Vom Umbrailpass nach Poschiavo


Publiziert von Kik , 7. Oktober 2019 um 19:51.

Region: Welt » Italien » Lombardei
Tour Datum: 2 Oktober 2019
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   I 
Zeitbedarf: 4 Tage

2. Okt. Umbrailpass – Cancano - Arnoga, T1, kurz T2,  7 Std. 30.
An der höchsten Postautohaltestelle der Schweiz beginnen wir unsere viertägige Wanderung durch die Alpen des oberen Veltlin. Vom Umbrail führt eine bekannte Bikeroute nach Westen ins Valle Forcola, hinüber nach Cancano und ins Val di Dentro. Jetzt ziehen wir als einzige über die verlassenen Weiden zur Bocchetta di Forcola.  Vorbei an Schützengräben aus der Zeit der Grande Guerra erreichen wir das Ricovero. Die Ruine bot einst relativen Komfort im harten Grenzkampf; uns gibt sie immer noch Schutz vor Wind und Schnee für eine kurze Rast.
Bei gutem Wetter könnte man über den Piz Umbrail und den Grenzpfad laufen oder auch den Monte Braulio mit einbeziehen, aber die einsame Landschaft des Nationalpark Stilfserjoch ist auch so eindrücklich und unser Weg noch lang. 
Am Lago di Cancano scheint die Sonne, im Süden taucht die vergletscherte Cima de Piazzi auf. Die beiden Torri di Fraéle bewachten früher den südlichen Zugang zu diesem Hochtal.  Die Autostrasse windet sich in vielen Kehren den Hang ins Val di Dentro hinab. Der steinige Fussweg steigt zwischen den Türmen durch steil abwärts zur 6. Strassenkurve (von oben gezählt). Zwischen der 5. Und 6. Kurve beginnt der aussichtsreiche Panoramaweg (Natursträsschen), über den wir nach Arnoga beineln. Freundliche Unterkunft im Albergo Viola.
 
3. Okt. Arnoga – Passo Verva 2301m– Eita. T1, 4 Std.
Von Arnoga führt der Wanderweg über Permoglio zur Brücke über den Bach aus dem Val Viola (nicht auf der Schweizer Karte). Dann geht es auf dem steilen Strässchen bis zu den Maiensässen auf der Schulter ins Val Verva (auf knapp 2000m). Hier verpassten wir die Abzweigung über das Brücklein zum anderen Wanderweg, der am westlichen Talhang bis zur Cascina die Verva führt, und stiefelten auf dem mühsamen Schottersträsschen weiter. Eine eiskalte Bise trieb uns über den Passo di Verva. Trotz strahlender Sonne fielen die Pausen kurz aus. An der Waldgrenze der Grosina-Seite wurde mit ein paar Blöcken ein hübsches Seelein aufgestaut, mit Picknickplatz und Andachtsglöcklein. Rot leuchteten die Heidelbeeren, blau der Himmel und gegen Süden öffnete sich das liebliche Val Grosina mit hellgrünen Matten, und doch waren wir froh, das warme Rifugio Eita zu erreichen, wo wir uns mit einer Riesenportion Pizzocheri wieder Kalorien verschafften.
 
4. Okt. Eita – Passo Vermulera 2732m– Malghera. T3, 6 Std. 30.
Wieder ist der Boden Stein und Bein gefroren als wir über das Natursträsschen ins Valle di Avedo losziehen. Zum Glück hält die Cima di Lago Spalmo die Bise ab. Geschützt liegen die gepflegten Hütten der Alp Vermulera in einem Kessel. Auch sie dient im Sommer dem Agriturismo und offeriert dann Prodotti tipici. Die Bikeroute zweigt hier ab und umrundet den Bergzug im Westen auf 2200- 2400m, das wäre eine Variante bei Schnee in der Höhe. Wir gehen geradeaus talein zu einem weithin sichtbaren Käsespeicher, rund wie ein Trullo, und zum oberen Stafel bei den Laghi di Tres. Hier verlassen wir den Weg zum Passo Dosdé.

Unsere Route ist rot-weiss markiert, geht erst dem südlichen Seeufer nach und verläuft in einem Bogen über sanft ansteigende Weiden zum Lago Venere (nicht durch das Couloir wie in der CH-LK angegeben). Das Seelein ist wunderbar gelegen, spiegelt Cima Viola und Cima Lago Spalmo, die Cima de Piazzi in der Ferne ist weiss angezuckert. Nun wird es steiniger. Wir queren in einen Geröllkessel, immer auf markierter Spur, und dann steil im Schutt hinauf bis über das sperrende Felsband. Darüber muss noch ein Blockfeld gequert werden, dank den Markierungen auch das ohne grössere Probleme. Im weiten Sattel des Passo Vermulera ist unser Höhepunkt erreicht. Die Schau ist weit und faszinierend. Über der Grenzkette ist die Berninagruppe und die Disgrazia sichtbar. Wir versuchen, auch die näheren Berge des uns kaum bekannten Gebietes zu identifizieren und entdecken viele spannende Tourenmöglichkeiten (mindestens ein weiteres Leben sollte man haben...).

Im Abstieg überraschen wir eine Herde Gemsen, die flink über die Geröllhalden springen, dann erreichen wir die weichen Grasböden des Pian del Lago. Das dortige Hüttchen dient offenbar auch als Bivacco. Im Val di Sacco räumen die Alpleute die Zäune zusammen. Das weisse Kirchlein Madonna della Misericordia ist mit frischen Dahlien geschmückt. Am Wochenende wird Saisonende gefeiert mit Messe und einem Festmahl. Bereits sitzen fleissige Helferinnen und Helfer in der Küche des Rifugio Malghera, schnetzeln Gemüse und klopfen Fleisch für die 300 erwarteten Gäste. Heute sind wir die einzigen Touristen und profitieren mit einem ausgezeichneten Znacht.

5. Okt. Malghera – Passo di Malghera (Forcola di Sassiglion) – Poschiavo. T2, 5 Std.
Auch der Weg von Malghera zum Pass ist von der italienischen Seite her als Bikeweg ausgebaut, mit einer neueren Treppe kurz vor dem Pass. Dort treffen zwei Wegweiser mit unterschiedlichen Namen für den Pass, zwei Wegkulturen und zwei Wetterlagen aufeinander. Die Schweizer Seite fällt ab, ist rutschig, schuttig und trüb. Im Sassiglion wächst ein hübscher, lichter Arvenwald, dann queren wir einen hellen Lärchenhang nach Albertüsc und die Sonne setzt sich wieder durch. Von da an spulen wir den Wanderweg ab, erst über Strässchen, von Cansumé an auf dem alten, schlecht gepflegten Alpweg. Vermutlich gäbe es schlauere Varianten. In Poschiavo gibt es selbstverständlich Kaffee und Nusstorte, gefolgt von einer ebenso genüsslichen Fahrt mit der Berninabahn.

Tourengänger: Kik


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