbstündiger Anreise von Graz über den beschaulichen Paulitschsattel starte ich um 6.50 Uhr am Dom planicev, einer Wirtschaft im Logartal bei Logarska Dolina. Ein beliebtes Ausflugsziel ist der Rinka Wasserfall am Ende des Tals. Normalerweise muss man am Beginn des Tals eine Maut von ca. 8€ bezahlen, bei mir war allerdings noch kein Kassierer vor Ort. Erstes Tagesziel ist der östlichste Gipfel besagter Bergkette, die Ojstricia. Über beschilderte Wanderwege steigt man über die Koča na Klemenči zu einem Sattel namens Škrbina auf. Ab hier windet sich der Weg, immer wieder als seilversicherter Klettersteig durch die Ost- und Nordseite auf die schöne Ojstricia (2349m). 
Dem markierten Wanderweg folgend geht es nun weiter gen Westen. Über eine Scharte namens Škarje erreicht man einen gestreckten Rücken, der zwei Gipfel leicht abseits des Weges trägt. Zunächst die Lučka Baba (+20hm) und die Vilice (+50hm) welche man optional als einfache aber weglose Abstecher mitnehmen kann. Wieder mit markiertem Weg erschlossen, aber auch ein Abstecher, ist die sich im Westen anschließende Planjava (2394m). Von hier geht nun in einem Bogen südlich des Grats zur Kamniška koča, einer bewirteten Hütte. Bei einer Dreitagestour wäre nun die erste Etappe geschafft.
Ich mache mich nach kurzer Einkehr weiter auf zur Brana, dem Hausberg der Hütte. Auch dort hinauf führt ein markierter teils versicherter Weg, allerdings ist es von der normalen Route ein Abstecher von 200hm extra, den man sich insbesondere bei zeitlichen Problemen auch gut sparen kann. Zurück an der normalen Route steigt man ab in eine Scharte namens Kotliči und anschließend wieder auf zur Turska gora. Von hier zeigt sich der schönste Berg des Tages - die Skuta (dt. Quark, österr. Topfen;). Man durchquert zwei Schuttkare und steigt anschließend über eine steile Flanke mit Versicherungen und den oberen SO-Grat zum Gipfel auf. Der nächste Gipfel ist wieder ein kleiner wegloser Abstecher von 30hm und heißt Štruca (dt. Laib). Zurück an der Route leitet einen der markierte Weg über etliche kleine Zacken am Grat über den Dolgi hrbet (2473m) zum Minarsko sedlo, der Scharte vor dem Grintovec. Dieser wird dann über seine Nordflanke bestiegen. 
Der höchste Punkt der Steiner Alpen ist hiermit schonmal erreicht und auch der vorletzte Gipfel des Tages. Da es mittlerweile schon 17 Uhr ist, habe ich den Gipfel für mich und kann die Abendstimmung in vollen Zügen genießen. Anschließend geht es ein kleines Stück identisch zurück in die Nordflanke und weiter nach Westen. Der letzte Tagesgipfel, die Jezerska Kočna, ist nochmals an ein Abstecher. Der markierte Weg führt über eine eindrückliche Kriechstelle durch eine Felswand zum Gipfel. Passend zum Sonnenuntergang sind nun die Steiner Alpen überschritten!
Über die Kriechstelle geht es identisch zurück und auf markiertem Steig weiter zur Češka koča. Der Steig windet sich lange auf und neben dem Grat hinab ins Kar, durch welches man auf Schutt gut abfahren kann. An der Češka koča würde die zweite Tagesetappe enden. Ich trete von hier den Rückweg zum Ausgangspunkt an, der nördlich der überschrittenen Bergkette verläuft. Der Verbindungsklettersteig zur Kranjska koča na Ledinah ist gesperrt, was mir nochmals 150hm extra einhandelt, da man etwas weiter in einen Talgrund absteigen muss.  Von der Hütte geht es hinauf zum Seeländer Sattel und anschließend durchs südlichste Kar Österreichs zum Sanntalersattel. Von hier an wieder in Slowenien, folgt man dem Wanderweg durchs obere Logartal hinab zur Frischaufhütte. Vorbei am Rinka Wasserfall steigt man zur Straße ab, auf der man nach 2,7km wieder am Ausgangspunkt ankommt.

Schwierigkeiten:
Bis auf die unwesentlichen Abstecher zu Lučka Baba und Vilice verlässt man keinen markierten Steig. Dennoch handelt sich am Kamm meistens um felsiges Absturzgelände und nur einige anspruchsvolle Stellen sind mit Seil und oder Stiften entschärft. Ein Helm gegen Steinschlag ist absolute Pflicht und für nicht erfahrene Alpinisten auch ein Klettersteigset. In Zahlen ist Überschreitung meist im Bereich bis T4 I anzusiedeln, einzelne Stellen (Kriechstelle Jezerska Kočna, Aufstieg Skuta) mit Stellen T5 und II.

Logistik:
Wer die Überschreitung wie hier vorgestellt an einem Tag durchführen will, muss sich der besonderen logistischen Herausforderungen bewusst sein. In die Dunkelheit kommt man zu jeder Jahreszeit, der Herbst bringt den Vorteil von stabilem Wetter und kühlen Temperaturen. Mein Wasserverbrauch über die gesamte Tour lag bei 6l, was man auch durch Einkehren/Auffüllen erreichen sollte. Möglichst leichtes Gepäck ist wichtig. Hauptknackpunkt sind vermutlich die ca. 4690hm, hier muss jeder selbst wissen wann er was zu sich nehmen muss, damit er körperlich keine Probleme bekommt. Ich war am Ende 17h unterwegs und habe nur das Nötigste an Pausen eingelegt. Die Kollegen von Bergfex haben für die einzelnen Etappen jeweils 8, 9 und 5h gebraucht. Vorteil der Unternehmung ist, dass man sie an mehreren Stellen abkürzen oder abbrechen kann, wenn ein Faktor nicht mehr passt.

Zeiten:
Dom planicev 6.50
Koča na Klemenči 7.30
Škrbina 8.20
Ojstricia 9.20
Škarje 10.00
Lučka Baba 10.20
Vilice 10.40
Planjava 11.00
Kaminska koča 12.00
Brana 12.40
Turska gora 13.50
Skuta 15.00
Štruca 15.40
Dolgi hrbet 16.00
Grintovec 16.45
Jezerska Kočna 18.00
Češka Koča 19.30
Kranjska koča na Ledinah 20.45
Seeländer Sattel 21.15
Dom Planicev 23.30

Fazit:
Es war mit 17h und 4690 Höhenmetern bisher meine längste und konditionell anspruchsvollste Tour und allein dadurch ein unvergessliches Erlebnis. Neben dem sportlichen Ehrgeiz bewegt man sich in einer beeindruckenden Berglandschaft, durch die isolierte Lage ist die Aussicht gigantisch. Bei entsprechendem Wetter reicht die Sicht von der Adria bis zum Großglockner. Highlight bleibt jedoch der Sonnenuntergang auf der Jezerska - war den Rückweg im Dunkeln mehr als wert!




Tourengänger: AIi


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Kommentare (2)


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hannes80 hat gesagt: Wahnsinn!
Gesendet am 17. Oktober 2019 um 21:16
Du schaffst es immer wieder, einen neuen Hammer rauszuhauen: Heiterwand, Jubiläumsgrat mit Ski am Rücken und jetzt das hier! 4700 Hm an einem Tag ... Chapeau! Schöne Bilder aus einer komplett unbekannten Ecke noch dazu. Top!

AIi hat gesagt: RE:Wahnsinn!
Gesendet am 18. Oktober 2019 um 14:24
Servus Hannes,
vielen Dank!
Freut mich, dass dir meine Unternehmungen gefallen.

Grüße aus Graz
Ali


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