Geierkopf (2143 m) Nordwand - Bayerisch schottische Wintergames (550m, 9 SL, M5)


Publiziert von pete85 , 13. März 2019 um 20:53.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum: 9 März 2019
Hochtouren Schwierigkeit: SS
Klettern Schwierigkeit: V (UIAA-Skala)
Eisklettern Schwierigkeit: WI2
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:45
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 1050 m

Mit der Stirnlampe bewaffnet startete ich mit Bernd Richtung Nordwand des westlichen Geierkopfes.
Heute soll es Sturm geben (Windstärke 6-7) und ab Mittag einsetzenden Schneefall. Bei der Kombination fällt leider der Großteil der sonst verfügbaren Touren weg. Da der Wind von Westen bläst, entschieden wir uns für den Geierkopf. Schon beim Losfahren im Allgäu regnet es, aber hin zum Plansee wird es trockener und der Niederschlag ebbt ab.

Der Zustieg erfolgt mit Schneeschuhen durchs untere Geierkar, bei anbrechendem Tageslicht haben wir eine gute Orientierung und suchen uns den Weg ins obere Geierkar ohne große Probleme.
Links neben der Route wird unter einer kleinen Wand das Depot eingerichtet und das Material verteilt.


Die erste Seillänge laut Topo (150 m) geht über schönen Firn, Schnee und etwas Eis nach oben und wird normalerweise nicht gesichert. Danach folgt im rechten Arm des Ypsilons der weitere Anstieg zunächst nach schräg rechts, dann nach schräg links (oben auf einer Pulverschneebedeckten Platte - fand ich eher M4) hinauf zum Stand vor der Schlüssellänge.
Die Schlüssellänge sah so aus, wie sie schwerer nicht sein könnte. Kein Eis, kein Firn, dafür Pulverschnee auf glatten Platten. Und der Pulverschnee wurde durch Spindrifts auch noch permanent erneuert. Zu Beginn bin ich diesmal leider am ersten Haken weggerutscht. Danach (zum Glück) nicht mehr und das obwohl einmal eine ordentliche Schneedusche von oben herunterkam.
Einfacher wäre die Länge mit etwas Firn, Eis oder aber trocken (ohne Pulverschnee mit sichtbaren Placements). So kam es uns wie eine M6 vor. Zumindest findet man nicht viel unter dem Pulverschnee und es ist endlos mühsam erstmal den Schnee mit dem Pickel wegzuputzen und dann wieder und wieder nach Hooks zu suchen (die häufig auch noch abschüssig sind). Abwärts geschichteter Fels unter Pulverschnee ist nicht so meins, bzw. hier habe ich offenbar noch Übungsbedarf.
Bernd ist am Ende der letzten Seillänge ein großer Brocken (ca. 30x15cm) ausgebrochen und mit Schwung frontal gegen den Helm geprallt und zersprungen. Zum Glück hat der Brocken nur am Helm eingeschlagen und nicht ein paar cm darunter. So waren nur Kopfschmerzen die Folge, von denen er sich aber rasch wieder erholt hat.  :)

Die vierte Seillänge quert dann nach links raus (wussten wir leider nicht mehr so genau, Topo war nicht dabei, geht schließlich immer quer nach links oben...). Logisch sieht der Weiterweg nach gerade oben aus. Andererseits hatte ich noch was im Gedächtnis von Queren....
Also querte ich 5 Meter nach links - dann wurde es noch plattiger, Sicherungen ließen sich keine legen und auf abwärtsgeschichteten Platten schräg links hoch....hmmm..... und ein Haken war partout nicht auszumachen!
Also wieder zurück und der Versuch gerade hoch. Das war noch viel größerer Mist. Es sieht teils einfacher aus - ist aber alles lose und weder Steigeisen noch Pickel finden gute Placements.
Also entnervt wieder die wenigen Meter abgeklettert (teils heikel, aufgrund des Bruchs) und nach einer Schimpftirade erneut nach links hinausgequert. Nun langsam weiter hoch, und beim Freiputzen des Felsens um nach einem Riss für einen NH zu suchen finde ich den ersten Bohrhaken. Etwas darüber ist noch ein Normalhaken (angeblich gibt es noch einen 2. BH in der Nähe, aber ich konnte nix finden). Im Anschluss noch ein paar plattige Meter nach links gequert, dann wenige Meter hoch und man steht im leichteren Gelände und kann die letzten Meter abspulen. Das Suchen hat uns hier mindestens 1 h gekostet - sehr ärgerlich und so viel fluche ich selten (auch wenn das beim Eis- und Mixedklettern irgendwie dazugehört).

Die 5. SL steigt dann Bernd souverän vor (M4-Stelle zu Beginn, später kurz WI 2). Der dazu gehörige Stand ließ sich nicht finden. Bernd bezog aber erstklassig Stand in einer Höhle!
Ich stapfte dann die 2 Schneelängen wieder vor und Bernd kletterte die letzten beiden Längen (M4 und Gestapfe) bis hoch zum Grat. Dafür war ich sehr dankbar, denn die letzte lange Länge war sowas wie die zweite Schlüsselstelle. Durch den stürmischen Wind über die Gratschneide in Verbindung mit dem Schnee ist mir schon beim Nachstieg die rechte Gesichtshälfte eingefroren und ich konnte das rechte Auge nicht mehr öffnen (habe wegen meiner Brille voll Schnee eh nix mehr gesehen). Und Bernd musste sich bei den Bedingungen noch durch die Wechte wühlen.

Oben klatschten wir uns kurz ab, schauten zum Gipfel, waren beide der Meinung das das Wetter zu schlecht sei für die 30 Höhenmeter dort hin und stiegen postwendend ab.
Einen Teil des Nordcouloirs auf dem Hosenboden, den Rest zu Fuß.

Insgesamt blieb das Wetter doch länger besser als erwartet. Gerade die ersten 3 SL hatten wir immer im Hinterkopf abzuseilen - aber es blieb und blieb erstaunlich lange stabil (auf niedrigerem Niveau).
Im Anschluss folgte eine Stärkung in der Ammerwaldalm, bevor die Rückreise angetreten wurde.


Bayerisch schottische Wintergames:
1. SL          150m, 50°, WI 1
2. SL          60m, M3-4
3. SL          45m, M5-6
4. SL          45m, M4
5. SL          50m, M4
6. SL          50m, 55°
7. SL          50m, 45°
8. SL          35m, M4
9. SL          45m, 50°



Kletterzeit:   6:10 h



Tourengänger: pete85


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