Wannels-Runde oder im Kleinen liegt das Glück...


Publiziert von Alpin_Rise , 7. Mai 2019 um 08:49.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum:17 Februar 2019
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-FR 
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Muscherenschlund P. 1134, Strasse meist bis hier geräumt, an schönen Tagen grosser Andrang. cff logo kein ÖV

Die Skisaison 18/19 verwöhnt mit einem Höhepunkt nach dem anderen. Grund genug, sie mit dem einen oder anderen Bericht zu würdigen. Zu Mal oft Kaiserwetter herrschte, kaum je ein Bruchharsch-Hang zu beklagen war und ein paar Gipfel(chen) noch keinen Hikr-Ski-Eintrag haben.
Die hier beschriebene, an sich unspektakuläre Runde
in den Vorhügeln des Gantrisch-Massivs war für mich persönlich eine spezielle Tour, bei der zum Glück (!) Plan und Ausführung auseinanderklafften. Das SLF -Lawinenbulletin** warnte zu Recht vor der tückischen Altschnee-Situation. Das Problem war vor allem in den westlichen Voralpen anzutreffen, wo in der laufenden Saison 6 Menschen ihr Leben liessen. Was sich auch an jenem Tag tragisch manifestierten sollte...*

Schibe und Märe sind zwei klassische, wenn auch nicht ganz triviale Winterziele, die oft Besuch erhalten. Bei sicheren Verhältnissen bieten sich zahlreiche Varianten und Steilabfahren an. Den besten Überblick über die Abfahrten, schöne Aussicht ins Mittelland und viele reizvolle Geländekammern halten auch die Vorposten Wannelsgrat und Stäckhütteghürn bereit. Einziger Minuspunkt und Grund für meine schmale Besuchsfrequenz ist, dass die Ausgangspunkte ohne privates Motorfahrzeug schlecht erreichbar sind.


Was wäre wenn...? am Wannelsgrat

Start um 9 Uhr im Muscherenschlund P. 1134, wo (noch) erstaunlich wenig Betrieb herrscht. Geplant ist Märe West - Nordafbahrt nach Verhältnissen - Wannelssattel - Muscheren. Da wir keine eindeutige Spur durch die Westflanke zur Märe ausmachen können, steigen wir etwas planlos über Wannelsen unter die steile Märe-Westflanke. Es sind zwar Abfahrtsspuren (vom Vortag?) zu sehen, allerdings keine eindeutig problemlose Aufstiegslinie. Nach einer kurzen Evaluation blasen wir vor einem Lawinenzug auf 1700m zum Rückzug: Eine Mischung aus steil-abweisendem Schattenhang, fehlender Aufstiegsspur, wenig Lust auf Portage, beginnender Erkältung (und Intuition...?) führt uns horizontal zurück in den Wannelssattel P. 1768 und weiter an die Sonne auf dem Wannelsgrat. Ein schöner Aussichtsposten, von wo wir Aspiranten im Märe Nordcouloir und Schibe Nord beobachten - sind wir doch zu defensiv unterwegs?
Die Kompensation für unser Auskneiffen ist die wenig verspurte, pulvrige Abfahrt durch die NW-Flanke (kurz über 35°), dann führt uns ein weiterer, coupierter Aufstieg entlang dem Kamm über Wannels zum Stäckhütteghürn .
Abfahrt mit kurzem Gegenanstieg zum Hohmattli, unter dem Grätli P. 1654 querend zu den Oberen Chrutböden. Über die schönen, offenen Hänge von Muscherli zurück zum fahrbaren Untersatz. Die Strasse gleicht mittlerweile einer Blechschlange aus weit mehr als 50 Fahrzeugen...

Skischwierigkeit: Wannelsgrat NW-Flanke ZS+, Rest deutlich leichter.

*Zum Tourende schiesse ich noch ein hastiges Foto der Märe Westflanke, um den Hang am Bildschirm  genauer zu studieren. Erst am Folgetag erfahre ich vom tödlichen Lawinenunfall. Kurz vor dem Fotozeitpunkt wurde ein Skitourenfahrer über mehrere Hundert Höhenmeter mitgerissen, der Anriss der Lawine im Hang, unter welchem wir drei Stunden zuvor umgekehrt sind...

** Die Art der Lawine (trocken? Gleitschnee bzw. nass?) ist mir nach wie vor nicht ganz klar. Der Anriss lag im Kernbereich des Bullletins für (Zitat SLF-Bulletin 17.2.2019) trockene Lawinen:
"mässig
für Sektor Nord (NW-NO) oberhalb 1800 m. In der Schneedecke sind kantig aufgebaute Schwachschichten vorhanden. Vereinzelt können Lawinen im Altschnee ausgelöst werden und mittlere Grösse erreichen. Die Gefahrenstellen liegen vor allem an wenig befahrenen, eher schneearmen Hängen sowie im Bereich der Waldgrenze.
Nebst der Verschüttungsgefahr sollte vor allem die Mitreiss- und Absturzgefahr beachtet werden."

Und nicht im Kernbereich für Gleitschnee:
"erheblich für Südhänge (W-O) unterhalb 2500 m. Mit der tageszeitlichen Erwärmung und der Sonneneinstrahlung sind zahlreiche Gleitschneelawinen zu erwarten, auch grosse. Dies vor allem an sehr steilen Sonnenhängen unterhalb von rund 2500 m. Einzelne Gleitschneelawinen können auch in der Nacht oder am Morgen  abgehen. Exponierte Verkehrswege können gefährdet sein. Vorsicht in Hängen mit Gleitschneerissen.
Zudem sind im Tagesverlauf an West-, Süd- und Osthängen einzelne meist kleine nasse Lawinen möglich."




Tourengänger: Alpin_Rise
Communities: Bergunfälle, Skitouren


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