Barre des Écrins Normalweg
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Ich war vom 24. bis 26. August mit meinem Bergführer in den Écrins und möchte gern zum Normalweg auf die Barre des Écrins (am 26. August) ein paar Worte sagen.
Hintergrund ist, dass diese Tour bei spätsommerlichen Bedingungen jedenfalls nach meinem Empfinden eher schwieriger ist als PD+ oder PD, wie es bei Camptocamp angegeben ist. Zum Vergleich: Im Juli war ich bei guten Bedingungen „privat“ auf dem Gross Grünhorn und dem Mönch (Normalweg), was beides von der Schwierigkeit her ähnlich bewertet wird, und war dort komplett in der Komfortzone, während ich die Barre des Écrins „privat“ wahrscheinlich nicht gemacht hätte.
Die beiden Hütten dort im Tal (Refuge du Glacier Blanc und Refuge des Écrins; wir haben am Tag vor der Barre des Écrins noch den Südgrat des Pic du Glacier Blanc gemacht) fand ich sehr nett; es gibt gemütliche Lager mit richtigen Federbetten und Kopfkissen, und bei der Halbpension fehlt natürlich nicht der Käsegang vor dem Dessert. Im Refuge des Écrins hat der freundliche und gesprächige Hüttenwirt am Abend das Wetter vorgelesen und Informationen zu den Bedingungen am Berg gegeben (wobei allerdings für meinen Geschmack die Schlüsselstellen nicht ganz angemessen dargestellt wurden).
Aufwecken um 3:30 Uhr, Abmarsch um 4.15 Uhr vom Refuge des Écrins, von wo ein Weg hinab zum Gletscher führt. (Vorsicht – tagsüber hatten wir da Steinschlag.) Wir haben ein paar Sachen unten am Gletscher deponiert und sind um 4.30 Uhr dort losmarschiert, angeseilt über den flachen, überwiegend aperen Gletscher zum Fuß des Bergs, ca. eine Stunde.
Der weitere Weg nach oben ging dann durch einen steilen (45 Grad, jedenfalls stelleinweise auch ein bisschen mehr) und gleichzeitig sehr spaltigen Hang zwischen zwei „Felsaugen“. Der Schnee war fest gefroren und griffig. Wir haben am Anfang noch im Dunkeln zwei Seillängen gesichert und sind danach in Gletscherseilschaft gegangen, teils am Rand von wirklich sehr beeindruckend großen Spalten entlang. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Stück bei anderen Bedingungen sehr viel leichter ist – wenn die Spalten zu sind und der Hang möglicherweise am Anfang der Saison nicht ganz so steil ist und vielleicht eine Zickzack-Trittspur im Schnee ist.
Nach diesem ersten Aufschwung ist das Gelände weniger steil und man macht erst einen Linksbogen und quert dann unterhalb des felsigen Gipfelaufbaus nach rechts in Richtung Dôme des Écrins. Die Randkluft dort war gut zu überwinden und wir sind in einer Seillänge den nicht übermäßig steilen Hang hinauf. Nach einem Abstecher zum Gipfel sind wir problemlos in die Lory-Scharte gequert, wo der Einstieg zum Felsgrat der Barre des Écrins ist.
Man muss links in den Fels hinausqueren, und um dahin zu gelangen, musste man ein sehr steiles Stück im Schnee überwinden. Dort hing vom darüberliegenden Fels ein Seil herunter, an dem man sich zwischendrin kurz festhalten konnte. Direkt unterhalb von dieser kurzen Querung ist die tiefe, breite, klaffende Randkluft. Da war ich schon ein wenig nervös; das hätte ich nicht gern als Erste gemacht, auch weil man nicht wusste, wie es im Fels genau weitergeht – man musste „einmal ums Eck“. Und der Fels ist an der Stelle recht steil; der Einstieg war eine der schwierigsten Kraxelstellen. Dieser Übergang war für mich eine der Schlüsselstellen, sowohl beim Auf- als auch beim Abstieg.
Es lag teils Schnee auf den Felsen, aber oben direkt am Grat war es schneefrei. Man steigt erst ein Stück quer nach links hinauf bis zum Grat. Das ist der unangenehmere Teil, weil hier die Felsen nicht so kraxelfreundlich sind, ziemlich abschüssig, und es links neben einem ziemlich steil in die Tiefe geht. Von Gehgelände, wie es in einem anderen Bericht hier heißt, kann nach meinem Empfinden keine Rede sein – ich würde sagen, fast durchgehend I-II. Oben am Grat lässt es sich dann gut kraxeln, und ich fand es auch nicht besonders ausgesetzt. Der letzte Abschnitt ist fast eben und leichter. Am Gipfel gibt es ein Kreuz und eine umwerfende Aussicht. Bei uns war es windstill und strahlend blauer Himmel.
Wir haben mit dem Abstecher auf den Dôme des Écrins etwa 3,5 Stunden ab dem Gletscher unterhalb der Hütte gebraucht und waren damit an dem Tag die schnellste Seilschaft.
Der Abstieg vom Gipfelkamm ging gut. Man muss halt hier und da abklettern (oder als Experte wie eine Gams vorwärts herunterspringen, was ich jedenfalls nicht kann). Ich hatte Steigeisen an, weil weiter unten ja noch Schnee lag, aber man hätte es auch ohne machen können.
Am Ende des Grates sind wir das letzte Stück Fels abgeklettert, haben kurz im steilen Schnee gequert und dann das vom Fels herabhängende Seil und im Eis vorhandene Schlingen als Abseilstelle benutzt. Weil die Randkluft so breit war, bin jedenfalls ich beim Ablassen nicht direkt auf die andere Seite gekommen, sondern musste an der oberen inneren Wand der Randkluft auf einem abschüssigen, eisigen Band ein paar Schritte seitlich machen, wo wiederum ein festgefrorenes Seil herunterhing, mich daran festhalten und von dort über eine Schneebrücke auf die andere Seite der Randkluft gehen. Als ich da hinkam, war ich allerdings erst einmal kurz ratlos, wie ich auf die andere Seite kommen sollte und bin beim Queren auch abgerutscht und hing dann kurz im Seil und musste mir sagen lassen, wie es weitergeht. Das war die zweite Schlüsselstelle. Mein Bergführer hat mit Schwung direkt auf die andere Seite der Randkluft abgeseilt. Da hätte ich alleine wohl nicht gewusst, wie ich das löse. (Eine andere geführte Seilschaft hat diesen Weg beim Aufstieg benutzt und der Bergführer meinte, anhand der Beschreibung des Hüttenwirts hätte er jetzt nicht mit zwei Meter senkrechtem Eis beim Überqueren der Randkluft gerechnet ...)
Danach ging es unproblematisch entlang des Aufstiegswegs wieder zurück. Den steilen, spaltigen Hang sind wir erst in Gletscherseilschaft gegangen, dann ich am kurzen Seil direkt vorwärts geradeaus nach unten – was mich ziemlich Überwindung gekostet hat. Das war für mich das dritte Schlüsselerlebnis. Wir haben dort eine Viererseilschaft überholt, von denen mindestens einer kein so guter Steigeisengeher war und sehr mit dem steilen Hang gekämpft hat, während der Vordere mitten auf einer Schneebrücke auf die anderen gewartet hat; das war nicht schön anzusehen.
Wir haben etwa 2,5 Stunden für den Abstieg vom Gipfel bis zum Gletscher gebraucht.
Der Weg zurück auf dem Gletscher ging dann schnell, etwa 35 Minuten bis zum Fuß des Refuge des Écrins, ohne Steigeisen und mit ein paar Sprüngen über Spalten, und dann weiter am linken Gletscherrand nach unten, bis man auf den Pfad auf der Moräne runter zum Refuge du Glacier Blanc trifft. Das war nochmal ein bisschen abenteuerlich, weil man sich seinen Weg auf dem rauhen, aperen Untergrund um große, tiefe Spalten (meist offen) herum bahnen musste und gerade da am Rand des Gletschers große Löcher waren.
Der Rest des Abstiegs ist dann unproblematisch; noch ein Omelette an der Hütte, und auf bequemem Weg zum Parkplatz.
Hintergrund ist, dass diese Tour bei spätsommerlichen Bedingungen jedenfalls nach meinem Empfinden eher schwieriger ist als PD+ oder PD, wie es bei Camptocamp angegeben ist. Zum Vergleich: Im Juli war ich bei guten Bedingungen „privat“ auf dem Gross Grünhorn und dem Mönch (Normalweg), was beides von der Schwierigkeit her ähnlich bewertet wird, und war dort komplett in der Komfortzone, während ich die Barre des Écrins „privat“ wahrscheinlich nicht gemacht hätte.
Die beiden Hütten dort im Tal (Refuge du Glacier Blanc und Refuge des Écrins; wir haben am Tag vor der Barre des Écrins noch den Südgrat des Pic du Glacier Blanc gemacht) fand ich sehr nett; es gibt gemütliche Lager mit richtigen Federbetten und Kopfkissen, und bei der Halbpension fehlt natürlich nicht der Käsegang vor dem Dessert. Im Refuge des Écrins hat der freundliche und gesprächige Hüttenwirt am Abend das Wetter vorgelesen und Informationen zu den Bedingungen am Berg gegeben (wobei allerdings für meinen Geschmack die Schlüsselstellen nicht ganz angemessen dargestellt wurden).
Aufwecken um 3:30 Uhr, Abmarsch um 4.15 Uhr vom Refuge des Écrins, von wo ein Weg hinab zum Gletscher führt. (Vorsicht – tagsüber hatten wir da Steinschlag.) Wir haben ein paar Sachen unten am Gletscher deponiert und sind um 4.30 Uhr dort losmarschiert, angeseilt über den flachen, überwiegend aperen Gletscher zum Fuß des Bergs, ca. eine Stunde.
Der weitere Weg nach oben ging dann durch einen steilen (45 Grad, jedenfalls stelleinweise auch ein bisschen mehr) und gleichzeitig sehr spaltigen Hang zwischen zwei „Felsaugen“. Der Schnee war fest gefroren und griffig. Wir haben am Anfang noch im Dunkeln zwei Seillängen gesichert und sind danach in Gletscherseilschaft gegangen, teils am Rand von wirklich sehr beeindruckend großen Spalten entlang. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Stück bei anderen Bedingungen sehr viel leichter ist – wenn die Spalten zu sind und der Hang möglicherweise am Anfang der Saison nicht ganz so steil ist und vielleicht eine Zickzack-Trittspur im Schnee ist.
Nach diesem ersten Aufschwung ist das Gelände weniger steil und man macht erst einen Linksbogen und quert dann unterhalb des felsigen Gipfelaufbaus nach rechts in Richtung Dôme des Écrins. Die Randkluft dort war gut zu überwinden und wir sind in einer Seillänge den nicht übermäßig steilen Hang hinauf. Nach einem Abstecher zum Gipfel sind wir problemlos in die Lory-Scharte gequert, wo der Einstieg zum Felsgrat der Barre des Écrins ist.
Man muss links in den Fels hinausqueren, und um dahin zu gelangen, musste man ein sehr steiles Stück im Schnee überwinden. Dort hing vom darüberliegenden Fels ein Seil herunter, an dem man sich zwischendrin kurz festhalten konnte. Direkt unterhalb von dieser kurzen Querung ist die tiefe, breite, klaffende Randkluft. Da war ich schon ein wenig nervös; das hätte ich nicht gern als Erste gemacht, auch weil man nicht wusste, wie es im Fels genau weitergeht – man musste „einmal ums Eck“. Und der Fels ist an der Stelle recht steil; der Einstieg war eine der schwierigsten Kraxelstellen. Dieser Übergang war für mich eine der Schlüsselstellen, sowohl beim Auf- als auch beim Abstieg.
Es lag teils Schnee auf den Felsen, aber oben direkt am Grat war es schneefrei. Man steigt erst ein Stück quer nach links hinauf bis zum Grat. Das ist der unangenehmere Teil, weil hier die Felsen nicht so kraxelfreundlich sind, ziemlich abschüssig, und es links neben einem ziemlich steil in die Tiefe geht. Von Gehgelände, wie es in einem anderen Bericht hier heißt, kann nach meinem Empfinden keine Rede sein – ich würde sagen, fast durchgehend I-II. Oben am Grat lässt es sich dann gut kraxeln, und ich fand es auch nicht besonders ausgesetzt. Der letzte Abschnitt ist fast eben und leichter. Am Gipfel gibt es ein Kreuz und eine umwerfende Aussicht. Bei uns war es windstill und strahlend blauer Himmel.
Wir haben mit dem Abstecher auf den Dôme des Écrins etwa 3,5 Stunden ab dem Gletscher unterhalb der Hütte gebraucht und waren damit an dem Tag die schnellste Seilschaft.
Der Abstieg vom Gipfelkamm ging gut. Man muss halt hier und da abklettern (oder als Experte wie eine Gams vorwärts herunterspringen, was ich jedenfalls nicht kann). Ich hatte Steigeisen an, weil weiter unten ja noch Schnee lag, aber man hätte es auch ohne machen können.
Am Ende des Grates sind wir das letzte Stück Fels abgeklettert, haben kurz im steilen Schnee gequert und dann das vom Fels herabhängende Seil und im Eis vorhandene Schlingen als Abseilstelle benutzt. Weil die Randkluft so breit war, bin jedenfalls ich beim Ablassen nicht direkt auf die andere Seite gekommen, sondern musste an der oberen inneren Wand der Randkluft auf einem abschüssigen, eisigen Band ein paar Schritte seitlich machen, wo wiederum ein festgefrorenes Seil herunterhing, mich daran festhalten und von dort über eine Schneebrücke auf die andere Seite der Randkluft gehen. Als ich da hinkam, war ich allerdings erst einmal kurz ratlos, wie ich auf die andere Seite kommen sollte und bin beim Queren auch abgerutscht und hing dann kurz im Seil und musste mir sagen lassen, wie es weitergeht. Das war die zweite Schlüsselstelle. Mein Bergführer hat mit Schwung direkt auf die andere Seite der Randkluft abgeseilt. Da hätte ich alleine wohl nicht gewusst, wie ich das löse. (Eine andere geführte Seilschaft hat diesen Weg beim Aufstieg benutzt und der Bergführer meinte, anhand der Beschreibung des Hüttenwirts hätte er jetzt nicht mit zwei Meter senkrechtem Eis beim Überqueren der Randkluft gerechnet ...)
Danach ging es unproblematisch entlang des Aufstiegswegs wieder zurück. Den steilen, spaltigen Hang sind wir erst in Gletscherseilschaft gegangen, dann ich am kurzen Seil direkt vorwärts geradeaus nach unten – was mich ziemlich Überwindung gekostet hat. Das war für mich das dritte Schlüsselerlebnis. Wir haben dort eine Viererseilschaft überholt, von denen mindestens einer kein so guter Steigeisengeher war und sehr mit dem steilen Hang gekämpft hat, während der Vordere mitten auf einer Schneebrücke auf die anderen gewartet hat; das war nicht schön anzusehen.
Wir haben etwa 2,5 Stunden für den Abstieg vom Gipfel bis zum Gletscher gebraucht.
Der Weg zurück auf dem Gletscher ging dann schnell, etwa 35 Minuten bis zum Fuß des Refuge des Écrins, ohne Steigeisen und mit ein paar Sprüngen über Spalten, und dann weiter am linken Gletscherrand nach unten, bis man auf den Pfad auf der Moräne runter zum Refuge du Glacier Blanc trifft. Das war nochmal ein bisschen abenteuerlich, weil man sich seinen Weg auf dem rauhen, aperen Untergrund um große, tiefe Spalten (meist offen) herum bahnen musste und gerade da am Rand des Gletschers große Löcher waren.
Der Rest des Abstiegs ist dann unproblematisch; noch ein Omelette an der Hütte, und auf bequemem Weg zum Parkplatz.
Hike partners:
Btina79
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