Simmering (2096 m) - ein (kaltes) Wintermärchen

Der Simmering ist eigentlich "nur" ein Latschenkopf mäßiger Höhe, der westliche Ausläufer der Mieminger Berge, und mit deren Hauptkette noch nicht einmal verbunden, durch das Talbecken von Nassereith von diesen getrennt. Und doch ist er ein wunderbarer Aussichtspunkt, der - wie es Stefan_83 hier bereits ausgedrückt hat - besonders als Winterziel von Interesse. Dies besonders insofern, als man zumindest bis zur Simmering Alm bei praktisch jeder Schneelage auf geräumter Forststraße aufsteigen und dann mit dem Schlitten wieder hinunter sausen kann. Die Alm hat hat an Samstagen sowie Sonn- und Feiertagen geöffnet. Von der Alm leiten sanfte Schneehänge hinauf zum Gipfel, die meines Erachtens ohne Lawinengefahr erstiegen werden können.

Bei zapfigen -13°C starte ich kurz vor 8 Uhr vom Parkplatz am Grünberglift. Gut beschildert geht es hinauf Richtung Zwischensimmering und Simmeringalm, immer der bequem begehbaren, geräumten Forststraße folgend. Auf dem weiläufigen Sattel zwischen Grünberg und Simmering (Zwischensimmering; hier hätte man die Möglichkeit, zum Grünberg und zur Aussichtsplattform Inntalblick zu wandern) weiter Richtung Simmering Alm. Und weiter, immer der Forststraße in Kehren folgend, aufwärts. Einziges Manko ist die fehlende Aussicht infolge des dichten Bergwaldes. Etwa 15 Minuten vor der Simmering Alm kommt von rechts der Alpsteig heruaf, dem ich später beim Abstieg folgen werde.

Kurz vor der Simmering Alm (1813 m; 2 1/2 Std) zweigt eine Skispur hinauf zum Gipfel ab, erst hier schnalle ich die Schneeschuhe an - und wühle mich sehr anstrengend zum Gipfel hinauf. Ihr kennt sicher das Sprichwort:

"Mit 20% des Gesamtaufwandes erreicht man 80% des Zieles - aber um die restlichen 20% zum Ziel zu erreichen, müssen die fehlenden 80 % des Aufwandes eingesetzt werden".

Daran muß ich heute sehr intensiv denken: die 800 Hm auf gebahnter Forststraße zur Alm waren ein Klacks im Vergleich zu den noch verbleibenden 200 Hm zum Gipfel. Trotz der vorhandenen Skispur und trotz der Schneeschuhe sinke ich im etwa 1 m tiefen Pulverschnee oft bis zu den Knien ein, es ist entsetzlich anstrengend, für Skifahrer ist der grundlose Pulver wahrscheinlich ein Hochgenuß. Schließlich habe ich dann aber den Simmering (2096 m) doch erreicht (1 1/4 Std ab Alm!).

Obwohl ich ja eher der Sommerbergsteiger bin, muß ich zugeben: die Aussicht in der klaren Winterluft ist sensationell. Dazu kein Windhauch und Sonne pur, die gefühlte Temperatur ist weitaus höher als in Realität (es dürfte etwa -10 °C haben, ich habe alles angezogen, was an Winterkleidung verfügbar ist).

Der Rückweg geht dann erheblich flotter als der Aufstieg, im Nu bin ich wieder drunten an der Simmering Alm - nur für einen Einkehrschwung reicht mir die Zeit nicht mehr, es ist fast der kürzeste Tag des Jahres und die Schatten werden jetzt, um 13 Uhr, schon wieder länger. Ich halte mich also nicht auf, zumal ich den Abstiegsweg nicht kenne und nicht weiß, was am Alpsteig auf mich wartet. Er zweigt im Abstieg etwa 10 Minuten unterhalb der Simmering Alm beschildert von der Forststraße ab und führt durch den Bergwald etwas steiler als die Straße direkt nach Finsterfiecht und zum P hinunter. Irgendwelche Schwierigkeiten gibt es nicht, der Steig ist sehr gut gespurt, und 6 1/2 Stunden nach Abmarsch bin ich wieder drunten im Tal.