urig, eindrücklich und lang - im hinteren Gasteretal zur Mutthornhütte


Publiziert von Felix , 20. September 2019 um 13:24. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:14 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1290 m
Abstieg: 15 m
Strecke:Parkplatz Berggasthaus Heimritz - (P. 1719) - P. 1724 - (P. 1814) - Abzweig zum neuen Hüttenzustieg auf 2168 m - Übergang auf Alpetligletscher auf ca. 2415 m - Kanderfirn - Mutthornhütte
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW via Grünen - Lauperswil - Konolfingen - Oberdiessbach, Autobahn Kiesen - Spiez, Reichenbach - Kandergrund - Kandersteg und Selden nach Heimritz (Gebühr Fr. 12.00)
Unterkunftmöglichkeiten:Mutthornhütte
Kartennummer:1268 - Lötschental, 1248 - Mürren

Nach dem Zusammentreffen, Startkafi und Parade des von den Alpen geschmückt abziehenden Rindviehs in Kandersteg fahren wir die abenteuerliche Strasse durch die Kanderschlucht hoch in die Schwemmebene des Gastereholz‘ und im Gasteretal bis zum Parkplatz beim Berggasthaus Heimritz.

An diesem vorbei leitet uns der BWW gleich höher (auf der orografisch rechten Seite) des öfters sehr breiten Kiesbettes der Kander und flach zum Übergang über das Flüsschen bei P. 1724. Auch wenn wir im Talgrund länger noch im Schatten dahin schreiten, so geben das mächtige, von der Sonne hell beleuchtete Balmhorn, das vor kurzer Zeit bestiegene  Hockenhorn und die ebenfalls beschienenen oberen Steilwände des Doldenhorns eine prächtige Kulisse ab.

 

Vom erwähnten Punkt aus überqueren wir den gelegentlich reissenden Fluss auf einer schwankenden Brücke und wandern auf der anderen Seite weiterhin flacher dem Talgrund entgegen - der BWW ist deutlich im Talboden angelegt (und führt nicht mehr über die Seitenmoräne hoch - wir werden später erkennen, dass ein grosser, tiefer Graben diese unterbricht).

Vor (P. 1814) beginnt nun der „ernsthaftere“ Aufstieg - mächtig schliesst die Felswand das Tal hier ab, auf den ersten Blick schwerlich vorstellbar, wo der alpine Weg zu Uf de Schafgrinde hochführt. Nach den letzten Metern im Geröll-Gras-Bereich erreichen wir die Felswand - ein überaus gut angelegter mit vielen „Kunstbauten“ gut begehbar gemachter Steig führt uns bald an die Sonne - und genussvoll länger im Fels hoch. Unterwegs sind einige neue Ruhebänke eingerichtet - wir lassen sie jedoch ausser Acht, dauert unser Hüttenzustieg noch eine Weile …

Unterhaltsam und mit beeindruckendem Blick zu den Felswänden von Doldenhorn zur Blüemlisalp gewinnen wir die Höhenmeter bis zum ausgeschilderten Abzweig des neuen Hüttenwegs in der Wegkehre auf 2168 m. Erst im vorwiegend grasigen, später übergehend in kombiniertes, schliesslich in Gletscherrückzugs- und Gletscherschliffgelände flacht der Anstieg nun spürbar ab. Dabei nähern wir uns der jungen Kander - die Atmosphäre ist hier nun eine urige, beinahe auch traurige, bewegen wir uns doch auf Felsen, welche vor noch nicht langer Zeit noch vom Gletscher bedeckt sein gewesen müssen. Zwischen den faszinierenden abgeschliffenen Felsplatten liegt auch viel loses Gestein herum - die Schlusspartie bis zum Anseilplatz am Alpetligletscher ist so auch teilweise eine etwas sandig-rutschige.

 

Nach einer Pause (auch mit Anziehen der Gletscherausrüstung) betreten wir oberhalb eines grossen seitlichen Gletschertors das nicht mehr ewige, das eben schwindende, Eis. Hier am etwas steileren Rand ist es von leicht crunchiger Art, weiter oben, auf dem flacheren Kanderfirn, viele, gegen Ende des Gletschers, selbstverständlich umfassendere Schneereste aufweisend. Im Aufstieg bewegen wir uns zeitweise über eine buckelpistenähnliche Eislandschaft - zur Linken die Felswände mit verbleibenden kleinen Eisbalkonen (von denen wir gelegentlich etwas hinunterfallen hören), zur Rechten an freigelegten Felsmauern vorbei. Nach einiger Zeit taucht auf dem sehr sonnigen Gang weit vor uns das Mutthorn auf; nur sehr zögerlich scheinen wir uns diesem zu nähern, ist der Firn doch ein längerer …

Während wir weiter hochlaufen, bricht zu unserer Rechten (unterhalb des Petersgrates) von einem kleinen Hängegletscher eine Portion Eis ab, und wir steigen nun nur allmählich an Höhe gewinnend, an einigen Wasserläufen auf dem Gletscher vorbei, Richtung Hütte an. Endlich können wir sie erblicken - sie verschwindet allerdings bald wieder aus unserem Blickfeld - und schöpfen Hoffnung, der Gang dauere nun nicht mehr lange.

 

Der Schein trügt jedoch, länger zieht er sich noch hin, einige doch beachtliche Löcher im Eis können wir entdecken, und dann taucht die Mutthornhütte doch in greifbarerer Nähe auf - mit ihr auch das für morgen vorgesehene Mutthorn in schönstem Licht.

Auf den letzten Metern auf dem Firn vor der Hütte eröffnet sich der eindrucksvolle Windkolk - „zum brüele“ meint Ursula, welche ihn vor ~ 20 Jahren bereits gesehen hat; übereinstimmend meint wenig später Peter (Kassier des SAC Weissenstein, welcher seine Pensionierung feiert, indem er den Hüttensommer als Mitarbeiter hier verbringt), vor 30 Jahren habe der Gletscher mindestens bis zur Hütte gereicht …

Der Übergang vom Gletscher findet im teils rutschigen Fels statt, eine kurze Sicherung ist eingerichtet, ist jedoch unschwierig - und schon werden wir bei der Ankunft vor der Hütte vom Hüttenwart Koni mit einem Glas Tee in Empfang genommen.

Und wie wir auf der Terrasse den zweiten Teil des Nachmittags mit Chillen verbringen, trifft auch die Weissensteiner Gruppe ein - und welche Überraschung: Manfred mit Rahel und Lukas, sowie „unsere“ geschätzte Daniela sind auch dabei - welche Freude! Solche bereitet uns auch der Ausblick von der Hütte aus - einmal zum Tschingelhorn, dann über den weiten Kanderfirn und den Petersgrat, schliesslich der Blick (von der äussersten Terrassenecke) zum Gipfelkreuz unseres morgigen Ziels.

Nach dem Nachtessen - mit ausgezeichnetem, gut gewürztem, Hackfleischsugo - und preisgünstigem Hauswein (Goron) - dauert der Abend etwas länger ;-) - ist es doch das letzte bewartete Wochenende. Die neben uns sitzende Familie aus Yverdon scheine ich motivieren zu können, morgen früh auch auf den Gipfel zu steigen; und später unterhalte ich mich mit Janina länger und tauschen wir Bergerlebnisse aus.

 

2 h (inkl. ¼ h Pause) bis Anseilplatz vor Alpetligletscher

 

2 h 10 min bis Hütte

 

unterwegs mit René (tiefblick63)


Tourengänger: Ursula, Felix, Fuma


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Kommentare (2)


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GletscherV hat gesagt: Kanderfirn
Gesendet am 21. September 2019 um 06:43
Hallo Felix

Tolle Tour, welche ihr da unternommen habt!

Wie sich der Kanderfirn in den letzten rund 10 Jahren entwickelt hat, siehst du hier...

Viele Grüsse Simon

Felix hat gesagt: RE: Kanderfirn
Gesendet am 26. September 2019 um 16:14
besten Dank Simon:

dein Foto zeigt - wie auch Ursula und Hütten"gehilfe" Peter bestätigten - den auch hier krassen Gletscherschwund auf; tragisch.

lieber Gruss, Felix



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