Nationalpark Torres del Paine (1)

Der Nationalpark Torres del Paine gilt als der schönste in Chile. Wohl zu Recht: Dem argentinischen Cerro Torre ähnlich dominieren die Felstürme der Torres del Paine die Wildwestlandschaft, durch die der patagonische Wind ohne nachzulassen pfeift. Zahlreiche Seen in allen Farben sind in die farbenprächtige Landschaft eingebettet und selbst wenn dunkle Wolken den Himmel bedecken, ist die ganze Gegend unvergleichlich grossartig. 

Nach einem kurzen Inlandflug von Ushuaia nach El Calafate nahmen wir dort am Flughafen unseren geländegängigen Pick-Up in Empfang. Eine gute Wahl, wie sich herausstellte, fährt man mit ihm doch relativ bequem über die teilweise ruppigen Schotterstrassen, ohne dass die ganze Zeit Steine an den Unterboden prallen. Mühsam gestaltete sich lediglich der Grenzübertritt von Argentinien nach Chile: Fahrbewilligung in El Calafate einholen, am argentinischen Zoll abstempeln lassen nach Vorzeigen aller möglichen Dokumente. Dann eine langwierige Einreiseprozedur in Chile mit Durchleuchten des Gepäcks und wieder Fahrzeugbewilligung abstempeln lassen unter Vorweisung aller Dokumente. Endlich öffnete sich der eiserne Mast: Willkommen in Chile!

Die erste Zeit verbringen wir auf einer wunderschönen Estancia im alten Stil mit Pferdesätteln als Barhocker in Cerro Castillo, einem einsam gelegenen Dorf gleich hinter der Grenze, wo die Bewohner ursprünglich von der Schafzucht lebten. Pausenlos rüttelt der stürmische Wind an den Fenstern und Läden und am Morgen die Autotür gegen die Windrichtung zu öffnen, bereitete einiges an Kraftaufwand. 

Der Himmel machte einen grimmigen Eindruck. Wir beschlossen, dem Nationalpark Torres del Paine einen ersten Erkundungsbesuch abzustatten und fuhren gleich zur Laguna Azul, ganz im Nordosten des Parks gelegen, wo wir beim freundlichen Ranger die Parkeintrittsgebühr entrichten wollten. Dieser meinte nur, das müssten wir an einem anderen Parkeingang machen, wir könnten aber gerne unsere geplante Wanderung unter die Füsse nehmen und einfach auf dem Rückweg einen Abstecher zur Zahlstelle machen.

Der Blick vom Aussichtspunkt Mirador Sierra Masle über die Laguna Azul bis zu den Torres del Paine ist atemberaubend und eine absolut lohnende kurze Wanderung (Rundtour ca. 1 Stunde). Der Pfad ist vom kleinen Platz bei ein paar Hütten am östlichen Seeende gut markiert. Leider zeigten sich die Felstürme meist in Wolken verhüllt.

Auf dem Rückweg registrierten wir uns dann beim Parkeingang Laguna Amarga, wo wir für drei Tage die Parkgebühr von US$ 30.00 pro Person entrichteten. Ein stolzer Preis - zum Vergleich: Die Eintrittsgebühr im Schweizerischen Nationalpark beträgt für ein ganzes Leben CHF 0.00. 

Eine zweite kurze Wanderung unternahmen wir am Lago Sarmiento bzw. dem dortigen Parkeingang. Wir benutzten den Wanderweg Richtung Laguna Amarga (vom Parkeingang gut ausgeschildert und mit Pfosten markiert) bis etwas mehr als zur Hälfte, wo ein grosser felsiger Aufbau eine prächtige Rundsicht über viele Seen und zu den Torres del Paine bietet, welche sich aber inzwischen ganz in den Wolken versteckt hatten.