Mit Ewigschneewittchen aufs Grünkäppchen und zu den Tschäggättä.....
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Eine erste Gelegenheit winkte im Frühjahr 1979: ich hatte mich für eine J&S Skitourenwoche in der Konkordiahütte angemeldet und malte mir schon zum voraus in den schillerndsten Farben die Höhenflüge auf all die darum herumliegenden Viertausender wie Grünhorn, Fiescherhörner oder sogar das Finsteraarhorn aus. Lange Gesichter deshalb bei den meisten jugendlichen Teilnehmerinnen auf dem Bahnhof Interlaken Ost, als die Leiter verkündeten, dass sie wegen dem vielen in den letzten Tagen gefallenen Neuschnee kurzfristig zum Berghotel Schwarenbach hätten umdisponieren müssen. Da auch das Wetter während der ganzen folgenden Woche zu wünschen übrig liess, mussten wir uns mit viel Theorie und praktischen Übungen und Ersatztouren wie Dauben- oder Rinderhorn begnügen, die aber natürlich bei solchen Verhältnissen auch nicht ganz ohne waren.
In den folgenden 40 Jahren geriet das Grünhorn bei mir etwas in Vergessenheit und ich las oder hörte nur sporadisch etwas darüber. So etwa in "Berner Oberland: die 100 schönsten Touren" von Hans Grossen, wo er die von Christoph Blum und Ueli Frei am 27.7.1967 erstbegangene Route im V. Grad über den 650m hohen Ostsporn als "erstklassige, hochalpine Felskletterei in feingriffigem, gutem Gestein" beschreibt, eine Route, von der ich noch heute nur träumen kann. Traurig war dagegen die Nachricht vom tragischen Absturz Erhard Loretans am 28.4.2011 auf der Normalroute: wie Kaspar Ochsner in den Engelhörnern, war er für mich bei meinen Klettertouren in den Gastlosen und überhaupt in den Préalpes Fribourgeoises immer eine Art imaginärer Schutzengel gewesen, der plötzlich nun fehlte. Beeindruckt war ich wiederum von
jfk's faszinierndem Bericht über seine Mordstour "Von Grindelwald nach Brig", wo mir bei seiner Beschreibung der Erkletterung des N-Grats das Blut in den Adern zu gefrieren drohte. Da war dann die Schilderung Dani Arnolds eines seiner letzten verwegenen Streiche, nämlich der Erstbegehung von "Exile on Main Street" durch die 600m hohe NE-Wand am 12.5.2018 zusammen mit Stephan Ruoss, einer von Christoph Blum per E-Mail in Auftrag gegebenen Route im oberen VII-Grad, fast schon wieder vergnüglich zu lesen...
Erst als ich letztes Jahr auf Gipfelbuch über gute Gletscherverhältnisse in der SW-Flanke las, begann langsam der Gedanke zu keimen, einen Besteigungsversuch über die Normalroute mit Ski - halt "nur" über die "Main Street", dafür in einem Tag - zu versuchen. Auch dieses Jahr wurde der Gletscherbruch als gut passierbar beschrieben, und mit meinen bisherigen Touren in der laufenden Saison fühlte ich mit gut vorbereitet. Die Prognose war gut, der Rucksack war schnell gepackt, und am Karfreitag fuhr ich mit dem Zug Richtung Interlaken. Nur bedeckten wider Erwarten - hatte etwa auf die Ostertage die Jungfrau Region MeteoSchweiz etwas nachgeholfen? - dichte Wolken den Himmel, die sich während der Fahrt mit der fast ausgelasteten Wengernalpbahn bis zum Jungfraujoch kaum lichteten, so dass ich an meinem Vorhaben zu zweifeln begann. Aber bis zum Obers Mönchsjoch würde ich sicher kommen, und ab dort hätte es sicher überall gute Spuren, sonst könnte ich ja immer noch umkehren...
Gedacht, getan: auf dem Mönchsjoch blies zwar noch eine scharfe Bise, die Abfahrt auf einer guten Spur über das eingenebelte Ewigschneefäld war aber etwas vom zauberhaftesten, das ich je erlebt habe. Umgeben von einer unglaublichen Stille und Weite konnte ich es einfach Kilometer um Kilometer ziehen lassen. Unter stetem Wechselspiel von Sonne und Wolken und auf einer ebenfalls guten Spur waren auch der Aufstieg über die sicher eingeschneite SW-Flanke und die anregende Kletterei über den SW-Grat auf dem namenspendenden grünlichen Amphibolit ein einziger Genuss, zumal die meisten MitanwärterInnen schon wieder am Abfahren oder Absteigen waren. Das Gipfelpanorama war zwar durch die Quellbewölkung etwas getrübt, gewann aber dank einzelnen daraus ragenden Gipfeln dadurch seinen eigenen Reiz. Die Abfahrt zurück zum Ewigschneefäld in erneut dichteren Wolken wurde dann aber mehr oder weniger zu einem Blindflug, da Spuren und Spalten kaum mehr zu erkennen waren. Die Sicht wurde zum Glück aber wieder besser, so dass meine Nervosität bei der Abfahrt über das Ewigschneefäld zum Konkordiaplatz wieder nachliess, um bei dessen Querung zur Spur Richtung Lötschenlücke angesichts verdeckter Spalten nur noch ein letztes Mal wieder kurz aufzuflammen.
Der nicht enden wollende Aufstieg zur Lötschenlücke unter dampfenden Wolken, die immerhin verhinderten, dass der Schnee plüttrig wurde, brachte mich erneut fast in eine meditative Trance, die auf der Lötschenlücke nur kurz durch einen Schwatz mit einer dort rastenden Gruppe aus Grossvater, Vater und Sohn unterbrochen wurde. Die fast ebenso lange Abfahrt auf akzeptablem Sulz und Faulschnee über den arg kürzer gewordenen Langgletscher und weiter unten entlang der Lonza wurde dann beinahe wieder zu einem Heimspiel, indem rechts Anungletscher, Anenhütte, Gross- und Breithorn, links der Beichpass und vorne Gletschersstafel, Fafleralp, Kühmad und Blatten sowie darüber die vertraute Kette vom Ferdenrothorn bis zum Einigs Alichji winkten. Dort angekommen, war ich froh, noch etwas Zeit bis zur Abfahrt des Postautos zu haben, um endlich verschnaufen zu können und meine Sachen zu ordnen. Schon Ende Saison für die Lötschenlücke und etwas spät an diesem Karfreitagabend, hatte es keine anderern TourenskifahrerInnen mehr, und die andächtige Stille wurde durch das Rauschen der Lonza nur noch unterstrichen. Irgendwann erschien das Postauto, und mit einer erholsamen und vergnüglichen Fahrt hinunter nach Goppenstein und mit dem Lötschberger durch den alten Tunnel zurück nach Hause schloss sich der vor 40 Jahren erwartungsfroh begonnene Kreis.
Jungfraujoch-Grosses Grünhorn-Konkordiaplatz
Von der Station Jungfraujoch (3454m) zu Fuss durch den Gang zum Sphinxstollen (3664m), mit Ski auf der Piste zum Obers Mönchsjoch (3624m) und Abfahrt über das Ewigschneefäld (kaum Spalten) bis ca. 3150m. Auf dem von den 3 Grünhörnern nach W abfallenden Gletscher nach E in einem weiten Linksbogen hinauf (Spalten) und an geeigneten Stellen durch die mehrstufige Seraczone zwischen ca. 3300m und 3500m zur Abflachung N von P. 3537. Richtung E zu der nach NE hinaufziehenden Gletscherrampe und über diese (Spalten, Eisschlaggefahr) bis ca. 3900m, Skidepot. Zu Fuss rechts ansteigende Querung auf den SW-Grat und über diesen mehrheitlich links der Kante (Firn, Felsen II) auf den Gipfel (4044m), 3h 45min bis 4h 15min, ZS-. Zurück zum Skidepot und Abfahrt entlang der Aufstiegsroute zurück zum Ewigschneefäld und an dessen SW Rand (Spalten) hinunter zum Konkordiaplatz (ca. 2720m), 1h 15min, ZS-.
Konkordiaplatz-Lötschenlücke-Blatten
Vom Konkordiaplatz (ca. 2720m) nach W (Spalten) und am NW Rand des Grossen Aletschfirns (wenig Spalten) zur Lötschenlücke (3158m), 2h, L. Abfahrt nach SW zur Grossi Tola (Spalten), Umfahrung der Spaltenzone zwischen ca. 2800m und 2700m N oder S und auf dem Langgletscher (Spalten) bis ca.2050, wo dieser am SE Rand verlassen wird. Entlang der Gandegga (SW Moräne) und dem eingezeichneten Weg über P. 1977, P. 1937, Grund und P. 1837 zur Brücke bei Gletscherstafel (1771m) und über diese zum Parkplatz Fafleralp (1766m). Weiter auf oder entlang der Strasse (ev. Abkürzungen möglich) über Kühmad (1625m) hinunter nach Blatten (1540m), 1h 45min-2h 15min (abhängig von der Schneegrenze bzw. den Tragpassagen ab Fafleralp), WS-.
Insgesamt ca. 9h bis 10h.
Verhältnisse: bei starker Quellwolkenbildung zeitweise sonnig und allgemein mild. Schnee vormittags oberhalb rund 3000m hart oder Pulver, nachmittags unterhalb rund 3000m Sulz oder faul. Alle Gletscher gut eingeschneit. Auf der ganzen Route gute Aufstiegs- und Abfahrtsspuren. Ab Fafleralp Ski z.T. getragen.
Material: übliche Skihochtourenausrüstung, ev. etwas flexibles Sicherungsmaterial für den SW-Grat.
Fahrplan: 9 Uhr Jungfraujoch, 12.45 Grosses Grünhorn, 14 Uhr Konkordiaplatz, 16 Uhr Lötschenlücke, 17.45 Blatten.
In den folgenden 40 Jahren geriet das Grünhorn bei mir etwas in Vergessenheit und ich las oder hörte nur sporadisch etwas darüber. So etwa in "Berner Oberland: die 100 schönsten Touren" von Hans Grossen, wo er die von Christoph Blum und Ueli Frei am 27.7.1967 erstbegangene Route im V. Grad über den 650m hohen Ostsporn als "erstklassige, hochalpine Felskletterei in feingriffigem, gutem Gestein" beschreibt, eine Route, von der ich noch heute nur träumen kann. Traurig war dagegen die Nachricht vom tragischen Absturz Erhard Loretans am 28.4.2011 auf der Normalroute: wie Kaspar Ochsner in den Engelhörnern, war er für mich bei meinen Klettertouren in den Gastlosen und überhaupt in den Préalpes Fribourgeoises immer eine Art imaginärer Schutzengel gewesen, der plötzlich nun fehlte. Beeindruckt war ich wiederum von

Erst als ich letztes Jahr auf Gipfelbuch über gute Gletscherverhältnisse in der SW-Flanke las, begann langsam der Gedanke zu keimen, einen Besteigungsversuch über die Normalroute mit Ski - halt "nur" über die "Main Street", dafür in einem Tag - zu versuchen. Auch dieses Jahr wurde der Gletscherbruch als gut passierbar beschrieben, und mit meinen bisherigen Touren in der laufenden Saison fühlte ich mit gut vorbereitet. Die Prognose war gut, der Rucksack war schnell gepackt, und am Karfreitag fuhr ich mit dem Zug Richtung Interlaken. Nur bedeckten wider Erwarten - hatte etwa auf die Ostertage die Jungfrau Region MeteoSchweiz etwas nachgeholfen? - dichte Wolken den Himmel, die sich während der Fahrt mit der fast ausgelasteten Wengernalpbahn bis zum Jungfraujoch kaum lichteten, so dass ich an meinem Vorhaben zu zweifeln begann. Aber bis zum Obers Mönchsjoch würde ich sicher kommen, und ab dort hätte es sicher überall gute Spuren, sonst könnte ich ja immer noch umkehren...
Gedacht, getan: auf dem Mönchsjoch blies zwar noch eine scharfe Bise, die Abfahrt auf einer guten Spur über das eingenebelte Ewigschneefäld war aber etwas vom zauberhaftesten, das ich je erlebt habe. Umgeben von einer unglaublichen Stille und Weite konnte ich es einfach Kilometer um Kilometer ziehen lassen. Unter stetem Wechselspiel von Sonne und Wolken und auf einer ebenfalls guten Spur waren auch der Aufstieg über die sicher eingeschneite SW-Flanke und die anregende Kletterei über den SW-Grat auf dem namenspendenden grünlichen Amphibolit ein einziger Genuss, zumal die meisten MitanwärterInnen schon wieder am Abfahren oder Absteigen waren. Das Gipfelpanorama war zwar durch die Quellbewölkung etwas getrübt, gewann aber dank einzelnen daraus ragenden Gipfeln dadurch seinen eigenen Reiz. Die Abfahrt zurück zum Ewigschneefäld in erneut dichteren Wolken wurde dann aber mehr oder weniger zu einem Blindflug, da Spuren und Spalten kaum mehr zu erkennen waren. Die Sicht wurde zum Glück aber wieder besser, so dass meine Nervosität bei der Abfahrt über das Ewigschneefäld zum Konkordiaplatz wieder nachliess, um bei dessen Querung zur Spur Richtung Lötschenlücke angesichts verdeckter Spalten nur noch ein letztes Mal wieder kurz aufzuflammen.
Der nicht enden wollende Aufstieg zur Lötschenlücke unter dampfenden Wolken, die immerhin verhinderten, dass der Schnee plüttrig wurde, brachte mich erneut fast in eine meditative Trance, die auf der Lötschenlücke nur kurz durch einen Schwatz mit einer dort rastenden Gruppe aus Grossvater, Vater und Sohn unterbrochen wurde. Die fast ebenso lange Abfahrt auf akzeptablem Sulz und Faulschnee über den arg kürzer gewordenen Langgletscher und weiter unten entlang der Lonza wurde dann beinahe wieder zu einem Heimspiel, indem rechts Anungletscher, Anenhütte, Gross- und Breithorn, links der Beichpass und vorne Gletschersstafel, Fafleralp, Kühmad und Blatten sowie darüber die vertraute Kette vom Ferdenrothorn bis zum Einigs Alichji winkten. Dort angekommen, war ich froh, noch etwas Zeit bis zur Abfahrt des Postautos zu haben, um endlich verschnaufen zu können und meine Sachen zu ordnen. Schon Ende Saison für die Lötschenlücke und etwas spät an diesem Karfreitagabend, hatte es keine anderern TourenskifahrerInnen mehr, und die andächtige Stille wurde durch das Rauschen der Lonza nur noch unterstrichen. Irgendwann erschien das Postauto, und mit einer erholsamen und vergnüglichen Fahrt hinunter nach Goppenstein und mit dem Lötschberger durch den alten Tunnel zurück nach Hause schloss sich der vor 40 Jahren erwartungsfroh begonnene Kreis.
Jungfraujoch-Grosses Grünhorn-Konkordiaplatz
Von der Station Jungfraujoch (3454m) zu Fuss durch den Gang zum Sphinxstollen (3664m), mit Ski auf der Piste zum Obers Mönchsjoch (3624m) und Abfahrt über das Ewigschneefäld (kaum Spalten) bis ca. 3150m. Auf dem von den 3 Grünhörnern nach W abfallenden Gletscher nach E in einem weiten Linksbogen hinauf (Spalten) und an geeigneten Stellen durch die mehrstufige Seraczone zwischen ca. 3300m und 3500m zur Abflachung N von P. 3537. Richtung E zu der nach NE hinaufziehenden Gletscherrampe und über diese (Spalten, Eisschlaggefahr) bis ca. 3900m, Skidepot. Zu Fuss rechts ansteigende Querung auf den SW-Grat und über diesen mehrheitlich links der Kante (Firn, Felsen II) auf den Gipfel (4044m), 3h 45min bis 4h 15min, ZS-. Zurück zum Skidepot und Abfahrt entlang der Aufstiegsroute zurück zum Ewigschneefäld und an dessen SW Rand (Spalten) hinunter zum Konkordiaplatz (ca. 2720m), 1h 15min, ZS-.
Konkordiaplatz-Lötschenlücke-Blatten
Vom Konkordiaplatz (ca. 2720m) nach W (Spalten) und am NW Rand des Grossen Aletschfirns (wenig Spalten) zur Lötschenlücke (3158m), 2h, L. Abfahrt nach SW zur Grossi Tola (Spalten), Umfahrung der Spaltenzone zwischen ca. 2800m und 2700m N oder S und auf dem Langgletscher (Spalten) bis ca.2050, wo dieser am SE Rand verlassen wird. Entlang der Gandegga (SW Moräne) und dem eingezeichneten Weg über P. 1977, P. 1937, Grund und P. 1837 zur Brücke bei Gletscherstafel (1771m) und über diese zum Parkplatz Fafleralp (1766m). Weiter auf oder entlang der Strasse (ev. Abkürzungen möglich) über Kühmad (1625m) hinunter nach Blatten (1540m), 1h 45min-2h 15min (abhängig von der Schneegrenze bzw. den Tragpassagen ab Fafleralp), WS-.
Insgesamt ca. 9h bis 10h.
Verhältnisse: bei starker Quellwolkenbildung zeitweise sonnig und allgemein mild. Schnee vormittags oberhalb rund 3000m hart oder Pulver, nachmittags unterhalb rund 3000m Sulz oder faul. Alle Gletscher gut eingeschneit. Auf der ganzen Route gute Aufstiegs- und Abfahrtsspuren. Ab Fafleralp Ski z.T. getragen.
Material: übliche Skihochtourenausrüstung, ev. etwas flexibles Sicherungsmaterial für den SW-Grat.
Fahrplan: 9 Uhr Jungfraujoch, 12.45 Grosses Grünhorn, 14 Uhr Konkordiaplatz, 16 Uhr Lötschenlücke, 17.45 Blatten.
Tourengänger:
lorenzo

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