Kurzbericht 

"Höher geht's ned" Zugspitze 2962m (via Wiener-Neustädter Hütte, Stopselzieher) [1765Hm]


Publiziert von ©bergundradlpeter , 5. September 2019 um 16:07.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum: 4 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 1765 m

...des hat was,
          am Vormittag schnell auf Zugspitz auffi,
                   in Oberbayern geht’s ned höher!
 
 
Gegenüber dem Höllental ist der Aufstieg über die Wiener-Neustädter Hütt’n nach wie vor die ruhige Variante und wird bei weitem am wenigsten begangen. Zudem ist dieser aber viel anspruchsvoller als der Aufstieg über die Ehrwalder Alm oder durchs Reintal und im gewissen Maße ist die Route durchaus für eine schnelle Vormittagstour geeignet, wenn man die Tiroler Zugspitzbahn in Ehrwald für den Abstieg wählt und einem die brutalen 30 € nicht reuen.
 
Manche sprechen sogar von der „Light-Ausführung des Höllentalaufstiegs“ und mit knapp 1800Hm, viel Geröll, kurzen Kraxlpassagen (max. I-II) und einem höhlenartigen Klettersteig (A/B) machen diesen Westanstieg immer wieder zu einem besonderen Erlebnis, zumal winterliche Verhältnisse d’Gschicht eine gewisse alpine Note verleihen und gar nicht mehr so ohne ist. Heute allerdings ist alles strohtrocken und man kann von reiner Genusstour sprechen.
 
Hinter der Talstation der Tiroler Zugspitzbahn geht's also los. Gegen 6:30 starte ich auf bezeichneten Weg Richtung Zugspitzgipfel entlang der ehemaligen Skipiste. Nach einer halben Stunde erreicht man die Ausläufer der Schotterreise die vom Gamskar herunterführt. Man quert das Geröllfeld und erreicht am Ende eine Querung über einen Wiesengrat. Man kann hier rechts den Georg-Jäger-Steig folgen oder nach links abdrehen. Ich nach links, vorbei an der alten Diensthütte der Ehrwalder Bergwacht, schlängelt sich der Steig durch die alten Betonfundamente und trifft auf dem vom Eibsee heraufkommenden Steig. Kurz darauf wird wieder der Georg-Jäger-Steig erreicht, der etwas ausgesetzt und an manchen Stellen mit Drahtseilen gesichert weiter zum Schneekar führt. Hier liegt die Wiener-Neustädter Hütte, die ich nach gut 1¾ Std erreichte.
 
Die Hütte lasse ich glatt rechts liegen und folge dem Steig über das Geröll hinüber zu den Wänden der Zugspitz-Westflanke, wo auch der "Leichte" Klettersteig, der sogenannte "Stopselzieher" beginnt. Gleich zu Beginn führt dieser durch einen schrägen Felsentunnel und am Ende über eine steile, mit Krampen versehenen Wand hinauf. Nach spaßigen 15 Min über mehr oder weniger steile, immer gut markierten und nur z.T. mit Stahlseilen versicherte Passagen geht's nur noch stetig bergauf bis zum Wettersteingrat, den ich nach gut 1¼ Std nach der Hütte erreichte.
 
Hier bietet sich auch zum ersten mal nach gut 3 Std Schattendasein ein herrlicher Blick auf die sonnige Seite, mit Blick Richtung Süden und zum Zugspitzplatt hinunter. Nach kurzem Innehalten ist es nicht mehr weit und man folgt einfach den Grat neben den scheußlichen Antennenanlagen + Kabelverhau und erreicht zuletzt über eine Stahleiter kurz darauf das Münchner-Haus des Deutschen Alpenvereins.

Und dann - Als hätte man's nicht gewusst - 10 Uhr - Jede Menge Touris drängen sich durch den Biergarten "der höchste Deutschlands, klar", vorbei an „Deutschlands höchste Bratwurst“ hinüber zur Aussichtsterrasse - brutal, aber hamma ja g'wußt - Nur schnell durch und zum hinteren Ende der Terrasse, wo eine Treppe links nach unten führt. Am Gartentürl ins freie Gelände überlegen sich noch die letzten, ob sie die letzten Meter zum Gipfelkreuz wagen sollen. "...geht schon...", "...die anderen winken herüber", mit Schlapperl, Halbschuh...kein Problem. An der Leiter nochmals Stau/Gegenverkehr - ein Wahnsinn eigentlich - balanciert die ganz Welt am glatten Fels entlang. Das genau in diesem Moment, genau diesen paar Metern zum Kreuz nicht mehr passiert, ist irgendwie ein Wunder. Im Vorbeigehen schlage ich obligatorisch am Kreuz ab und gehe sofort weniger Meter zum Jubigrat hinunter - und auf einmal ist's wieder ruhig und man ist wieder unter sich - doch irgendwie schee und wenn'st bei dem genialen Wedda in die Ferne schweif'st, deine eigene Brotzeit dabei hast, dann woaßt - ois richtig g'macht, z'Mittag wieder dahoam
:-)
 
Anmerkung:
Für den Stopselzieher werden Klettersteigausrüstung empfohlen oder auch nicht!? Muss jeder selbst entscheiden. Man weiß nie, ob der Fels trocken oder nass ist, oder evtl. noch Schneereste vorhanden sind. Bei trockenen Verhältnissen, wie sie heute waren, ist ein Klettersteigset gar hinderlich und behindert einen flüssigen Aufstieg. Ein Helm aber macht durchaus Sinn.


Tourengänger: ©bergundradlpeter


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