Kurzbericht 

Route Maurienne, der Optimist ist im Vorteil


Publiziert von Dolmar , 19. Mai 2019 um 11:35.

Region: Welt » Frankreich » Grajische Alpen
Tour Datum:28 April 2019
Ski Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: F   I 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 4500 m
Abstieg: 4500 m

Die andauernde Wetterlage Ende April ist nicht dienlich für weite Tourenziele. 
Trotz ungenauer Wetterprognosen vom Bodensee bis in die französischen Alpen zu fahren bedarf nun wirklich Opitmismus. OK, für den ganzen Alpenraum ist unstabiles Wetter angesagt, und nach den enormen Neuschneefällen ist die Lawinengefahr zudem brenzlig, teils bis IV. Und hier hatte die Route Maurienne noch das beste unstabile Wetter zu bieten.
Der ewig zögerliche wird so nie vom Flecke kommen und so haben wir wie vor zwei Jahren allem zum trotz einfach gesagt jetzt gemmer. 
Ja es kann eine Art parallele gezogen werden, es regnet, ja teils gießt es bei der Anfahrt nach Bonneval,
vor zwei Jahren war das auch so, und wir konnten das geplante nicht durchführen, wird es diesmal wieder so sein?, kurz vor Bonneval wird das Wetter mäßig besser, es ist zumindest trocken.
Erste Vor Ort Recherchen bei Seilbahn und Pistenarbeitern geben kein befriedigendes Bild. Lawinenstufe 3, Wind, Neuschnee, Schwache Schichten, ungesetzter Schnee, Treibschnee. Ein Anruf bei der ersten Hütte dem Refuge du Carro war nicht besser, keine Sicht oben, starker Sturm.
Ab morgen war mit leichter Wetterbesserung zu rechnen und übermorgen sogar sonniges Wetter.
Die aktuellen Lawinenverhältnisse waren uns schon vor der Anfahrt bekannt, die örtlichen Auskünfte brachten keinen größeren Optimismus. Nun waren wir aber schon mal da, und wir beschlossen es wenigstens zu versuchen. Bis zur Carro kommen wir auf jeden Fall und dann wird von Situation zu Situation entschieden.

Tag 1
Und so binden wir unsere Ski an die sowieso schon schweren Rucksäcke und stapfen um kurz nach 13:00 Uhr los. Auf der Landstraße geht es recht flach das lange Arctal hinein, an L'Ècot vorbei auf geräumter Piste immer weiter, kurz nach der großen Schwemmebene der Arc fellen wir an.
Eine anfängliche Wetterbesserung endet schon bald wieder, es wird zunehmend ungemütlicher, leichter Schneefall und Wind setzt ein. Der erste aufsteilende Hang hinauf zur Almmulde von "le Montet" müssen die Ski wegen Ausaperung wieder aufgebunden werden. 
Danach erfreuen wir uns an einer schwach erkennbaren Spur welche sehr hilfreich ist, den Weg zum Refuge zu finden. Die letzten 30min. zur Hütte ist es empflindlich ungemütlich geworden, waagerechtes Schneetreiben hat uns ganz schön ausgekühlt, da freut man sich auf die warme Hütte welche wir nach ca. 3 1/2 Std erreichen.

Das mit dem aufwärmen ist so eine Sache, die Hütte ist ein eisiger Steinkasten, im Aufenthaltsraum wird es trotz Ofen nicht wirklich warm, die Gebetsfahnen bei den Fenstern im Raum zeugen von der Situation draußen, diese wehen waagerecht, die Fenster sind so lala, das Essen leider auch. Kein Licht, kein Wasser, kalt, unterkühlt und motivationslos für morgen gehen wir in die Betten, wir brauchen 3 Decken um warm zu werden, die Stimmung ist mal wieder auf dem Tiefpunkt angekommen. 

Tag 2
Das mit dem aufstehen ist so eine Sache, wenn wir am Folgetag was bewegen wollen, dürfen wir nicht zu lange trödeln, anderseits ist das Wetter ja eh der entscheidende Faktor und bei Nacht sieht mann ja nix.
Wir sitzen also recht spät um 7:00 Uhr beim Frühstück. Ich zwinge mich das harte Brot runter zu bekommen. Ein Blick nach draußen ist bescheiden, Nebel oder Wolken, keine Sicht mit Windböen, wer will hier raus, es scheint mal wieder gegen unseren Optimismus zu gehen. Der Lawinenbericht ist auch nicht besser geworden eher schlechter. Wir sind uns im klaren das hier mit Vernunft agiert werden muß. Nach einer Landkarte mit eingetragenen Geländeneigungen ist klar das es eigentlich nix wirklich steiles gibt außer eine Stelle, die gilt es zu bewerten wenn diese zu sehen ist.  Wir gehen Step by Step, heist die Devise. Ein Bergführer geht mit seinem Kunden voran, wir folgen in seiner Spur zum Col des Pariotes. Hin und wieder treten wir aus der Spur hinaus um selbst ein Bild vom Schnee zu bekommen. Die Nebel lichten sich, die Berg Szenerie lässt grüßen, das Wetter wird immer besser, Am Pass angekommen ist das Wetter fast schon sehr gut, ein kurzes Gespräch mit dem Bergführer zur Situation bringt zumindest die Gewissheit das er kein Problem mit uns hat.
Die Wolken verziehen sich vollends und wir können auf das meiste vom heutigen Tagesprogramm blicken. 
Wir treten die erste Abfahrt des Tages an, es liegt toller 20cm Puverschnee auf tragender Kruste. Wir haben einen ersten Spaß des heutigen Tages, es müssen aber noch Entscheidungen getroffen werden, die Steilstufe rechts hinauf zum Col de Trièves sieht Triebschneeschwanger aus, dies sieht auch der Bergführer so, wir beschließen es weiter links durch eine deutlich sichtbare Unterbrechung im unteren Felsriegel zu versuchen. Wir fellen wieder an und gehen auf die Schlüsselstelle zu. Der Bergführer testet die Stelle an und kahrt um, zu heikel. Was tun, ich gehe ein paar Meter weiter in die Wandpartie und entscheide bald darauf ebenso. Ich habe nicht den Eindruck hier mit den Ski eine Lawine aus zu lösen, sondern sehe das Problem weiter oben, Die letzten 20 Meter sind an die 45 ° Grad steil, hier müssten wir abschnallen und bei dem tiefen Schnee sehe ich hier kein weiterkommen in die flache Zone darüber.

Wir fahren mit Fellen ab bis zur offiziellen Aufstiegsroute. Der Bergführer steigt mit seiner Kundin durch die Felsen. Das möchten wir nicht. Wir versuchen es, trotz der vermuteten Triebschneeansammlung.
Ich glaube aber das es geht, einig eine Fernauslösung würde Probleme machen, hierzu haben wir bis dahin aber keinerlei Anzeichen gesehen. Andi wartet von der Felswand geschützt während ich die Stufe aufsteige,
das hält, es geht, erst als ich oben bin, kommt Andi nach. Eine ewig lange Querung kommt nun noch entlang der Felswand bis zum Col de Tréves, das will nicht enden.
Das Wetter könnte nicht besser sein, wir haben einen richtig tollen Tag erwischt, mit der Sonne kommt die gute Stimmung zurück, kurzum nur noch gut, das faule Gefühl wie weggeblasen.

Nun geht es über den Glacier du Mulinet, welcher super eingeschneit ist, von den großen Längsspalten sehen wir kaum was. Ohne merklich an Höhe zu verlieren oder gewinnen erreichen wir schon ziemlich ausgepummt den Col du Grand Méan.
Ein großer Windkolg durchschreiten wir nach Osten und steigen noch bis zum Grat auf. Hier können wir ein paar Blicke nach Italien werfen. Der Himmel ist wolkenlos, die Blicke reichen von der Po Ebene im Osten, zum Monte Viso im Süden, der Barre des Écrins im S-Westen und der Grand Casse im Westen bis über Nord zum Mont Blanc und Gran Paradiso.

Ich möchte für heute nicht mehr anfellen und so suchen wir uns für die lange Querung eine hohe Linie hinüber zum Westsporn der Pointe Francesetti. Nun in herrlichem Schnee hinunter in die große Ebene Plan des Evettes. Ein letzter leidiger Gegenanstieg zwingt nochmal zum anfellen, eine 1/4 std. später erreichen wir nach 8h die Refuge des Evettes. Warum hat das so lange gedauert: Es mussten Entscheidungen getroffen werden, Umwege gemacht werden. Beine und Kopf waren ausgelaugt an der Hütte.  

Nicht nur die Sonne bringt die Wärme auch das Refuge ist voll Wärme, teils reges treiben in und um die Hütte regen das allgemeine Wohlbefinden aller an. Was ein wenig schönes Wetter alles bewirken kann !.
Mit dem Essen sind wir ebenso zufrieden wie mit dem Schlaf. 

Tag 3
Wir taktieren am Morgen noch, wer alles auf den Albaron gehen will, es liegt noch keine Spur und so würden wir uns das Spuren ersparen und die beste Wegsuche noch obendrauf. Zwar Frühstücken wir bereits um 6:00 Uhr trödeln in der Hoffnung andere würden den Tag engagierter angehen. Um kurz vor 1/2 8h hilft alles warten nicht wir müssen endlich los. Nach der kurzen Abfahrt in die Ebene Plan des Èvettes, kommen erste Sorgen auf. Ich habe meine Hybridfelle im kühlen Hütten Vorraum gelassen. Nun bleibt die Adhäsion leider aus, die Felle kleben einfach nicht, ich ziehe sie auf mit der Hoffnung, das diese durch Druck wärend dem durchschreiten der langen Ebene irgend wann schon halten werden. Sie haben dann auch gehalten.
Wir gehen die Ebene fast aus, bis zum Beginn des ersten Burchs des Glacier des Èvettes. Uns folgen nun in gebührendem Abstand die anderen Taktierer. Wir entscheiden uns zum gewinnen des ersten Bruchs, die Moräne nach Osten aufzusteigen um dann einen Hang querend auf die Ebende Fläche oberhalb des ersten Bruchs zu kommen. Die querung des Hangs gehen wir leider etwas zu hoch an und so befinden wir uns in recht steiler Querung aber alles geht gut. 
Am Ende der Ebende gehen wir den weiteren Aufschwung in einem links rechts Schwung an und können schon bald die Serac Zone hinter uns lassen. Wir kommen in dem tiefen Schnee und der Sonne g`hörig ins schwitzen und wechseln mit der Spurarbeit entsprechend ab. Die Taktierer kommen in unserer Spur recht flott voran, an der Sella de l'Albaron wechseln die Verfolger nach Italien hinunter.
Wir hingegen wollten über den Grat zum Gipfel.  Wir bauen um gewinnen den schmalen Schneegrat.
Sehr unangenehm alles, einsinken bis zu den Knieen, links und rechts gehts abwärts, nein ich bin kein Gratheld, Andreas leider auch nicht, bevor es denn so richtig gratig wird mit leichem klettern geben wir schon auf. Wir entscheiden es über die zwar längere aber dafür sicherere und einfacherere Variante hinauf zu schaffen. Wir gehen den Grat retoure und suchen einen geeigneten Punkt um nach Westen abfahren zu können. Bald stehen wir gut 300Hm tiefer in der Mittagssonne und fellen nochmal an für den l*Albaron.

Schon bald drückt es mir den Schweiß aus allen Poren und ich habe nach der anstrengenden Spurarbeit mit dem Akkuladestand zu kämpfen.
Ich mache dann am besten mal ein Depot. lt. unserem Tourenbeschrieb, kann ja einfach mit den Ski westseitig bis zum Gipfel aufgestiegen werden. Also lasse ich Seil, Pickel, Steigeisen und einen Sack Klamotten ins Depot. So erleichtert geht es deutlich besser. Wir gewinnen eine markante Geöländekante und stehen vor dem Gipfelaufbau. Wie wir hier mit Ski bis zum Gipfel kommen sollen sehen wir nicht, aber Spuren führen immer weiter nach Westen, also , so denken wir ist die Lösung eben noch verdeckt.
ca. 30m unter dem Gipfel hören die Spuren unter den senkrechten Felsen auf.
Ein Blick noch weiter nach Westen geht in die gähnende Leere, hier bricht der l'Albaron fast senkrecht mehrere 100 Meter haltlos ab. Wir sehen hier kein weiterkommen, sind nach 1400 Hm anstrengendem Aufstieg auch ziemlich ausgepumpt, durch die Felsen sehen wir keine Möglichkeit. Wir geben uns mit dem fast erreichen des l'Albaron zufrieden, lt unserm Führer soll es ja möglich sein leicht mit den Ski auf den Gipfel zu kommen, und nu  sind da ca. 30m Felswände die den Zugang sperren.

Abbruch, umbauen und in dem immer weicher werdenden Schnee in der Nachmittagshitze hinunter zur nächsten Hütte. Aus der l'Albaron Südwand ergießt sich ein gewaltiger Schneerutsch, er kann uns nicht treffen, aber er mahnt an das es schon spät ist. In noch akzeptabelm Sulz erreichen wir wiederum nach 8h die Refuge d'Averole.  
Hier erfahren wir, das ein keiner Klettersteig auf den Gipfel führt, wer aber keinen vermutet wird auch nie nach einem suchen. Kurzzeitg sind wir noch vergrault wegen des verpassten Gipfels.
Das schöne an Frankreich ist nun vollends zurück, das Abendessen ist wieder Prima, der Schlaf ebenso.

Tag 4
Wir stehen früher auf als die voran gegangenen Tage, denn wir haben ja noch die ganze Rückreise vor uns.
Um 7:30h starten wir mit leichtem Gepäck zum Quille d'Albaron. Zuerst müssen wir die Ski tragen bis in die Bachmulde des Val d'Arnes. Auf hart gefrorenem Schnee steigen wir zügig entlang der rechter Hand liegenden Felswände hinaus zum Col d'Arbéron. Hier erschlägt uns die beeindruckende Gletscherwelt mir den bizarren Gipfeln. Am letzten Tag meint es der Liebe Gott nochmal gut mit uns, eine super bequeme Aufstiegsspur liegt im Hang zur Quille d'Arbéron. Wir erreichen so zügig den Westgrat. Die Südflanke ist noch hart gefroren. Wir entscheiden hier am Westgrat Skidepot zu machen und steigen ohne Ski den Westgrat entlang bis zum Gipfel. Diesen erreichen wir um kurz vor 12:00 Uhr, Die Aussicht könnte nicht besser sein, nach kurzer Rast bei Windstille treten wir den Rückzug an, die Südflanke dürfte so ab 13:00 Uhr gut genug für eine Abfahrt aufgefirnt sein. Das tangiert uns aber nicht mehr, da die Ski eh unten stehen und wir deutlich zu bald dran sind. 
Am Skidepot freuen wir uns an dem kommenden, und dies nicht zu unrecht wie sich herausstellen wird.
Wir cruisen in Top Powder die NW Flanke hinunter zum Col d'Arbèron. Das grinsen in unseren Gesichtern hört nun nicht mehr auf bis die Ski unten in der Bachmulde wieder abgeschnallt erden müssen. Besser gehts nicht, die schönste Abfahrt der ganzen letzten Tage. 
Jetzt wirds nochmal mühsam, die Schneereste zur Hütte sind aufgeweicht und wir sinken mit den Beinen bis über die Knie ab und an ein. Aber auch das hat alles mal sein End.
An der Refuge d'Averole gönnen wir uns ein Radler und Omlett, dabei finden wir die ultimative Mitfahrgelegenheit. Wir brauchen nur 5Min. von der Hütte abfahren und werden freundlichst per PKW das lange Tal hinaus gebracht, Wenn wir das hätten laufen müssen, nein Danke, Taxi rufen weiter unten alles wäre nochmal Zeit und Nerv und konditionsraubend gewesen. So sind wir aber zu unserem Ausgangspunkt nach Bonneval sur Arc gebracht worden.
Besser hätte der ganze Tag vom Morgen weg nicht laufen können.

Route Maurinne, wir haben das beste erreicht durch Optimismus einen Einblick in die wilde Grenzregion zu Italien bekommen.






Tourengänger: Dolmar


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