Fuscherkarkopf, 3331m - Surreal


Publiziert von Straniger , 4. August 2019 um 21:54.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Glocknergruppe
Tour Datum:25 Juli 2019
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 961 m
Abstieg: 961 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Großglockner Hochalpenstraße bis zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe --> dort auch parken

Beim Rucksackpacken am Vortag hatte ich Zweifel. Ich konnte nicht glauben, dass ich so einfach – ohne Seil, Helm, Klettergurt und den schweren Schuhen, nur mit meinen Zustiegsschuhen - so hoch und über 3300m gehen kann. Das kam mir zu einfach vor und fühlte sich nicht richtig an. Die schweren Schuhe packte ich deshalb doch noch mit ein. Jetzt im Nachhinein fällt mir allerdings ein, dass ich an die Steigeisen überhaupt nicht gedacht habe, d.h. die schweren Schuhe wären bei Schnee oder eisigen Stellen sowieso nutzlos gewesen.

„Am nächsten Tag erreiche ich meinen Ausgangspunkt für die Tour – die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe – noch vor dem großen Touristenansturm und parke mein Auto ganz oben im letzten Parkhaus und kann mir so die ersten Meter sparen. Vor mir liegen nun ca. 1000 Hm und immer noch Zweifel, dass das nicht so einfach gehen kann. Nach einem Blick aus dem Parkhaus, entscheide ich mich dann allerdings trotzdem für die leichten Schuhe, weil ich am gegenüberliegenden Berg - über 3000m Höhe - nur wenig Schnee ausmachen kann.

Die ersten 30 min führen mich am sogenannten Gamsgrubenweg durch 6 Tunnel und wenig ansteigend in Richtung Oberwalder Hütte und dem Fuscherkarkopf. Perfekt zum Eingehen und Rhythmus finden. Kurz nach der Gamsgrube – einem Schutzgebiet, dass man nicht betreten darf – erreiche ich bereits den Wegweiser, der rechts vom Gamsgrubenweg abzweigend, den Beginn des Südgrats auf den Fuscherkarkopf darstellt. Laut dem Wegweiser steht man ab hier in 2 Stunden und 45 min auf dem Gipfel. Erstmals mustere ich den kompletten Aufstieg und kann auch schon den Westgrat sehen auf dem man zum Gipfel quert– den man von hier aus eigentlich auch schon sieht. Allerdings ist mir das zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst, weil ich immer noch der Meinung bin, dass das viel schwerer sein muss. Einen Gipfel mit 3300m erreicht man nicht einfach so. Da muss noch irgendein Haken kommen.

Die ersten paar Meter zieht der nicht markierte, aber gut sichtbare Pfad, einen Hang hinauf, der an gewissen Stellen – meist auf Platten – mit Seilen versichert ist. Der erste Gratturm wird links umgangen, bevor man schließlich an eine Stelle kommt, an der man zunächst etwas abklettern und dann auf der anderen Seite durch eine Art von Kamin wieder rauf klettern muss. Nicht schwierig, weil alles sehr gut mit Seilen versichert ist, die man zur Not zur Hilfe nehmen kann. Nach dieser ersten Schlüsselstelle geht’s den Grat folgend immer gerade aus weiter. An Stellen, bei denen man den Pfad nicht sofort erkennen kann, folgen normalerweise andere Sicherungsstangen, Seile oder Steinmänner, mit denen man den Weiterweg immer ausmachen kann. Allzu große Angst das man einmal den Weg nicht findet, braucht man also und sowieso auf der gesamten Tour nie haben, weil es grundsätzlich immer einfach gerade rauf – Richtung Norden zum Westgrat – geht.

So komme ich schließlich nach ca. 2 Stunden zu den letzten Metern des Südgrates und stehe kurz vor dem Westgrat. „Was jetzt da oben in ca. 20 m Entfernung kommt, wird extrem cool“ denke ich mir und steige zum Westgrat auf. So einen Grat bin ich selten gegangen bzw. bin ich mir nicht sicher ob ich sowas überhaupt schon einmal live gesehen habe. Mächtig beeindruckt von dem gewaltigen Grat, der links und rechts sehr steil abfällt, quere ich schließlich die letzten 500 m zum Gipfel vom Fuscherkarkopf.

Als Abstieg wähle ich logischerweise wieder den gleichen Weg und erreiche so nach ca. 1,5 Stunden den Gamsgrubenweg der mich wieder zurück zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe bringt. Diesmal jedoch bin ich nicht mehr alleine und teile den Weg mit einer ganzen Mengen von Touristen. Nach ca. 5 Stunden stehe ich schließlich wieder bei meinem Auto. Ungläubig blicke ich zum Großglockner und frage mich „Was ist denn da heute bitte passiert?“


Fazit: ich bin mir sicher, dass am Westgrat auf dem man zum Gipfel quert und der auf ca. 3300 m liegt, ungefähr 9 Monate im Jahr Schnee liegt oder es sonst Stellen gibt, die vereist sind und man dann ohne Steigeisen nicht weiterkommt. Das ist dann ein ganz anderes Spiel. So aber war ich wirklich erstaunt über die perfekten Verhältnisse. Unter diesen Bedingungen kenne ich keine Tour, auf der man leichter und einfacher in solche Höhen kommt. Und das alles mitten im Herzen des Nationalpark Hohe Tauern, gegenüber und nur wenige Meter vom Großglockner entfernt.

Tourengänger: Straniger


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